Lodernde Träume
Doch Megan war wirklich eine ganz besondere Marke: Es war ihr egal, ob er ein Wüstling oder ein Heiliger war; er als Mann war uninteressant, es ging ihr nur um den verdammten Titel! Großer Gott, und sie hatte diesen eiskalten Plan sogar ohne die kleinste Verlegenheit zugegeben.
Gut, er hielt sie für verwöhnt, eigensinnig und jähzornig. Doch dass sie derart berechnend war, hätte er nie geglaubt. Wenn er nicht wegen Freddys impulsiver Art für eine Weile hätte verschwinden müssen, wäre er womöglich wirklich in diese Falle getappt. Er durfte gar nicht daran denken...
Devlin konnte sich zwar nicht an die Einladung auf einen Ball in Hampshire erinnern, doch er hatte ja immer eine ganze Menge Einladungen erhalten und sofort wieder vergessen, bis sein Sekretär ihn daran erinnerte. Es war also durchaus möglich, dass er diesen Ball besucht hätte, wenn er zu Hause geblieben wäre, statt sich auf Duchys Wunsch hier zu verkriechen. Womöglich wäre er, wenn er Megan dort unter völlig anderen Umständen begegnet wäre, auf ihr unwiderstehliches Lächeln hereingefallen. Wie hätte er auch darauf kommen sollen, dass diese hinterhältige kleine Abenteurerin nur auf seihen Titel scharf war.
Schon diese Vorstellung jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken - und gleichzeitig rief sie in ihm auch eine Riesenwut hervor. Er sollte wirklich auf diesen verdammten Ball gehen und es Megan besorgen, wie sie es verdiente: Wie ein gemeiner, mit allen Wassern gewaschener Weiberheld sollte er ihr an die Wäsche gehen, sie wie ein Flittchen behandeln. Doch es gab da ein Problem: Sie rechnete offensichtlich damit, dass er auf diesem Ball auftauchen würde; es war also davon auszugehen, dass dies auch Freddy zu Ohren käme. Der würde sich womöglich wundern, dass er, Devlin, erst in der Versenkung verschwindet und sich ihm dann auf einem Ball sozusagen öffentlich zum Abschuss präsentiert. Aber Freddy würde sich diese Chance trotzdem nicht entgehen lassen und für alle Fälle mit schu ss bereiten Pistolen dort aufkreuzen. Über diese Geschichte war für seinen Freund noch kein Gras gewachsen, darüber durfte er sich keine Illusionen machen.
Doch wie lange sollte das denn noch dauern? Wenn Duchy recht hatte, noch ungefähr zwei Monate. Er erinnerte sich an ihre Worte:
»Die Göre wird mit der Zeit weich werden, wenn sie wirklich schwanger sein sollte. Sie wird mit dem Namen des wirklichen Vaters herausrücken, um nicht den nächstbesten Kerl als Bräutigam akzeptieren zu müssen, den ihr Bruder ihr anschleppt. Ich kann mir zwar bei Sabrina Richardson, eigensinnig und eitel, wie sie ist, kaum vorstellen, dass sie sich gerne auf eine solche Heirat einlassen wird, doch Freddy wird darauf bestehen. Gerade weil du verschwunden bist, bleibt ihm ja gar nichts anderes übrig, als hart zu bleiben. Er wird sie einfach verheiraten müssen, und schon hast du nur noch ein Problem am Hals statt zwei.«
Sie hatte recht. Das Problem, von Freddys raffinierter kleiner Schwester vor den Traualtar gezerrt zu werden, hätte er dann tatsächlich vom Hals. Ungelöst blieb jedoch das Problem, dass er in Gefahr war, von seinem besten Freund abgeknallt zu werden. Trotzdem, zwei Monate waren eine verdammt lange Zeit, wenn man sich in der Provinz vergraben musste . Devlin hoffte darauf, dass Freddy schon vorher wieder zur Vernunft kommen und sich daran erinnern würde, dass Devlin seine verdammte kleine Schwester doch überhaupt nicht ausstehen konnte. Wie wäre er also dazu gekommen, sie zu verführen und zu schwängern, wie sie behauptet hatte?
Schlagartig wurde ihm die ganze Ironie seiner Lage bewußt: Er hielt sich hier auf, um der Heirat mit dem einen durchtriebenen Luder aus dem Weg zu gehen, und lief dabei schnurstracks dem nächsten in die Arme. Die erste bediente sich einer Lüge, um ihn in den Hafen der Ehe zu lotsen, die andere würde wohl ihr unwiderstehliches Lächeln zum Einsatz bringen. Doch was würde sich Megan Penworthy noch alles einfallen lassen? Wie weit würde sie gehen, um an ihn und sein Gestüt heranzukommen? Mein Gott, sein verdammtes Gestüt musste es sein! Am meisten ärgerte und kränkte ihn, dass sie sich ihn nur schnappen wollte, weil sie es auf sein verdammtes Gestüt abgesehen hatte. Oh, fast hätte er vergessen, dass er als Devlin Jefferys ja gar nicht zur Hochzeit eingeladen würde. Er musste lachen. Wie würde sie es wohl anstellen, ihn in seiner Abwesenheit zu heiraten?
»Hat das eigentlich irgend einen Sinn,
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