Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)
wiederkommen und ihn holen und der ganze schöne Effekt wäre im Eimer.«
Lockwood und ich gingen nicht darauf ein. Das dumpfe Echo war endlich verstummt und die lauernde Stille schlug über uns zusammen wie Wasser in einem tiefen Brunnenschacht.
Kapitel 20
»Das Wichtigste zuerst«, sagte Lockwood. »Ihr wartet hier.«
Unter den Blicken der längst verblichenen Vorbesitzer von Combe Carey durchquerte er die Eingangshalle, öffnete eine kleine Tür neben der Treppe und verschwand. Stille. George und ich sahen einander fragend an. Es plätscherte. Wieder Stille. Das Rauschen einer Toilette. Lockwood kam wieder zum Vorschein, trocknete sich die Hände am Mantel ab und schlenderte lässig auf uns zu. »Jetzt fühl ich mich wohler«, verkündete er. Unter seinem Arm klemmte ein feucht glänzendes Paket.
»Was hast du da?«, fragte George.
Lockwood hielt das Paket triumphierend in die Höhe. »Sieben Stück der stärksten Leuchtbomben, die man bei Satchell kaufen kann!«, sagte er. »Befestigt sie an euren Gürteln wie sonst auch und dann kann’s losgehen.« Er riss das Klebeband und die nasse Plastikhülle ab. Zwei silbrig glänzende Behälter fielen heraus.
»Lockwood«, setzte George verdutzt an, »wo hast du …«
»Du hattest die Bomben unter dem Mantel versteckt!«, rief ich. »Du hast sie versteckt, als wir ankamen. Während wir mit Starkins draußen warteten.«
Er lächelte und seine Zähne blitzten im Halbdunkel auf. »Kluges Mädchen«, sagte er grinsend. »Ich hatte sie im Futter meines Mantels befestigt. Sobald wir hier waren, hab ich mich auf die Toilette verdrückt und sie im Spülkasten versteckt. Halt die Hände auf, Lucy.«
Ich nahm erfreut die beiden Leuchtbomben in Empfang und befestigte sie an der vorgesehenen Stelle an meinem Gürtel. Lockwood zog zwei weitere hervor und gab sie George.
»Ich hatte vermutet, dass Fairfax uns filzt oder vielleicht unsere Ausrüstung überprüft«, fuhr Lockwood fort, »und ich wollte, dass sie vorher außer Sichtweite und in Sicherheit sind. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht erwartet hatte, dass er unser Gepäck heimlich durchsuchen lässt, sobald wir ihm eine Sekunde den Rücken kehren. Aber das zeigt nur, was für ein Mensch er ist.«
»Was ist er denn für ein Mensch?«, fragte George, während er die Behälter in seinen Händen anstarrte.
»Ein grässlicher. Das sieht man auf den ersten Blick. Und noch zwei Stück für mich …«
Ich schüttelte den Kopf und sagte staunend: »Wenn er das jemals rauskriegt …!«
»Ach was.« Lockwood hatte wieder sein Wolfsgrinsen aufgesetzt. »Es bereitet mir nun wirklich keine schlaflosen Nächte, dass ich ihn hintergangen habe. Wenn er unbedingt die Bedingungen diktieren muss, braucht er sich nicht zu wundern, wenn wir sie ein bisschen zu unseren Gunsten abändern.«
»Ich mache dir doch gar keine Vorwürfe«, sagte George. »Das hast du toll hingekriegt. Aber wenn wir hier auch nur ein antikes Stuhlbein ankokeln, zahlt uns Fairfax den zweiten Teil des Geldes nicht. Beziehungsweise wird er es machen wie die Hopes und uns verklagen. Dann stehen wir genauso blöd da wie vorher.«
»Na und? Klar verklagt er uns dann. Aber dafür rettet uns das Griechische Feuer womöglich das Leben. Habt ihr schon vergessen, was aus dem letzten Agententeam geworden ist, das die Nacht hier verbracht hat? Uns wird man nicht mausetot auf dem Fußboden finden! Womit wir bei Bombe Nummer sieben wären …«
Er schüttelte die Verpackung und eine letzte, größere Röhre rollte heraus. Wie die anderen trug sie das Firmenlogo der Firma Sunrise, aber die Papierhülle war nicht weiß, sondern dunkelrot. Aus einem Ende ragte eine lange Zündschnur.
»Das neueste Modell«, erklärte Lockwood und befestigte die Leuchtbombe an seinem eigenen Gürtel. »Der Typ bei Satchell meinte, dass die Leute von Fittes und Rotwell diese Bomben gern bei größeren Ansammlungen von Geistern einsetzen – Blitzkriegsverschüttete, Seuchenopfer oder so. Wenn das Ding hochgeht, verschießt es Silber, Eisen und Magnesium gleichzeitig. Und zwar mit einem mächtigen Wumms, wir müssen also ordentlich Abstand halten. Ich hoffe, die Bombe ist ihr Geld wert, teuer genug war sie jedenfalls. So … und wohin jetzt mit dem Müll?« Er knüllte die feuchte Verpackung zusammen und stopfte sie kurzerhand in die wertvolle Han-Vase. »Erledigt. An die Arbeit.«
Wir wählten die Bibliothek als unsere Basisstation. Der Raum lag sowohl nah an der Haustür als auch an
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