Lodernde Träume
abzubringen.« An dieser Stelle weiteten sich Megans Augen mit Erschrecken. »Jetzt sehe ich natürlich, dass ihn das damals unheimlich verletzt haben muss , denn er war ja der besagte Herzog.«
»Ach, der Grund ist doch ein ganz anderer, Kindchen«, sagte Lucinda kichernd. »Seit ich mich erinnern kann, haben die Frauen dem Buben schöne Augen gemacht. Genauso erging es seinem Vater und meinem Mann. Die verdammten St. James-Jungs sind nun einmal außergewöhnlich schöne Männer. Es muss für den armen Kerl ja ein ganz schöner Schock gewesen sein, eine Frau zu treffen, die sich nicht auf der Stelle Hals über Kopf in ihn verliebt, sondern mehr auf sein Gestüt scharf ist als auf ihn selbst. Großer Gott, ich hätte doch zu gerne seinen Gesichtsausdruck gesehen, als er das gehört hat! Dabei waren Sie sich ja noch nicht einmal bewusst , dass Sie ihn damit massiv in seiner Eitelkeit verletzt haben.«
»Wirklich zu schade, denn das gehört eigentlich zu den Dingen, die ich am liebsten mache«, gestand Megan offenherzig.
»Das habe ich mir schon gedacht«, grinste Lucinda. »Aber was war dann der wirkliche Grund, warum Sie einen Herzog heiraten wollten, wenn ich fragen darf?«
Megan zuckte die Achseln. »Es war ein guter Grund, ein hervorragender Grund, auch wenn er Ihnen wahrscheinlich ziemlich kindisch vorkommen wird. Ich habe von Lady Ophelia Thackeray eine schwere Kränkung, eine beschämende Zurückweisung einstecken müssen. Sie ist in unserer Gegend für ihre rauschenden Feste bekannt, und jeder reißt sich darum, von ihr eingeladen zu werden. Auch ich habe über zwei Jahre sehnlichst darauf gewartet, doch dann hat sie mir einmal in aller Öffentlichkeit deutlich zu verstehen gegeben, dass ich mir das aus dem Kopf schlagen könnte. Tiffany meint, dass das an meinem verdammt hübschen Gesicht läge - Sie kennen doch Tiffany? Das ist meine beste Freundin, sie war damals mit dabei, als wir Sir Ambrose gekauft haben.«
»Ja, aber...«
»Devlin ist übrigens fürchterlich eingeschnappt, dass ich mein Pferd nach ihm benannt habe. Dabei wollte ich nur dem Herzog auf diese Weise meine Ehrerbietung erweisen, denn ich war der Meinung, dass mein Pferd das schönste von allen sei. Aber Devlin hat das überhaupt nicht so gesehen.«
»Ja, das kann ich mi r denken«, bemerkte Lucinda troc ken.
»Naja, auf jeden Fall meinte Tiffany, dass Lady O mich nur deshalb nicht auf ihre Feste einladen wollte, weil sie drei
Töchter hat, die sie unter die Haube bringen muss . Das mag ja sein, aber dass sie mich deshalb gleich dermaßen schneidet, wo es doch in der ganzen Gemeinde niemanden gibt, der noch nie auf der Gästeliste gestanden hat, fand ich so gemein. Sie hat mich wie eine Aussätzige behandelt, als ob irgendetwas mit mir nicht in Ordnung wäre. Ja, und da habe ich mich eben entschlossen, jemanden zu heiraten, der einen noch höheren Titel hat als sie - sie ist Gräfin von Wedgewood -, um sie auf diese Weise auszustechen. Das hört sich kleinlich und rachsüchtig an, nicht wahr? Ist es ja auch. Aber ich war nun einmal so wütend und so gekränkt damals.«
»Aber warum denn gerade Devlin?«
»Er war der bedeutendste Lord, den ich kannte, und ich mag auch wirklich sein Gestüt. Aber das war natürlich nur so ein Vorsatz. Ich musste ihn ja erst einmal kennenlernen und mich in ihn verlieben - das war für Tiffany und mich absolute Notwendigkeit. Denn ich hatte ja nicht vor, mein Leben zu ruinieren, nur um Lady O eins auszuwischen. Ich würde niemals einen Mann heiraten, den ich nicht liebe oder von dem ich nicht wenigstens annehmen könnte, dass ich mich mit der Zeit in ihn verlieben könnte, ganz egal, was für einen tollen Titel er hat. Es bestand für mich natürlich nicht der geringste Anlass , das alles Devlin zu erzählen. Und da hat er eben alles drangesetzt, mich von dieser Idee abzubringen.«
»Wie hat er denn das angestellt, ohne vor Ihnen seine wahre Identität zu lüften?«
»Er hat mir gesagt, dass der Herzog ein gemeiner Schurke, ein Ganove, ein Verführer unschuldiger Mädchen sei.«
»Was natürlich überhaupt nicht stimmt«, entgegnete Lucinda mit unüberhörbarer Empörung.
»Das hab ich ja auch gesagt. Obwohl ich den Herzog ja noch gar nicht kennengelernt hatte. Ich musste also die Ehre eines Mannes verteidigen, den ich gar nicht kannte. Aber Devlin hat einen Trick gefunden, es mir zu beweisen. Er ist auf einem Maskenball aufgetaucht, hat sich mir als der Herzog vorgestellt und sich eine
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