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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Besucher sind so strikt an den Ort gebunden, an dem sie den Tod gefunden haben, dass sie gar nicht mehr wissen, dass es ringsherum noch etwas anderes gibt. Nachdem wir nun endlich sein Jagdrevier verlassen haben, ist es für ihn so, als hätte es uns nie gegeben, als ob wir …«
    »Mit anderen Worten: Du hast nicht die leiseste Ahnung, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Ich hätte da eine Erklärung«, kam es von George. Er fuchtelte mit der Taschenlampe. »Der Ring an der Tür ist aus Eisen, das Türblatt ist mit Eisenbändern beschlagen, und auch in den Fußboden ist eine Eisenlinie eingelassen. Das Ganze sieht ziemlich altertümlich aus, als hätte jemand schon vor langer Zeit dafür gesorgt, dass dieser Besucher hier nicht reinkann. Damit man hier sicher ist.«
    Er beschrieb mit dem Lichtkegel einen Bogen, sodass wir endlich sehen konnten, wo wir gelandet waren. Der enge Gang war, ebenso wie der Fußboden, aus alten, flachen Ziegeln gemauert. Er führte nur ein kurzes Stück geradeaus, dann traf er auf die Westwand des Hauses, die auf Georges Plänen so verdächtig dick erschienen war. Dort bestand die Wand aus behauenen Steinen und der Gang bog nach rechts ab. Wie es hinter der Biegung weiterging, war nicht zu erkennen, weil alles mit dichten grauen Spinnweben bedeckt war, die von der Decke bis auf den Boden reichten.
    »Das mit den Spinnen gefällt mir überhaupt nicht«, sagte ich.
    »Das Eisen hält sie von der Tür fern«, entgegnete Lockwood. »Dort, wo es um die Ecke geht, beginnt wieder das alte Klostergebäude und irgendwo da hat vermutlich auch die Heimsuchung ihre Quelle. Soll heißen: viele Spinnen und stärkeres Besucheraufkommen. Ab jetzt setzen wir beim geringsten Vorfall sämtliche Waffen ein, die wir zur Verfügung haben.«
    Wir rappelten uns hoch. Ich gab George seinen Degen zurück und zog meinen eigenen. Ich fand auch meine Taschenlampe wieder, aber die Birne war beim Herunterfallen kaputtgegangen. Lockwoods Lampe blieb verschwunden und Georges schien schwächer zu werden.
    »Mach sie aus. Wir müssen Batterien sparen.« Lockwood verteilte Kerzen und Streichhölzer. Die senfgelben Kerzenflammen loderten hoch und hell. »Behaltet sie im Auge. Sie sind gute Anzeiger jedweder Manifestationen.«
    »Schade, dass wir keine Katze im Käfig dabeihaben, so wie Tom Rotwell damals«, meinte George. »Katzen sind ganz besonders sensibel – man muss bloß das Gejaule aushalten.«
    »Glaubt ihr wirklich, dass die Quelle außerhalb des Ro ten Zimmers liegt?«, fragte ich. »Der Besucher war so was von stark!«
    »Echt abgefahren!«, pflichtete George mir bei. »Eine Mischung aus Poltergeist und Wandler. So was hatten wir noch nie.«
    »Nein, es war einfach nur ein Wandler«, widersprach Lockwood. »Er besaß keinerlei telekinetische Fähigkeiten.«
    »Aber er hat doch die Tür zugezogen und abgeschlossen«, gab ich zu bedenken.
    »Bist du dir da sicher?«, erwiderte Lockwood. »Ich nicht.«
    »Moment mal«, sagte ich, sprach aber nur noch mit seinem Rücken, denn er war schon dabei, den Gang zu untersuchen. »Du glaubst ein zweiter Geist …« Mir ging ein Licht auf. »Du meinst, das war jemand aus Fleisch und Blut, der uns absichtlich eingeschlossen hat? Aber das würde ja heißen –«
    George stieß einen lang gezogenen Pfiff aus. »Fairfax oder Starkins …«
    »Aber die beiden trauen sich doch bei Dunkelheit nicht mehr ins Haus«, widersprach ich.
    »Starkins nicht, das stimmt. Kommt jetzt. Die Arbeit ruft.«
    Ich konnte es einfach nicht glauben. »Fairfax? Aber wieso? «
    Lockwood schüttelte nur den Kopf. Er hatte die Biegung erreicht und duckte sich unter dem Spinnwebvorhang durch. Als er die Kerze hob, ergriffen Dutzende glänzender schwarzer Krabbeltiere die Flucht vor dem Lichtschein. »Hier hört der Ziegelboden auf und es wird schlagartig kälter. Außerdem rieche ich Miasma und verspüre Maladigkeit. Miss bitte noch mal die Temperatur, George, und komm dann her.«
    George drängte sich an mir vorbei und las bei jedem Schritt sein Thermometer ab. Ich folgte ihm widerstrebend.
    »Ich weiß ja, dass du Fairfax nicht leiden kannst«, fing ich wieder an, »aber deswegen ist er doch nicht gleich geisteskrank oder so.«
    »Nein, geisteskrank ist er bestimmt nicht. Was sagt die Anzeige, George?«
    »Von neun auf fünf Grad gefallen, und das nach einem einzigen Schritt.«
    »Das wundert mich nicht. Wenn wir da reingehen, wird es bestimmt noch kälter.«
    Lockwood deutete auf einen Durchgang neben sich:

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