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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wütend ist.«
    Amanda lächelte. »Wütend auf sich selbst. Er hat, wie ich denke, einsehen müssen, daß er umsonst hierhergereist ist. Er ist ein sehr stolzer Mann, und ich bin sicher, er haßt es, zugeben zu müssen, daß er sich geirrt hat.«
    Amanda stand auf und zog ihren Rock glatt. »Du hast hoffentlich nichts dagegen, wenn ich ihn zum Tee einlade. Ich denke, ich werde mir ein Glas Limonade bestellen - ein kleiner Scherz, den nur wir beide verstehen.«
    »Wie du willst, Kind. Aber Dr. Montgomery macht mir nicht den Eindruck, als ob er. ..«
    »Da sind Sie also!« brüllte Hank, als er noch ein ganzes Stück entfernt war. Er war nur mit Hemd und Hose bekleidet und so naß vom Schweiß, als käme er eben aus einem Gewitterregen. »Sagte ich nicht zu Ihnen, daß Sie im Haus bleiben sollen? Dort wären Sie sicher! Aber jetzt sitzen Sie hier im Freien, wo Sie jeder sehen kann. Sie glauben jedem, auch denen, die Sie belügen, aber mir schenken Sie keinen Glauben, wenn ich Ihnen die Wahrheit sage!«
    Amanda wurde ganz rot im Gesicht und vermied es, ihre Mutter anzusehen. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, aber Hank hatte sie schon am Oberarm gepackt und zerrte sie hinter sich her. »Lassen Sie das!« herrschte sie ihn an, als sie ihre Sprache wiederfand. »Das ist meine Mutter und . ..«
    »Guten Tag, Mrs. Caulden. Amanda kommt jetzt mit mir. Ich werde ihr zeigen, wie ihr Vater die Leute behandelt, die für ihn arbeiten.«
    »Aber bitte - nur zu«, lächelte Grace und betrachtete den Mann interessiert. Niemand hatte ihr bisher verraten, daß Dr. Montgomery ein so gut aussehender, kräftiger junger Mann war.
    »Ich werde aber nicht mit Ihnen gehen«, protestierte Amanda.
    »Sie werden - auf Ihren zwei Beinen, oder ich schleife sie hinter mir her.« Seine Augen sprühten Blitze. Er hatte sich seit Tagen nicht mehr rasiert und sah fast zum Fürchten aus.
    »Ich werde nicht. . .«
    Hank beugte sich vor, stemmte die Schulter gegen ihren Magen und warf sie über seine rechte Schulter.
    »Lassen Sie mich sofort los!« schrie Amanda und trommelte mit beiden Fäusten gegen seinen Rücken.
    Hank gab ihr mit der flachen Hand einen Schlag auf die Kehrseite. »Ich bin zu müde, um mich auch noch mit Ihnen zu prügeln.«
    »Mutter, hilf mir!« flehte Amanda.
    »Plätzchen gefällig, Dr. Montgomery?« fragte Grace Caulden und hielt ihm die Schale mit dem Gebäck hin.
    »Danke«, sagte er, nahm eine Handvoll von den Schokoladenplätzchen, drehte sich dann um und ging davon.
    Grace nahm ihr Buch wieder in die Hand, und es dauerte eine lange Zeit, bis sie zu lächeln aufhörte.
    »Lassen Sie mich sofort herunter«, zischte Amanda.
    Hank setzte sie auf dem Boden ab, packte dann ihren Oberarm und zog sie hinter sich her. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, knurrte er.
    »Es wurde mir untersagt, auf die Felder zu gehen.«
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Sie wollen sich also noch immer nicht eine eigene Meinung über die Zustände bilden, Amanda? Sie glauben alles, was andere Ihnen erzählen, und haben keine Zweifel? Ihr Vater hat in den letzten Jahren die Hopfenpflücker so schlecht behandelt, daß die Leute von Mord reden. Sie wollen durch eine solche Tat diese skandalösen Verhältnisse an die Öffentlichkeit bringen, damit sich die Mißstände ändern, aber das berührt Sie ja nicht. Caulden braucht Ihnen nur fünf Minuten lang zu erzählen, daß er ein guter Mann ist, und Sie glauben ihm, obwohl Hunderte das Gegenteil behaupten.«
    »Aber er ist mein Vater. Er . ..«
    »Sie können niemanden zu einem guten Menschen machen, weil Sie an ihn glauben wollen. Sie können ihn mit Ihrem Willen nicht in einen guten Menschen verwandeln.« Er drehte sich wieder um und zerrte sie weiter hinter sich her. »Ich möchte Ihnen zeigen, warum es überhaupt Gewerkschaften gibt.«
    Amanda war nun genauso wütend wie er und würde ihn am liebsten in seinem kleinen gelben Wagen in einen Abgrund stürzen sehen. Ihr Zorn beschäftigte sie so sehr, daß sie zunächst gar nicht wahrnahm, was sich vor ihr abspielte.
    Zuerst nahm sie den Geruch wahr. Es war nicht nötig, daß ein Wind ihr diesen Gestank erst zutrug. Es herrschte eine Temperatur von über vierzig Grad im Schatten, und die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch, als sie sich den bewässerten Feldern näherten. Plötzlich wußte sie, daß sie gar nicht wissen wollte, was sie dort in der Zeltstadt am Horizont erwartete. »Warten Sie«, bat sie und stemmte sich in den Boden, damit

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