Lodernde Begierde
Fürsorglichkeit, bis er sich, fest entschlossen, dieses Durcheinander zu ignorieren, von seinem Wachtposten löste. Er musste sich um viele wichtige Dinge kümmern.
Auf seinem Weg hinaus kam er an zwei der weniger würdigen Welpen im Raum vorbei.
»Ich führe sie am Mittwoch in die Oper aus, wetten?«
»Tja, und ich werde sie bitten, mich heute Abend zu Lady Peabodys Hauskonzert zu begleiten und …«
In Grahams Kehle formte sich ein Knurren. Ohne nachzudenken, ließ er es an den beiden jungen Männern aus. »Ich begleite sie heute Abend zu Lady Peabodys Hauskonzert!« Er wandte sich an den anderen. Es machte keinen Unterschied, ob er den Richtigen erwischte, denn sie waren vollkommen austauschbar. »Und ich sitze am Mittwoch mit ihr in Brookhavens Loge in der Oper.«
Er ließ die Jünglinge bibbernd in seinem Kielwasser zurück und wandte seinen mordlustig funkelnden Blick auf den Rest der Menge. Sofort trat Schweigen ein. Ein paar hartgesottene Seelen machten Anstalten, sich seinem Anspruch zu widersetzen, unter anderem Somers Boothe-Jamison, aber Graham stellte sie einen nach dem anderen und machte ihnen deutlich, dass ihre Anwesenheit nicht länger erwünscht sei.
»Auch Eure Anwesenheit ist nicht erwünscht«, erklärte er Somers in scharfem Ton.
Somers reckte das Kinn. »Ich muss schon sagen, Edencourt – Ihr verhaltet Euch wie ein Tyrann. Ich denke nicht, dass Ihr hier mehr Rechte habt als der Rest von uns.«
Graham knurrte. Irgendwo in seinem Hinterkopf formte sich der Gedanke, dass er vielleicht doch mehr von seinem Vater hatte, als er bisher angenommen hatte, denn sogar Somers wich mit unsicher aufblitzendem Blick vor ihm zurück.
»Nun, ich nehme an, ich sollte jetzt gehen.«
Fünfzehntes Kapitel
D ann war fast die ganze Meute verjagt, nur ein einziger Mann war noch übrig. Er kam Graham irgendwie bekannt vor, auch wenn er seiner Kleidung und seinem Verhalten nach nicht der feinen Gesellschaft angehörte. Vielleicht ein Geschäftsmann? Glaubte er wirklich, er hätte bei einem Mädchen wie Sophie eine Chance?
Möglicherweise mag Sophie ihn.
Sie schienen ziemlich vertraut miteinander. Sie beugte sich vor, während sie ihm zuhörte, und schenkte ihm ein Lächeln, das sie eigentlich für Graham reservieren sollte.
Außerdem war der Kerl trotz seiner alltäglichen Aufmachung attraktiv – zwar bereits ein wenig älter und verlebt, aber groß gewachsen und muskulös.
Der Gedanke, dass Sophie diesen … diesen Schreiberling ihm vorziehen könnte …
In diesem Augenblick schaute der Mann auf und sah Graham in die Augen. Zwei ebenbürtige Gegner blickten einander an. Dieser Kerl war kein stammelnder Ses-selfurzer. Der war eine völlig andere Kategorie. Sofort flammte Misstrauen in Graham auf und wurde von amüsierter Abschätzung im Blick des anderen Mannes beantwortet.
Sophie wünschte sich, Mr Wolfe würde gehen. Zunächst war sie von seinem Interesse an ihrer Übersetzungsarbeit fasziniert und von seiner Reife und der vertraulichen Verbindung zur Familie abgelenkt gewesen. Doch als ihre vollkommen harmlose Unterhaltung sich dann dem aktuellen Klatsch zuwandte, der sich hauptsächlich um Grahams Eroberungen zu drehen schien, fühlte sich Sophie in seiner Gegenwart ziemlich gehetzt.
Eine düstere Dringlichkeit lag in Mr Wolfes geröteten Augen, als könnte er sich kaum zurückhalten, die Hände, die sich immerfort nervös ballten, nach ihr auszustrecken. Mr Wolfe wollte etwas.
Vielleicht hatte Lementeur das mit »verrückt« gemeint.
Dass sie sich unter seinem Blick fühlte wie ein Steak auf dem Teller, musste wohl daran liegen, dass sie solche Aufmerksamkeit nicht gewöhnt war. Schließlich war es genau das, wonach sie suchte, oder etwa nicht? Und anders als die winselnden Jünglinge um sie herum hatte Mr Wolfe etwas geleistet. Als Anwalt war er ein gebildeter Mann, jemand, der gelernt hatte, sich für seinen Platz in dieser Welt anzustrengen.
Er schien auch aufrichtig an ihr interessiert, nicht an dem schönen Schein, der Sofia umgab. Er war alt genug, um zu wissen, was er wollte, und sich nicht vom Wirbel der neuesten Mode mitreißen zu lassen.
Seine Schroffheit und Unbeholfenheit mochten ein wenig nervig sein, aber es stand ihr nun wirklich nicht zu, jemandem vorzuwerfen, sich nicht geschmeidig in der Gesellschaft zu bewegen. Ja, Mr Wolfe sollte auf der Liste ihrer potenziellen Ehemänner ziemlich weit oben stehen.
Es lag nicht an ihm, dass sie sich so etwas einfach nicht vorstellen
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