Lodernde Träume
gleich wieder gegen einen Tyrannen kämpfen zu müssen.
Er ist kein Tyrann, das weißt du ganz genau. Vielleicht nimmt er dich deshalb so in die Pflicht, weil er ganz einfach um dich besorgt ist und möchte, dass es dir gutgeht.
Dass ich nicht lache!
Wie dem auch sei. Du solltest dir auf jeden Fall eine gute Entschuldigung ausdenken, warum du dich nachts draußen herumtreibst. Oder hast du vor, ihm die Wahrheit zu sagen?
Natürlich nicht! Aber vielleicht ist er ja noch gar nicht zurück. Dann bringe ich Sir Ambrose in den Stall und laufe schnell ins Haus, bevor er mich e rw ischt.
Na, dann viel Glück!
Sie hatte kein Glück. Er war schon zurück. Er stand breitbeinig im Stall, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und schaute sie so finster an, wie er es noch nie getan hatte. Megan musste ihm schnell zuvorkommen, sie musste in die Offensive gehen.
»Na, sind Sie schon zurück?« fragte sie forsch. »Ich hatte etwas zu erledigen und wollte Sie bitten, mich zu begleiten, aber Sie waren ja spurlos verschwunden.«
»Begleiten wohin?«
»Einer der Pächter meines Vaters ist krank geworden. Ich wollte heute Nachmittag schon bei seiner Familie vorbeischauen, ob er irgendetwas braucht, aber ich hatte so viel zu tun und habe es schlicht vergessen. Heute Abend fiel es mir dann wieder ein, und ich dachte, besser spät als überhaupt nicht...«
»Erzählen Sie mir doch keine Geschichten!« unterbrach er sie unwirsch, als er sie vom Pferd herunterzog. »Und dann noch ohne Sattel!« fügte er hinzu, als er den nackten Pferderücken sah. Er schaute sie durchdringend an. »Sie haben dieses Pferd also wahrhaftig ohne Sattel geritten?«
Megan stöhnte leise. Verdammt, das hatte sie ja ganz und gar vergessen. Doch sie war schnell mit einer Erklärung bei der Hand. Sie musste vorpreschen, nur so konnte sie die Situation retten. Und es schien zu funktionieren, immerhin schaute er schon um einiges weniger finster drein.
»Meinen Sie, dass ich zum ersten Mal ohne Sattel geritten bin?« schoss sie zurück. »Das ist doch ein Kinderspiel. Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich so aufregen. Warum mischen Sie sich überhaupt dauernd in meine Angelegenheiten? Außerdem habe ich Ihre Begleitung überhaupt nicht benötigt, da ich mich sowieso nur innerhalb der Grenzen unseres Landguts bewegt habe. Aber wenn dies hier schon die Stunde der Wahrheit ist, darf ich Sie vielleicht fragen, wo Sie gesteckt sind?«
»Ich war unterwegs, um einen Dieb zu fangen.«
Sie hatte nicht erwartet, dass er ihr die Wahrheit sagen würde. »Und, hatten Sie Glück?«
»Nein«, log er.
Sie wusste natürlich, dass das eine Lüge war. Doch sie konnte sie ihm nicht vorhalten, denn sonst hätte sie zugeben müssen, dass sie ihm gefolgt war. »Wie schade für Sie. Wenn er endlich gefasst ist, werden Sie ja hoffentlich aufhören, mir laufend hinterherzuspionieren.«
»Da muss ich Sie enttäuschen, zumindest was ihre nächtlichen Unternehmungen anbetrifft. Irgendjemand muss Sie zur Vernunft bringen, und ich glaube, da ist der Zeitpunkt jetzt gerade richtig.«
Er packte ihre Hand und zog sie mit Gewalt zu sich herüber. Megan riss die Augen auf und starrte ihn fassungslos an. Sie war vor Schreck wie gelähmt, denn sie wusste genau, was er mit ihr vorhatte.
»Moment mal, Devlin«, stieß sie hervor. »Das können Sie nicht machen. Ich lasse Sie einsperren, ich lasse Sie...«
Sie landete hart auf seinen Schenkeln, als er sie übers Knie legte. Sie wollte schreien, doch er sagte nur: »Du kannst schreien, soviel du willst, verzogene Göre. Das einzige, was du damit erreichst, ist, dass du eine Menge Zuschauer bekommst.«
Er hatte recht. Sie durfte auf keinen Fall schreien. Also biss sie die Zähne zusammen. Kein Laut sollte über ihre Lippen kommen, und wenn sie sterben müsste . Aber bei Gott, das würde er noch bereuen; sie würde schon Wege finden, sich zu rächen...
Der erste Schlag war ein Witz. Es klatschte zwar ziemlich laut, als seine Hand auf ihr Hinterteil niederging, doch es tat überhaupt nicht weh. Fast musste sie lachen. Sie hatte ganz vergessen, dass sie ja einen ihrer dicksten Reitröcke angezogen hatte. Da hatte er sich aber ganz schön verrechnet, der gute Mann. Sie würde sich natürlich hüten, es ihm zu sagen.
Doch das war nur der allererste Schlag gewesen. Als er aufhörte, und das war leider erst nach einer ganzen Weile, glaubte sie, keinen dicken Wollrock mehr, sondern einen hauchdünnen Seidenrock anzuhaben, und ihr war gar
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