Lodernde Träume
das sie den ganzen Nachmittag über gehalten hatten. Megan fragte sich schon, ob die Schotten ihre Tiere zu Tode reiten wollten, als sie endlich am Ufer eines kleinen Flusses anhielten und aus den Sätteln stiegen. Im Nu hatten die Männer ein Feuer angezündet, etwas zu Essen aus den Satteltaschen geholt und ihre Decken auf dem Boden ausgebreitet: Das sollte ein Quartier sein! Sie hatten doch tatsächlich vor, hier zu schlafen ... unter freiem Himmel!
Megan ächzte, als MacDuell sie vom Pferd hob. Ihre Gelenke waren ganz steif geworden und knackten vernehmlich. Doch obwohl sie sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, schlug sie ihm auf die Finger, als er ihr helfen wollte. Lachlan fand das nur lustig und kicherte ein wenig. Megan wich einen Schritt zurück, um besser zu ihm hochschauen zu können, und sagte dann finster:
»Sie sind ein Verbrecher! Und Sie werden nicht weit kommen!«
»Bin ich doch schon«, gab er vergnügt zurück.
»Wohin wollen Sie mich eigentlich verschleppen?«
»Nach Hause!«
Diese kurze Bemerkung ließ bei Megan die Alarmglocken läuten, und deshalb versuchte sie es schnell mit einer anderen Taktik, indem sie ihn warnte: »Ich werde nicht dort bleiben, wo immer das auch sein mag!«
»Du verstehst anscheinend gar nicht, worum es mir geht«, meinte er beleidigt. »Ich tu dir doch nur einen Gefallen. Du hast jetzt die einmalige Chance, dir noch einmal zu überlegen, wen du eigentlich heiraten willst.«
»Sie erreichen damit nur das Gegenteil von dem, was Sie wahrscheinlich wollen: Mir wird nämlich klar, dass ich einen Engländer, der im übrigen kein biss chen langweilig ist, einem ruppigen Schotten deutlich vorziehe.«
Er schnalzte mit der Zunge: »Bist ein biss chen sauer auf mich, hm?«
»Und ob!«
»Das solltest du aber nicht, Liebling. Wie solltest du denn die richtige Wahl treffen, wenn du mich noch gar nicht richtig kennengelernt hast?« Megan starrte ihn nur ängstlich an. Doch er beruhigte sie: »Keine Angst, Mädchen, dir wird kein Haar gekrümmt, ich schwör's dir!«
»Ich fühle mich doch jetzt schon wie durch die Mangel gedreht! Reitet ihr Schotten eure Pferde immer so zuschanden?«
Er lächelte. »Das sind kräftige Tiere, die auf Ausdauer gezüchtet sind, ganz anders als eure fetten englischen Viecher. Es tut mir leid, dass dir jetzt ein biss chen die Knochen weh tun, aber das Tempo musste sein.«
»Sie glauben doch sowieso nicht, dass irgend jemand sie verfolgen könnte, oder?« fragte sie spöttisch.
»Oh doch, Liebling, es geht schließlich um dich. Er wird kommen oder es wenigstens versuchen, dich wiederzufinden. Kein Mann, der noch ganz richtig ist im Kopf, würde dich kampflos aufgeben. Aber er wird kein Glück dabei haben, das verspreche ich dir. Wenn ich nicht will, dann findet mich kein Schotte und erst recht kein Engländer.«
Seine Worte hatten zur Folge, dass Megan sich am liebsten auf den Boden gesetzt und geweint hätte. Sie könnten jetzt schon verheiratet sein! Zugegeben, dadurch hätte sich wahrscheinlich zwischen ihr und Devlin nicht viel geändert - er bestand ja darauf, dass sie nur pro forma heiraten würden -, aber das Baby war unterwegs, und da durfte es einfach nicht sein, dass sie jetzt plötzlich doch nicht heirateten!
Lachlan breitete auf dem Boden eine Decke für sie aus. Seine beiden Kumpane - keiner von beiden war so groß und so gut gekleidet wie er - schimpften vor sich hin, weil sie Caesar nicht mitgenommen hatten. Doch Lachlan ignorierte sie einfach. Er wollte Megan die Hand reichen, um ihr beim Hinsetzen behilflich zu sein. Doch sie lehnte seine Hilfe ab und sank mit steifen Gliedern auf die Decke.
»Sie sind doch nur ein ganz gewöhnlicher Dieb!« beschimpfte sie ihn, als er sich neben sie setzen wollte.
Einen Moment lang schwieg er, dann brach er in ein solches Gelächter aus, dass er vor ihr auf die Knie ging. »Ein ganz gewöhnlicher Dieb? Aber nicht doch, meine Liebe! Meine Vorfahren sind schon seit Generationen berühmte Räuber! Und da muss ich doch dieses ehrwürdige Familienunternehmen weiterführen!«
Bei dieser Antwort prusteten Lachlans Kumpane dermaßen los, dass sie vor Lachen fast keine Luft mehr bekamen. Ihr Chef schaute nur kurz mit finsterem Blick hinüber, dann wandte er sich gleich wieder Megan zu und setzte erneut sein gewinnendes Lächeln auf.
»Schämen Sie sich denn gar nicht, ahnungslose Menschen auszuplündern?« fragte Megan vorwurfsvoll.
»Nein, eigentlich überhaupt nicht. Es ist doch so,
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