Lodernde Träume
unverschämt und respektlos. Dann war er in Wirklichkeit also gar nicht so, sondern es war nur die Rolle, die er gespielt hatte!
Megan ertappte sich dabei, dass sie darüber richtig enttäuscht war, denn diesen untadeligen, überkorrekten Devlin, mit dem sie gestern Abend gespeist hatte, fand sie einfach zum Gähnen langweilig. Doch jetzt wollte sie einen neuen Versuch wagen; es musste einen Weg geben, der sie zueinander führte . Deshalb war sie so froh, dass sie jetzt einen Grund hatte, ihn anzusprechen. Sie würde so freundlich wie möglich zu ihm sein. Es sollte ein Friedensangebot werden. Er war schließlich ihr Mann, in guten wie in schlechten Tagen. Und von den schlechten hatte sie langsam die Nase voll.
Megan betrat das Haus durch einen Seiteneingang und ging durch das Labyrinth von Korridoren, die schließlich alle in den Haupttrakt mündeten, wo auch Devlins Arbeitszimmer lag. Da hörte sie plötzlich von weitem eine erregte Stimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam.
»...Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes erzählen, er wäre nicht da, wenn ich verdammt noch mal ganz genau weiß, dass er hier ist. Meine Informanten haben dieses Haus Tag und Nacht beobachtet und mir sofort Bescheid gegeben, als er wieder zurückgekommen ist. Also bitte, gehen Sie mir aus dem Weg, John!«
Megan kam gerade um die Ecke, als die Tür von Devlins Arbeitszimmer aufging und er persönlich herauskam, um freundlich zu fragen: »Suchst du mich, Freddy?«
»Aha, kommst du endlich heraus aus deinem Loch!« bellte Frederick wütend zurück. »Wo, zum Teufel, hast du bloß gesteckt, verflucht noch mal, dass dich eine ganze Hundertschaft meiner Leute nicht ausfindig machen konnte. Hast du dich nach Amerika eingeschifft?«
»Du solltest mich wirklich besser kennen, Freddy. Ich würde mich um nichts auf dieser Welt noch einmal mit dieser Seekrankheit herumschlagen - auch nicht aus Freundschaft zu dir, um deine verdammte Haut zu retten.«
»Meine Haut?« rief der Marquis von Hampden empört. »Ich glaube, du hast wohl vergessen, wer hier wen erschießen will.«
»Ach, dann hast du wohl deine Pistole gleich mitgebracht?«
Devlin war immer noch die Ruhe selbst und nahm Freddys Drohung offensichtlich nicht im mindesten ernst, was Megan in helle Panik versetzte.
»Allerdings, bei Gott! Ich hab sie hier irgendwo!« erwiderte Freddy wütend und suchte hektisch in seinen Taschen, doch Devlin kam ihm zuvor, hechtete zu ihm hinüber und schlug den absolut arglosen Marquis mit der Faust zu Boden. »Ich glaube, das hab ich dir noch geschuldet!« keuchte Devlin und zeigte zum ersten Male wieder eine Andeutung von Gefühlsbewegung. Dieser Schlag schien ihm eine echte Genugtuung gewesen zu sein.
»Von wegen, verflucht!«
»Doch, mein lieber Freund! Und ich meine nicht den unüberlegten Flaustschlag, den du mir damals verpaßt hast. Ich meine etwas anderes. Du hast nämlich offenbar nicht die geringste Ahnung, wie die infame Verleumdung deiner Schwester und deine verdammte Verbohrtheit mir in der letzten Zeit das Leben zur Hölle gemacht haben! Ich hätte mich niemals in dieser verfluchten Provinz vergraben, wenn du nicht so ein elender Hitzkopf wärest, der ewig braucht, bis er wieder zur Besinnung kommt. Es ist einzig und allein deine Schuld, dass es mir jetzt so dreckig geht. Dafür wollte ich mich bei dir bedanken!« Und mit wutentbrannter Miene stürmte Devlin in sein Arbeitszimmer zurück, nicht ohne lautstark die Tür hinter sich zuzuknallen.
»Was, zum Teufel, will er denn bloß damit sagen?« knurrte Freddy, während er langsam wieder auf die Füße kam.
»Ich weiß nicht, Sir«, antwortete John höflich, wohl nur, um die peinliche Situation zu überspielen. »Vielleicht meint er damit die Schwierigkeiten, die er im Augenblick hat, sich an das Leben im Ehestand zu gewöhnen.«
»Ehestand?« rief Freddy fassungslos. »Hat er geheiratet? Das darf doch nicht wahr sein!«
»Doch, ich versichere Ihnen, dass ...«
Freddy wartete gar nicht, bis der Butler zu Ende gesprochen hatte, und stürmte an ihm vorbei in Devlins Zimmer. Megan zog sich leise zurück, ohne dass sie jemand überhaupt bemerkt hätte. Sie war am Boden zerstört. Jetzt hatte sie also nicht nur Devlins Leben ruiniert, sondern war auch noch schuld daran, dass es ihm elend ging und dass er unglücklich war!
»Wie konntest du es nur wagen, eine andere Frau zu heiraten, wenn meine Schwester...«
»...gelogen hat, Freddy!« vollendete Devlin den Satz, während er sich ein
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