Loderne Glut
Miß Caulden«, sagte er mit müder Stimme. »Hier ist kein Platz für Sie. Sie sind nur eine Aufzeichnungsmaschine, die das, was sie gehört hat, herunterplappert. Wenn ich Cauldens Platitüden hören möchte, könnte ich ihn ja selbst hierherbestellen. Gehen Sie jetzt nach Hause, und verstecken Sie sich auf Ihrem Zimmer, bis der Hopfen gepflückt und das, was passieren wird, geschehen ist.«
Amanda ging an ihm vorbei in die Vorhalle. »Sie haben sich Ihre Meinung gebildet, und ich kann Sie nicht davon abbringen«, sagte sie steif. »Aber warten wir ab. Ich hoffe, daß Sie Manns genug sind, einen Irrtum auch zuzugeben, wenn Sie ihn eingesehen haben. Einen schönen Tag noch, Dr. Montgomery.« Sie drehte sich um und verließ das Gewerkschaftshaus.
Auf der Fahrt zurück zur Caulden-Ranch erreichte ihre Wut den Siedepunkt. Die Gewerkschaftsleute wollten einfach glauben, daß etwas nicht in Ordnung war, wollten ihr Gewerkschaftslied singen - wollten sich in der Rolle von Sklaven sehen, die für einen machtbesessenen Pharao eine Pyramide bauen mußten. Heute fing das Pflücken an, und bis morgen hatten die Gewerkschaftsführer genügend Zeit, um sich davon zu überzeugen, daß auf der Caulden-Ranch menschliche Wesen auch menschenwürdig behandelt wurden.
Sie lächelte in sich hinein, als sie daran dachte, wie Dr. Montgomery wohl reagieren würde. Wäre er enttäuscht, wenn es hier keinen Grund gab, eine Gewerkschaft zu gründen? Er wollte einen Antrag stellen, daß man Wasser für die Arbeiter auf die Felder brachte. Sie wollte sein Gesicht sehen, wenn er feststellte, daß nicht nur kühles Quellwasser, Nahrungsmittel, sondern auch kühle, köstliche Limonade an die Arbeiter ausgeschenkt wurde. Vielleicht sollte sie ihren Vater bitten, ihr zu erlauben, die Limonade auf den Feldern zu verteilen. Sie hatte eine Vision, wie sie Dr. Montgomery mit einem gnädigen Lächeln ein großes, mit Eis überzogenes Glas kalter Limonade überreichte. Sie bezweifelte allerdings, daß er seinen Fehler zugeben würde.
Sie verließ die Limousine, um in das Haus zu gehen, und die erste Person, der sie dort begegnete, war Taylor. Seine Augen wirkten ein wenig müde; aber er glich diesen Nachteil dadurch aus, daß er seinen Rücken heute besonders gerade hielt.
»Amanda«, sagte er streng, »ich wollte gerade zu dir. Dein Job in diesem Arbeiterhaus ist nun zu Ende. Die Hopfenernte hat begonnen, und ich sehe keinen Grund, daß du dich weiterhin dieser Leute wegen exponierst.«
»Es sind nicht >diese Leute<, sondern menschliche Wesen. Wenn du nicht den Anstand besitzt, so von ihnen zu denken, nimm dir ein Beispiel an meinem Vater. Er fühlt mit ihnen.«
»Ich dulde nicht, daß du in diesem Ton mit mir sprichst, Amanda.«
Amanda wollte ihm zum zweiten Mal über den Mund fahren, überlegte es sich dann jedoch anders. In ein paar Tagen würde Dr. Montgomery als Besiegter wieder nach Hause fahren, und sie würde hier bei Taylor allein Zurückbleiben. Sie sollte sich daher bemühen, ihn bei guter Laune zu halten. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich glaube, die Hitze ist daran schuld. Sie macht mich so reizbar. Ich habe bereits meinen Job gekündigt und werde nicht mehr in das Gewerkschaftshaus zurückkehren.«
»Gut«, sagte er rasch. »Nun denke ich, es wäre am besten für dich, wenn du auf deinem Zimmer bliebest, bis alles vorüber ist. Du hast dich mehr als genug für diese Leute engagiert.«
»Natürlich«, murmelte sie und ging auf die Treppe zu, hielt dort jedoch noch einmal an. »Taylor, ich habe mich gefragt, ob es nicht möglich wäre, daß ich auf die Felder ginge und helfe. Ich könnte zum Beispiel Limonade an die Arbeiter verteilen.«
Taylors Augen wurden ganz groß. »Verteilen! Limonade! Limonade!« Er schluckte und fuhr in ruhigerem Ton fort: »Männer werden auf den Feldern arbeiten, und ich glaube nicht, daß das ein richtiger Platz für Ladys ist.«
»Aber ich habe doch mit diesen Männern im Gewerkschaftshaus zusammengearbeitet.«
»Amanda! Widersprich mir nicht dauernd! Ich kann dir nicht gestatten, auf die Felder hinauszugehen. Du würdest den Leuten dort im Wege stehen. Möchtest du denn wirklich anderen Menschen mehr Arbeit machen als nötig?«
»Nein«, sagte sie und bemerkte, wie sich ihre Hand um das Geländer krampfte. Sie brauchten sie nicht im Gewerkschaftshaus, und sie brauchten sie auch nicht auf den Feldern.
»Ich habe einen Stundenplan für dich entworfen und auf deinen Schreibtisch gelegt. Ich kann
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