Lodernde Träume
musste von einem guten Schneider gefertigt sein, denn es saß wie angegossen um seine Schultern, die bestimmt mehr als doppelt so breit waren wie die ihren. Sein Brustkorb war breit und ausladend, doch er war nicht fett, sondern strotzte nur so vor Muskeln. Auch die Beine glichen eher zwei Baumstämmen und steckten in Lederhosen und kniehohen Reitstiefeln. Unter seinem Kinn bauschte sich eine altmodische, rüschenbesetzte Halskrause. Mit Sicherheit war er von den Männern, denen Megan jemals begegnet war, der am zweitbesten aussehende, und dieser Mann stand nun einfach da und schien von ihrem Anblick geradezu überwältigt.
»Großer Gott, das gibt's doch nicht! So eine herrliche, rotglühende Pracht ... und ein Gesicht wie ein Engel dazu!« rief er und verschlang erst ihr Haar und dann jeden Zoll ihres Gesichts mit den Augen.
Megan fuhr automatisch mit den Händen hoch, um ihren Hut zurechtzurücken, doch sie fand ihn nicht, sie hatte ihn ja in der Kutsche verloren. Sie war verlegen, doch auf eine durchaus angenehme Art. Dieser Mann war wirklich unverschämt frech, aber er fand sie offensichtlich attraktiv ...
und auch ihr rotes Haar! Megan verspürte große Lust, triumphierend zu Devlin hinüberzuschauen und zu rufen: »Na, hast du das gehört? Herrliche rotglühende Pracht ... ha!!« Doch sie beherrschte sich mit Mühe.
»Gestatten, Lachlan MacDuell, ich stehe zu Diensten«, sagte der Schotte. »Darf ich dir einen Ritt anbieten - vielleicht nach Gretna Green, würde dir das passen?«
»Wieso, ja ... ich meine, da genau wollten wir hin.«
Er lächelte. Es war ein breites, gewinnendes Lächeln. »Ich will dir mal was erzählen, Kleine: Viele Paare, die nach Gretna Green durchbrennen wollen, kommen da nie an. Denn die haben noch nie soviel Zeit miteinander verbracht wie auf der Reise dorthin, und noch bevor sie angekommen sind, haben sie sich so zerstritten, dass aus der Hochzeit nichts mehr wird. Darf ich hoffen, dass das auch bei dir der Fäll ist, Liebling?«
Er schien einen guten Blick für Menschen zu haben, doch Megan dachte nicht daran, einem Fremden ihr Herz auszuschütten. »Da täuschen Sie sich! Außerdem wäre ich Ihnen dankbar...«
»Riechst du noch immer nichts von einer Falle, Lachlan?« rief einer seiner Begleiter dazwischen.
»Noch nicht, Gilleonan«, antwortete Lachlan sichtlich ungehalten. »Merkst du denn nicht, dass ich gerade dabei bin, der jungen Lady den Hof zu machen?«
Megan blinzelte verwirrt. »Nee«, erwiderte Gilleonan gereizt. »Schaut für mich nicht sehr überzeugend aus!«
Lachlan ging daraufhin vor Megan auf die Knie. »Und jetzt? Bist du jetzt zufrieden?«
»Ja, schaut schon besser aus. Aber dauert's denn noch lange?«
»So lange, bis...«
»Keinen Moment länger!« fuhr Devlin dazwischen und kam um die Pferde der Schotten herum.
Lachlan seufzte, doch er tat einfach so, als ob Devlin Luft wäre, und blickte weiter wie gebannt nur auf Megan. Die wiederum war zwar einerseits verlegen, doch irgendwie fühlte sie auch eine merkwürdige Erregung.
»Stehen sie auf, Mr. MacDuell«, flehte sie.
»Das geht nicht, jedenfalls nicht, bevor du mich erhört hast, Liebling!«
»Ach, hören Sie doch endlich auf!«
Er lächelte sie an: »Klar, ich weiß, du kannst nichts dafür. Aber so ist es nun mal, mein Herz liegt dir zu Füßen. Ich mach dir hiermit einen ganz offiziellen Antrag, und ich bin sicher, du bist davon so beeindruckt, dass du mir auch die Antwort gibst, die ich hören will.«
Megan konnte nicht anders, .sie musste lachen über den unverschämten Kerl. »So, werde ich das?«
»Das ist doch ganz klar! Schau doch mal, was hast du denn für eine Wahl, Liebling: Auf der einen Seite einen steifen, humorlosen Engländer, auf der anderen einen Prachtkerl von Schotten, mit dem du garantiert eine ganze Menge Spaß haben wirst und keinen einzigen langweiligen Augenblick.«
Wieder lachte Megan: »Es kann doch nicht Ihr Ernst sein, dass Sie mich heiraten wollen!«
»Und ob es mir ernst ist«, versicherte Lachlan. »Bist du denn nicht hierhergekommen, um zu heiraten?«
»Das stimmt, aber...«
»Heirate mich, ich schwöre dir, du wirst es nicht bereuen!«
Es tat Megan irgendwie leid, den charmanten Burschen zu enttäuschen, doch es ließ sich nicht vermeiden. »Ich...«
»Jetzt reicht's aber mit diesem absurden Spiel!« fuhr Devlin schroff dazwischen: »Diese Dame wird mich heiraten, Mr. MacDuell, und zwar mit der Zustimmung ihres Vaters. Haben Sie verstanden?«
Langsam
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