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Lodernde Träume

Lodernde Träume

Titel: Lodernde Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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besagten ersten Mal. Und wenn er es doch nicht vermeiden konnte, ihr zu begegnen, war er jedesmal dermaßen übertrieben höflich, dass sie ihn am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte, um herauszufinden, ob es wirklich der alte Devlin war, der da vor ihr stand. Hatte sie das denn alles nur geträumt, war er vielleicht doch jemand ganz anderer, der ihr nur ein lächerliches Theater vorgespielt hatte? Doch sie tat es nicht. Dieser neue Devlin war so furchteinflößend und gebieterisch, dass sie nicht einmal wagte, einen Streit mit ihm vom Zaun zu brechen, weil sie sich ihm gegenüber nur noch wie ein kleines, dummes Kind vorkam.
    Die Situation war wirklich unerträglich. Jede Nacht weinte sie sich in den Schlaf. Und Devlin hatte keine Ahnung davon! Aber ihm ging es ja keineswegs besser als ihr. Sie hatte doch gehört, was er gesagt hatte. Er strengte sich genauso an wie sie, sein ganzes Elend zu verbergen.
    Die Situation war in der Tat absolut unerträglich. Doch dann kam Megan eine Idee. Sie hatte gehört, wie Devlin Duchy erzählt hatte, dass Sabrina behauptete, ihr Baby verloren zu haben. Das war die Lösung! Sie würde Devlin genau das gleiche erzählen! Diese Lüge würde ihr nicht leichtfallen; bei dem bloßen Gedanken daran stiegen ihr die Tränen in die Augen. Aber es wäre für beide das beste, denn dann könnte er die Ehe schnell annullieren lassen.
    Sie hatte zwar Gewissensbisse, doch ihr Entschluss stand fest. Und sie durfte auch keine Zeit verlieren, denn Devlins Großmutter plante einen großen Ball, auf dem sie die Eheschließung offiziell bekanntgeben wollte. Duchy hatte sich schon bei ihnen beschwert, dass sie wegen ihrer heimlichen Trauung ja gar keine Gelegenheit gehabt hatte, die Hochzeit zu arrangieren, und deshalb wollte sie wenigstens diesen Ball in aller Pracht feiern. Megan musste sich also sputen, bevor die Einladungen verschickt wurden. Je weniger Menschen von ihrer Existenz überhaupt erfuhren, desto schneller war Devlin wieder frei und konnte sein normales Leben weiterführen. Und sie konnte endlich vergessen, dass sie so dumm gewesen war, sich in einen Mann zu verlieben, den es gar nicht gab.
    Megan saß an diesem Abend nervös im Salon und wartete auf Devlin, als sie hörte, wie er draußen vom Korridor aus seine Suite betrat. Sie war so aufgeregt, dass es sie nicht mehr in ihrem Sessel hielt, sie aufstand und unruhig im Zimmer auf und ab ging. Dann hörte sie die Tür ein zweites Mal klappen; das war der Diener, den Devlin weggeschickt hatte. Jetzt war es soweit! Sie wartete noch, bis der Diener außer Hörweite war, dann brach sie in lautes Schluchzen aus. In Sekundenschnelle flog die Tür auf, die ihre beiden Räume trennte, und Devlin stürzte herein.
    »Was ist denn los? Warum weinst du denn?«
    »Ich ... ich weine gar nicht«, stammelte Megan. Dass er plötzlich so nah bei ihr stand, brachte sie völlig aus der Fassung. »Ich ... ach, nichts. Laß mich bitte allein.«
    »Megan!«
    Sie vergrub ihr Gesicht in ihre Hände und wimmerte: »Ich kann es dir nicht sagen. Ich habe versucht, es zu vergessen, aber jedesmal, wenn ich daran denke, muss ich weinen wie jetzt. Aber ... vielleicht solltest du es doch besser wissen.«
    »Was denn, um Himmels willen?«
    »Ich habe unser Baby verloren.«
    Ihm schien es die Sprache verschlagen zu haben, denn er sagte kein einziges Wort. Und so schluchzte Megan noch lauter. Wenn er jetzt auch nur irgendein freundliches Wort zu ihr sagen würde, dann, so glaubte sie, würde sie echte Tränen weinen.
    »Kannst du das beweisen?« fragte er statt dessen kalt, alles andere als freundlich. »Blutest du noch?«
    Megan erblasste . Sie hatte mit keinem Gedanken daran gedacht, dass er ihr womöglich nicht glauben würde. Zum Glück konnte er nicht sehen, wie totenbleich sie war, da sie immer noch die Hände vor das Gesicht geschlagen hielt.
    Doch sie fasste sich schnell und war sofort mit einer Erklärung bei der Hand. »Es ist schon länger her. Es war auf der Rückfahrt von Schottland. Und ich habe es dir nicht früher gesagt, weil ... weil ich noch ganz unter dem Schock stand. Bist du denn so dickfellig, dass du überhaupt nichts gemerkt hast?«
    »Ja, du warst in der letzten Zeit ungewöhnlich ... still.«
    Eine nette Art, ihr Elend zu umschreiben! Aber sein Ton war so eigenartig scharf, da stimmte doch irgend etwas nicht! Entweder glaubte er ihr nicht oder... Dachte er etwa, dass sie von Anfang an gelogen hatte, dass sie nie schwanger war und es deshalb

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