Lodernde Träume
»Das sollten Sie wagen! Sie würden augenblicklich gefeuert.«
»Ich glaube, Sie wissen ganz genau, dass ich es tun würde. Wollen Sie es darauf ankommen lassen?«
Megan reckte trotzig das Kinn; immerhin lag der Teich zwischen ihnen, und sie saß auf dem Pferd. Doch sie hatte nicht vor, weiter mit ihm über dieses Thema zu reden.
»Müssen Sie sich eigentlich sehr anstrengen, so unausstehlich zu sein, Mr. Jefferys, oder sind Sie von Natur aus so ein Ekel?«
»Das einzige, was mich im Augenblick anstrengt, Sie freches Biest, ist, Sie mir nicht vorzunehmen. Also hören Sie besser auf, mich zu provozieren.«
Erst dachte Megan, dass er damit meinte, sie übers Knie zu legen, doch dann bemerkte sie den Ausdruck in seinen Augen: Wieder begehrte er sie. Eigentlich hätte sie das beleidigen müssen, doch nein, diesmal fühlte sie ein warmes Kribbeln; eine Art Verwegenheit erfasste sie, die ihr völlig neu war.
»Vielleicht sollten Sie wieder ein biss chen schwimmen«, erwiderte sie keck, wobei sie an den gestrigen Morgen dachte.
»Ja, vielleicht sollte ich das wirklich.« Nach einer langen Pause fragte er: »Werden Sie mir dabei zuschauen?«
»Werden Sie mich wieder küssen, wenn ich es tue?«
»Wenn Sie so frech sind, werde ich es nicht beim Küssen belassen«, versprach er.
Megan war dabei, auf unbekanntes Terrain vorzustoßen. Ihr Instinkt riet ihr dringend zum Rückzug. Doch als er sich lässig rekelte und sein Hemd über den Kopf zog, schaute sie ihm wie gebannt dabei zu. Würde er sich tatsächlich hier vor ihren Augen ganz nackt ausziehen? Seine Schamlosigkeit war ein Skandal. Der ganze Mann war ein Skandal - doch er war schön wie ein Kunstwerk. Wenn er eine Statue gewesen wäre, hätte sie ihn stundenlang anstaunen können. Doch er war aus Fleisch und Blut und auch noch dreist dazu, und Megan wusste instinktiv, dass es immer ein Spiel mit dem Feuer sein würde, wenn sie in seine Nähe kam.
Sie musste verrückt geworden sein, gerade mit ihm ihre ersten Flirt-Erfahrungen sammeln zu wollten. Einem Gentleman waren seine Schranken bewusst , Devlin Jefferys jedoch wusste gar nicht, was Schranken waren. Warum konnte sie nicht einfach ihre Neugier befriedigen, ohne immer unannehmbare Konsequenzen befürchten zu müssen? Sie hatte echt Lust darauf, Devlin weiter zuzuschauen. Wenn sie ehrlich war, wollte sie auch wissen, was er mit »mehr als ein Kuss « eigentlich meinte. Aber schließlich traute sie sich doch nicht ganz. Als er mit seinen sehnigen langen Fingern ansetzte, die Hose aufzuknöpfen, drehte Megan sich ruckartig um.
»Feigling«, hörte Megan ihn leise sagen.
»Ich bin nur vorsichtig«, gab sie zurück. »Haben Sie denn nicht den leisesten Funken Anstand, Mr. Jefferys? Ziehen Sie sich auf der Stelle wieder an!«
»Ich habe nur Ihren Vorschlag angenommen, mein vorsichtiges Fräulein«, erinnerte er sie.
»Ich meinte doch nicht, dass Sie nackt schwimmen sollen.«
»Ich stehe aber nun einmal nicht auf nasse Wäsche«, war seine Antwort.
»Dann schwimmen Sie eben nicht!«
»Heißt das, dass Sie lieber das andere wollen, Megan? Sie haben mich schon wieder mit den Augen verschlungen und mich soweit gebracht, dass entweder das eine oder das andere fällig ist.«
Diese sexuellen Anspielungen waren zwar aufregend, sie gingen jedoch weit über Megans beschränkte Erfahrung auf diesem Gebiet hinaus. Zum Glück konnte er nicht sehen, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Es ärgerte sie, dass er sie immer so leicht aus der Fassung bringen konnte.
»Dann schwimmen Sie eben, wenn es nicht anders geht, aber beeilen Sie sich«, gab sie schließlich nach.
Sie hörte, wie er ins Wasser stieg und fröstelnd prustete. Sie lächelte. Früh am Morgen war das Wasser immer eiskalt, deshalb schwamm sie gewöhnlich erst nachmittags, wenn es sich deutlich erwärmt hatte.
»Ich hätte Ihnen gleich sagen können, dass das Wasser eisig ist«, sagte sie.
»Da brauchen Sie gar nicht so schadenfroh sein, Sie Biest. Ich kann mir leider nicht aussuchen, wann ich ins Wasser gehe, denn im Moment brauche ich einfach eine kleine Abkühlung, haben Sie das schon wieder vergessen?«
» Muss bei Ihnen jedes Wort eine schlüpfrige Anspielung sein?«
»Irgendwann werden Sie in der gleichen Lage sein wie ich jetzt, und ich verspreche Ihnen, Sie werden dann auch keine Lust haben, sich über das Wetter zu unterhalten.«
»Ich glaube nicht, dass ich so dumm bin, mich in eine derartige Lage bringen zu lassen«, erwiderte sie
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