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Lodernde Begierde

Lodernde Begierde

Titel: Lodernde Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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erinnerte sich nicht. »Es tut mir leid, Graham – äh, Euer Gnaden. Ich habe gerade bemerkt, wie spät es ist. Ich hoffe, Ihr könnt mir verzeihen, aber ich habe heute so viel zu erledigen …«
    Eine lächerliche Entschuldigung, da er sie vor nicht einmal einer Stunde bei einem Nickerchen auf dem Fenstersitz erwischt hatte. Er war zu höflich, um sie darauf hinzuweisen, verbeugte sich bloß und äußerte eine angemessene Entschuldigung dafür, sie aufgehalten zu haben. Sie nickte und versuchte den verzweifelten Drang, vor ihrem eigenen Benehmen zu fliehen, zu unterdrücken.
    »Wenn es Euch nichts ausmacht … Ihr findet ja selbst hinaus?« Sie schwang ihren Arm in Richtung Tür, und die Porzellanvase – die während all der Stunden, die sie hier gemeinsam verbracht hatten, niemals in Gefahr geraten war – flog einige Meter durch die Luft und zerschellte an der Wand.
    Sophie sprang bei dem Geräusch zurück. Nein. Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt.
    Es geschah unausweichlich. Bei ihrem hastigen Rückzug warf sie den kleinen Konsolentisch um, und die gläserne Dekoration darauf zerschellte ebenfalls auf dem Boden.
    »Sophie …«
    Sie spürte seine Hand warm auf ihrem Arm, die Besorgnis in seiner Stimme oder das Mitleid?
    Unerträglich.
    Sie riss sich von ihm los, schoss den verzierten Fußschemel mit einer ungelenken Bewegung ihres Fußes quer durch den Raum und stolperte dann über die Kante des Teppichs, sodass sie fast mit dem Gesicht das Holz der Salontür berührt hätte.
    »Tut mir wirklich leid, ich muss …« Sie musste raus, raus, raus.
    Dann war sie auf der Treppe und raffte ihre Röcke mit einer Hand, ihre Füße waren gnädigerweise mit den schmalen Stufen vertraut. Ihr Zimmer, so karg wie die Zelle in einem Kloster, beherbergte glücklicherweise nichts, was zerbrechen konnte.
    Lebe wohl, Graham.
    Sie wünschte, sie wäre die Sorte Frau, die sich quer übers Bett werfen und ausgiebig weinen konnte. Doch leider konnte sie nur dasitzen und mit den kalten Händen in ihrem Schoß ringen, während sie das Ende eines Traumes betrauerte, von dem sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie ihn träumte.
    Sie hatte geglaubt, sich an den Gedanken gewöhnt zu haben, dass er für sie nie mehr sein könnte als ein herrliches Gedankenspiel, und sie hatte beschlossen, es so lange zu genießen, wie es währte, und ohne Bedauern zu gehen, wenn es aufhörte. Sie hatte sich für realistisch gehalten, und obwohl sie gewusst hatte, dass er sie niemals wollte, hatte sie sich keine Vorstellung davon gemacht, dass sie am Boden zerstört wäre, wenn er eine andere zur Frau nahm.
    Lebe wohl für immer.
    Er würde bald jemanden finden, denn was konnte eine reiche Familie dringender anstreben, als sich einen Titel zu kaufen?
    Genau wie Sir Hamish Pickering.
    Sophie hielt inne. Nein. Sie konnte es nicht tun. Es gab keine Möglichkeit, Graham davon zu überzeugen, sie zu heiraten, ohne die Bedingungen des Testaments zu brechen, indem sie es ihm erzählte – was dann Deirdre ebenfalls um ihre Chance bringen würde.
    Nein, das Geld gehörte Deirdre, nicht ihr. Es war so gut wie entschieden, denn Deirdres Mann wäre sehr bald ein Herzog, und Deirdre hatte ihn ohne die kleinste Mogelei für sich gewonnen. Wenn Sophie ihr das Vermögen mit irgendeinem Trick wegnähme, wäre das zu unfair.
    Die Stille ihres Zimmers lastete schwer auf ihr. Stille. Einsamkeit. Sie sollte sich inzwischen daran gewöhnt haben.
    Andernfalls sollte sie es schleunigst tun, denn sie hätte keine Aussichten auf eine gesicherte Zukunft, wenn jemand herausfand, dass sie Tessas Geld einfach genommen hatte, ohne einer Menschenseele davon zu erzählen und ohne Begleitung nach London gekommen war. Sie war unerwünscht.
    Die Zukunft für eine alleinstehende Frau war in England unsicher und gefährlich. Sophie hatte gesehen, wie das Waisenhaus nahe Acton die halbwüchsigen Mädchen mit nichts als einem Kleid am Leib und einer Mahlzeit in einem Taschentuch in die Welt hinausschickte.
    Einige fanden Arbeit auf dem Feld oder in den Küchen von Acton, und einige verschwanden einfach. Einige reisten weit, um Arbeit in den Fabriken zu finden – harte, schmutzige Arbeit, die junge Frauen vor der Zeit altern ließ. Einige tauchten später als Opfer von Gewaltverbrechen wieder auf, einige wurden zu blassen Gesichtern in den Fenstern der Bordelle in der Stadt.
    Sie hatte es ein wenig besser. Sie hatte die Erziehung einer Dame genossen und auch deren soziale Stellung. Diese Stellung

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