Lodernde Träume
gewesen wäre.
Dann sag ihm das.
Ja, das werde ich.
Als sie heute morgen ausgeritten war - zu einer absolut korrekten Tageszeit -, war von Devlin keine Spur zu sehen gewesen. Als sie zurückkam, hatte sie sich sogar absichtlich viel Zeit beim Striegeln von Sir Ambrose gelassen, aber er war immer noch nicht aufgetaucht. Der einzige, dem sie begegnet war, als sie den Stall verließ, war Mortimer gewesen. Sie hatte ihn gefragt, wo Devlin steckte, und er hatte ihr geantwortet, dass Devlin »fürchterliche Kopfschmerzen« hätte und deshalb noch im Bett wäre. Vielleicht war das nur alles halb so schlimm, doch sie ertappte sich dabei, dass sie sich große Sorgen um ihn machte.
Sie konnte ihn ja immer noch nach seinen Kopfschmerzen fragen, nachdem sie ihm wegen seines gestrigen Benehmens die Leviten gelesen hatte. Doch als sie sich ein Herz gefaßt hatte und zum zweiten Mal an diesem Tage den Stall betrat, war wieder außer Mortimer niemand da. Er wollte gerade eine der neuen Stuten aus dem Stall führen, um sie zu bewegen.
Megan blieb stehen, um das neue Pferd gebührend zu bewundern, und fragte dann in möglichst beiläufigem Ton: »Ach, übrigens, wie geht es denn Mr. Jefferys' Kopfschmerzen?« Sie wollte vermeiden, dass Mortimer merkte, dass sie sich um Devlin sorgte.
Der kleine Mann kicherte. »Er macht sich gerade neue«.
Megan runzelte die Stirn. »Wie kann man sich denn Kopfschmerzen >machen«
»Indem man eine neue Flasche entkorkt, Miss. Zwei oder drei hat er schon intus.«
Sie wusste nicht recht, was sie von dieser Enthüllung halten sollte. Devlin betrank sich? Und er musste schon gestern nacht damit begonnen haben, sonst hätte er ja heute morgen keine Kopfschmerzen gehabt. Dazu meinte sie Mor- timers amüsiertem Grinsen entnehmen zu können, dass das Ganze vielleicht mit ihr zu tun hatte. Mit ihr? Es war eine aufregende Vorstellung, dass sie Devlin dazu bringen konnte, sich haltlos zu betrinken! Hatte sie wirklich eine solche faszinierende Wirkung auf ihn?
Sei nicht so eingebildet! Vielleicht betrinkt er sich aus einem ganz anderen Grund.
Kann ja sein, aber die Vorstellung hat mir so gut gefallen, zumindest einen Augenblick lang.
Na gut. Aber du hast doch nicht allen Ernstes vor, diesen Mann aufzusuchen, w enn er betrunken ist, oder?
Um Gottes willen. Er ist ja schon in nüchternem Zustand ekelhaft genug.
Das auch. Aber darüber hinaus: Betrunkene haben keine Kontrolle mehr über sich und ihre Gefühle. Und seine Gefühle gehen gewöhnlich in eine ziemlich eindeutige Richtung, wenn du in seiner Nähe bist.
»Ja, ich weiß schon«, murmelte Megan.
»Haben Sie etwas gesagt, Miss?«
»Nichts, Mr. Browne«. Megan seufzte. »Ich habe mir nur gerade gedacht, dass ich Lust hätte, meine Freundin Tiffany zu besuchen. Ich nehme die Stute gleich, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Aber gerne. Das trifft sich gut, dann brauche ich sie nicht zu bewegen. Und ich versichere Ihnen, sie ist sanft wie ein Lamm. Ich hole nur noch den richtigen Sattel für Sie.«
Megan nickte. Doch während sie auf Mortimer wartete, wurden ihre Augen wie magisch zum hinteren Teil des Stalles gezogen.
Untersteh dich!
Megan senkte schuldbewusst die Augen. Interessiert es dich denn nicht, wie er aussieht, wenn er betrunken ist?
Wahrscheinlich sieht er so aus, wie alle Betrunkenen aussehen.
Vielleicht sieht er aber auch ganz besonders lächerlich aus, und den Anblick möchte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.
Du wirst nur Schwierigkeiten mit ihm bekommen.
Ach, jetzt bist du auf einmal ganz schön ängstlich. Wahrscheinlich, weil ich jetzt zu Tiffany gehe. Sie hat einen mäßigenden Einfluss auf dich.
Und auf dich! Sie wird dir ebenfalls raten, um betrunkene Männer einen großen Bogen zu machen.
Du lieber Gott, meinst du denn, dass ich Tiffany von alledem auch nur ein Wörtchen erzählen werde?
Das wirst du mit Sicherheit.
Megan hatte eigentlich nicht vor, Tiffany in ihre Abenteuer einzuweihen, zumindest solange nicht, wie sie noch so verwirrt und voller Schuldgefühle war. Doch sie war noch keine zehn Minuten mit Tiffany zusammen, da platzte es schon aus ihr heraus: »Was würdest du sagen, Tiffany, wenn ich unter meinem Stande heiraten würde?«
Tiffany stutzte, dann ging sie pragmatisch vor. »Wie weit unter deinem Stande hast du denn vor zu heiraten?«
Megan überlegt, was sie antworten sollte. »Ich meine das nur so ganz allgemein; du glaubst doch nicht, dass ich im Ernst vorhabe, so
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