Lodernde Begierde
knickste gedankenverloren. »Habt vielen Dank, Mr Wolfe. Ich stehe in Eurer Schuld.«
Den Blick fest auf die gegenüberliegende Tür gerichtet, bahnte sich Sophie einen Weg durch die Menge. Doch trotz ihrer Erregung vermeinte Sophie zu spüren, wie diese dunkle Intensität ihr durch den Ballsaal folgte, fast wie die Hitze eines Kaminfeuers in ihrem Nacken.
In den Ecken des Peabody’schen Ballsaals gab es kleine Räume, kaum mehr als Alkoven eigentlich, die mit Ottomanen und Spiegeln eingerichtet waren, damit man sich die Haare richten konnte, und Türen, um einen privaten Augenblick genießen zu können. Graham hatte sich in einen dieser Räume zurückgezogen, um die perfekte Entschuldigung zu verfassen.
Sophie war endlich eingetroffen. Graham hatte ihre heitere Parade von einer Ecke aus beobachtet. Er hatte vor sich hingelächelt, als ihm aufgegangen war, dass ihr verträumt hochnäsiger Blick zum Teil der Tatsache geschuldet war, dass sie ohne ihre Brille so gut wie nichts sehen konnte.
Er hatte gezögert, unsicher, wie er seine Grausamkeit wieder gutmachen konnte und unfähig, seinen Konflikt und seine Verwirrung zu erklären, dann hatte die Meute sie gestellt. Der richtige Zeitpunkt war vorüber. Er hatte sich an diesen ruhigen Ort zurückgezogen, fest entschlossen, die richtigen Worte zu finden, um ihre Freundschaft zu retten.
Mit ihrem zielsicheren Raubtierinstinkt fand Lilah ihn dort.
»Hallo, Liebster.«
Er wirbelte herum. Lilah presste sich mit dem Rücken gegen die Tür und versperrte ihm so den einzigen Fluchtweg. Sie lümmelte sich dagegen, hatte eine Hüfte abgeknickt, ihre Finger spielten mit dem Saum ihres Schals und hielten ihn melancholisch von sich. »Du hast mich noch gar nicht geküsst.« Sie zog eine Schnute.
Eine Schnute in diesem schönen, marmornen Gesicht war einfach lächerlich. Graham bekämpfte seinen Ekel. Lilah wird meinen Besitz retten.
Er atmete aus. »Ich dachte, du würdest in deinem Haus auf mich warten.«
Sie drohte ihm mit einem Finger, dessen Nagel viel zu lang war. »Das ist nicht die richtige Antwort, mein Lieber. Du solltest entzückt sein, mich zu sehen. Du solltest mich leidenschaftlich in deine Arme reißen und mich küssen, als wäre ich der letzte Wassertropfen in der Wüste.«
Sie drückte sich von der Tür weg und schlich sich an ihn heran. »Du solltest mich um Erlaubnis anflehen, unanständige, schmutzige Dinge mit mir in diesem Zimmerchen anstellen zu dürfen, während die ganze Welt sich draußen vor unserer Tür amüsiert. Du solltest auf die Knie fallen und mir versprechen, dass du mich nie, aber auch nie mehr im Leben warten lässt.«
Er fühlte sich wie das Kaninchen vor der Schlange und wartete hölzern darauf, dass sie ihn sich schnappte. Sie ließ ihre zierlichen Hände über seine Brust in seinen Nacken gleiten.
»Hast du mich verstanden, Grammie? Ich habe auf dich gewartet«, murmelte sie. »Ich war ganz glitschig und feucht von meinem Bad und habe nackt in meinem Bett auf dich gewartet, genau so, wie es dir gefällt.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schnappte nach seinem Kinn. Irgendwie schaffte er es, nicht zurückzuweichen und trotzdem nicht gebissen zu werden. Lilah benutzte ihre Zähne so gern wie ihre Nägel.
»Aber. Du. Bist. Nicht. Gekommen.« Sie betonte ihre Beschwerde mit einem strategischen Ziehen an seinem Halstuch. Er ließ zu, dass sie seinen Mund zu sich herabzog und ihn hart und leidenschaftlich küsste.
Einem Teil von Graham gefiel es. Oder vielleicht erinnerte er sich nur daran, dass es ihm einmal gefallen hatte. Vielleicht steckte auch etwas von seinem rüpelhaften, lüsternen Vater in ihm, denn als sich Lilah voller Enthusiasmus an ihm rieb, gelang es ihm, eine kleine Flamme der alten Erregung zu entzünden.
Alles würde gut werden, bemerkte er erleichtert und ignorierte den anderen, viel größeren Teil von sich, der sie am liebsten von sich stoßen und seinen Mund mit einem ordentlichen Schluck Whiskey ausspülen wollte.
Er könnte Lilah benutzen, wie sie entschlossen war, ihn zu benutzen. Gleichermaßen gewinnbringend. Gleichermaßen offenkundig.
Gleichermaßen verwerflich.
»Sag mir, dass ich deine Herzogin werde, Grammie«, bedrängte sie ihn, während sie an seinen und ihren Kleidern zerrte. »Sag mir, dass ich die Herzogin von Edencourt werde, dass wir das tollste Paar der Gesellschaft sein werden und die herrlichsten Hauspartys veranstalten …« Sie war gerade dabei, seine Weste aufzuknöpfen und
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