Lodernde Träume
unverschämte Dreistigkeit erlaubt. Er hat mich aufgefordert, seine Geliebte zu werden.«
»Das darf doch nicht wahr sein!«
»Ist es aber.«
»Aber das paßt doch gar nicht zu ihm!«
»Es tut mir leid, wenn ich da anderer Meinung bin. Das war nur eine von vielen Beleidigungen, die ich mir von diesem Mann habe anhören müssen. Er besaß sogar noch die Frechheit, höchst überrascht zu tun, als ich ihm - dem >Pferdezüchter< - nach meiner Rückkehr eröffnete, dass ich den Herzog nie wiedersehen wollte.«
Lucinda lehnte sich zurück. Sie war sprachlos. »Wie habt ihr zwei das eigentlich bloß geschafft, nach all diesem Tohuwabohu noch glücklich vor dem Traualtar zu enden?«
»Da bin einzig und allein ich daran schuld. Die Wahrheit ist, dass ich, allerdings völlig unbewusst und ohne Absicht, ihn dazu verleitet habe, mich zu verführen. Ich war einfach so verdammt neugierig. Und es war so wunderbar, zumindest das Küssen, doch das, was danach kam, hat mir überhaupt nichts bedeutet. Er hat das von sich selbst auch behauptet. Er meinte, es hätte ihm so wenig gefallen, dass er nicht die Absicht hätte, je wieder mit mir ... die Ehe zu vollziehen. Es wäre für ihn nur eine Ehe auf dem Papier.«
Lucinda war bei diesem Thema zunächst etwas verlegen geworden, bei Megans letzter Bemerkung fand sie jedoch schnell ihre Sprache wieder. »Das kommt gar nicht in Frage!« platzte sie ärgerlich heraus. »Er hat die verdammte Pflicht, den nächsten Herzog zu zeugen! Und er kann dieser Pflicht nicht nachkommen, wenn er nicht ... äh, wenn er nicht...«
»Doch, das kann er wohl, wenn sich herausstellen sollte, dass das Kind, das ich erwarte, ein Junge ist. Hat er Ihnen denn nicht gesagt, dass wir nur deshalb geheiratet haben, weil ein Baby unterwegs ist?«
Lucinda war sprachlos. »Nein, dieses kleine Detail muss der Junge wohl ganz vergessen haben.«
Hewlett-Packard
38
Als Megan zwei Tage zuvor in den Stall gegangen war, hatte sie zu ihrer großen Freude entdeckt, dass Devlin ihr Pferd, Sir Ambrose, nach Sherring Cross hatte bringen lassen. Sie war überglücklich, ihre Stute wiederzusehen, doch noch glücklicher war sie, dass sie jetzt einen guten Grund hatte, Devlin aufzusuchen und sich bei ihm für seine Aufmerksamkeit zu bedanken. Eigentlich hätte sie natürlich zu jeder Zeit mit ihm sprechen können, er war ja schließlich ihr Ehemann, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie dazu einen Vorwand brauchte, und den hatte sie jetzt.
Seit ihrer Ankunft hatte sie ihn nur selten gesehen, geschweige denn mit ihm gesprochen. Gestern Abend hatte sie mit ihm im offiziellen Speisesalon zu Abend gegessen. Duchy war merkwürdigerweise verschwunden, so dass sie ganz allein waren. Sie hatten sich an beiden Enden des sechs Meter langen Esstisches gegenübergesessen - aber es war einfach kein Gespräch aufgekommen.
Devlin war wie verwandelt. Er saß elegant gekleidet mit exzellenten Tischmanieren beim Abendessen und benahm sich überkorrekt, jeder Zentimeter ein Herzog. Das einzige, was nicht ins Bild passte , waren seine langen Haare, die er immer noch nicht abgeschnitten hatte. Duchy hatte sich heute Morgen beim Frühstück beschwert, dass er sie nicht abschnitt, nur um sie zu ärgern. Megan gefielen seine langen Locken, denn sie waren das einzige, was sie an den Mann erinnerte, den sie geheiratet hatte.
Nur eine einzige Bemerkung hatte sie sich nach dem Essen nicht verkneifen können. Zwei Stunden bleiernen Schweigens an einem endlos langen Tisch waren ihr einfach zu viel geworden, und irgendeinen Kommentar über seine neue Rolle musste sie einfach noch loswerden.
Als sie aufstanden und jeder in sein eigenes Schlafzimmer davonging, meinte sie: »Jetzt wird mir erst klar, warum du die Rolle des Pferdezüchters so verdammt schlecht gespielt hast. Das nächste Mal, wenn du meinst, in die Haut eines Arbeiters schlüpfen zu müssen, solltest du deine weißen Batisthemden genauso zu Hause lassen wie deine Arroganz.«
Kurz danach, als sie zu Bett ging, bereute sie ihre bissige Bemerkung. Devlin hatte sowieso nicht die geringste Reaktion gezeigt, außer dass er seine Brauen leicht indigniert gehoben hatte. Er wollte sie einfach auflaufen lassen, fand es wohl unter seiner Würde, mit ihr zu streiten. Dann hatte Duchy also doch recht! Sie hatte ihn als absoluten Gentleman gepriesen und war aus allen Wolken gefallen, als Megan ihr geschildert hatte, wie Devlin zu ihr gewesen war, nämlich streitsüchtig,
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