Lodernde Träume
wirklich dumm von ihr, aber sie hatte ganz vergessen, wie brenzlig die Situation noch immer war und dass sie und Devlin noch lange nicht außer Gefahr waren.
»Ich habe keine Lust, einen Mann nur deshalb zu töten, weil er dumm genug war, auf ein hübsches Gesicht hereinzufallen«, sagte Devlin.
»Das hört man gern!«
»Aber wenn einer sich untersteht, etwas mitzunehmen, was mir gehört, bekommt er dafür gehörig eins auf die Nase.«
Megan glaubte, wohl nicht richtig gehört zu haben. Das war doch einfach nicht möglich! Doch Lachlan hatte sehr wohl verstanden; er warf den Kopf zurück und lachte dröhnend. Auch Gilleonan und Ranald konnten auf einmal wieder grinsen. War sie hier eigentlich die einzige, die nicht verrückt war?
»Devlin, auf so etwas wirst du dich doch nicht einlassen«, sagte sie in nachdrücklichem Ton und hoffte, ihn damit zur Räson zu bringen.
»Ganz im Gegenteil, meine Liebe! Im Moment kann ich mir nichts vorstellen, worauf ich größere Lust hätte.«
»Aber...«
»Kannst du mit einer Pistole umgehen?«
Erstaunt über den unerwarteten Themenwechsel kniff sie die Augen zusammen und wollte gerade »Aber selbstverständlich!« antworten. Doch dann gestand sie schnell: »Nein!« Alles andere wäre reine Angabe gewesen, und dafür war das dies hier wohl eine denkbar schlechte Gelegenheit.
»Gut«, sagte er daraufhin zu ihrer Überraschung und drückte ihr seine Pistole in die Hand. Er legte ihren Finger an den Abzug und richtete den Lauf auf die beiden Kumpane Lachlans. »Du schießt sofort, wenn sie auch nur mit den Wimpern zucken, verstanden? Und pass auf sie auf, Megan, kümmere dich nicht um den Kampf. Traust du dir das zu?«
Sie war in diesem Moment so aufgeregt, dass sie nur nicken konnte. Es war das erste Mal, dass sie eine Waffe in der Hand hielt; noch nie hatte sie auf einen Menschen geschossen. Aber es war auch das erste Mal, dass sie erleben müsste , wie ein wahrer Gigant von Kerl ihren Verlobten in Grund und Boden dreschen würde. Er hatte ihr eingeschärft, die Zuschauer im Auge zu behalten und nicht den Kampf anzuschauen. Das würde ihr wirklich nicht schwerfallen, sie würde wahrscheinlich ohnmächtig werden, wenn sie mitansehen müsste , wie man Devlin weh tat. Was konnte sie nur unternehmen, um die beiden von dieser kindischen Idee abzubringen?
Als der erste Schlag krachte, zuckte Megan zusammen. Trotz Devlins Ermahnung und gegen ihren eigenen Vorsatz warf sie einen raschen Blick zu den Kämpfenden hinüber, wandte sich aber sofort wieder den beiden Männern zu, die sie daran hindern sollte, sich einzumischen. Die machten allerdings nicht den Eindruck, als ob sie auch nur die geringste Lust dazu verspürten; sie hatten es gerade der Mühe wert gefunden, sich aufzusetzen. Megan hatte bei ihrem schnellen Blick nicht feststellen können, wer den Schlag abbekommen hatte, aber vermutlich hatte es Devlin erwischt.
Erneut ein harter Schlag, wieder fuhr Megan zusammen und schaute schnell hinüber. Aber auch diesmal hätte sie nicht sagen können, wer von den beiden zugeschlagen hatte und wer getroffen wurde. Alles, was sie erkennen konnte, waren die zwei Männer, die einander lauernd umkreisten und eine Lücke in der Deckung des anderen suchten. Es wunderte sie nicht, dass Lachlan auch jetzt noch grinste. Devlins Gesicht hingegen war ernst. Doch was Megan überraschte, war Devlins Körperhaltung; er tänzelte mit erhobenen Fäusten, einen Arm leicht vorgereckt, und wirkte dabei gespannt wie ein Bogen.
Megan hatte in ihrem Leben erst zweimal Männer kämpfen gesehen, bei denen allerdings keiner den anderen wirklich verletzen wollte. Das erste Mal war auf einem Jahrmarkt gewesen; es war ein Schaukampf zwischen dem Hufschmied aus dem Ort und einem umherziehenden Schläger, der öffentlich auftrat und zur Belustigung des Publikums jeden Gegner annahm, der genug Mut aufbrachte, sich mit ihm einzulassen. Das andere Mal war es eine Auseinandersetzung zwischen zweien ihrer Verehrer, die als Angehörige des niederen Landadels auf dem College ein paar Anfangsgründe der Boxkunst gelernt hatten, wie ein Gentleman sie zu beherrschen hatte. Megan war überrascht, dass nicht Devlin wie der Hufschmied kämpfte, sondern Lachlan. Devlins Kampfstil war der eines Gentleman. Wo, zum Teufel, hatte er das nur gelernt?
Wieder krachten drei Schläge, dass es ihr durch Mark und Bein ging. Megan widerstand der Versuchung hinüberzuschauen, doch die Gesichter der beiden Männer, die sie bewachte,
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