Loderne Glut
von Leuten. Mit der Summe, die dabei herauskommt, kann sich Caulden eine Menge Zigarren kaufen und Sie -« er blickte sie von Kopf bis Fuß an - »sich eine Menge seidener Kleider, Amanda.«
Hanks Zorn war nun aufgebraucht, und seine Schultern sackten nach unten. »Sie können jetzt wieder nach Hause gehen, Amanda. Gehen Sie heim, setzen Sie sich mit Ihrer hübschen Mutter unter einen Baum, und genießen Sie, was Ihr Vater für Sie erwirtschaftet.«
»W-was wird hier geschehen?« brachte sie mit Mühe über die Lippen. Ihre Stimme klang heiser. Das Entsetzen über das, was sie soeben gesehen hatte, drang erst allmählich in ihr Bewußtsein.
»Ich weiß es nicht. Die Zustände sind schlimmer, als ich zunächst annehmen konnte. Whitey hat lange und oft auf die Leute eingeredet. Die Arbeiter haben Angst, ihren Job zu verlieren; aber wenn Sie Zusehen müßten, wie Ihr eigenes Kind in der Hitze das Bewußtsein verliert, würde Sie. das auch nicht kaltlassen. Und bei diesen unmenschlichen Arbeitsbedingungen, den niedrigen Löhnen und den hohen Preisen, die die Leute für Essen und Wasser bezahlen müssen, geben sie alles aus, was sie einnehmen. Einige stehen bei Ihrem Vater bereits in der Kreide. Das alles macht böses Blut. Ich denke, die Arbeiter werden sich bald bei ihrem Vater mit ihren Beschwerden melden.
»Er wird nicht auf sie hören«, murmelte Amanda und sah, wie ein kleines Mädchen Stengel von den Dolden entfernte. Das Mädchen mochte höchstens drei Jahre alt sein, und sein Höschen, das unter dem schmutzigen Kleid hervorsah, hatte einen großen braunen Fleck auf dem Gesäß. Amanda verurteilte nun ihren Vater. Einen Mann, der Jahr für Jahr Leute für sich unter solchen Bedingungen arbeiten ließ, konnte man nicht verteidigen.
Hank zog eine Braue in die Höhe. »Nein, er wird auf niemanden hören, aber ich muß wenigstens versuchen, ihn zu überzeugen. Ich mache mir Sorgen, was passieren wird, wenn ein Mann wie Whitey zu Aktionen aufruft.«
»Aber ich sah erst heute morgen Sheriff Ramsey zu uns ins Haus kommen. Sheriff Ramsey wird . . .« Ihre Stimme verebbte.
»Schießen«, unterbrach Hank sie. »Ich bin mir dessen bewußt. Sie sollten jetzt wieder nach Hause gehen, Amanda. Ich möchte nicht, daß Whitey Sie zu Gesicht bekommt. Bleiben Sie in Ihrem Zimmer. Noch besser wäre es, wenn Sie mit Ihrer Mutter für ein paar Tage nach San Francisco fahren würden.«
Amanda konnte ihn nur ansehen. Feigling, dachte sie - ich bin immer nur feige gewesen. Mit vierzehn hatte ich Angst, mich gegen Taylor aufzulehnen, und mit zweiundzwanzig habe ich Angst, mich gegen meinen Vater aufzulehnen. Sie drehte sich von ihm weg und machte sich auf den Weg zurück zum Wohnhaus. Vielleicht konnte sie irgend etwas wiedergutmachen.
Hank blickte ihr nach, als sie sich entfernte. Es war nicht ihre Schuld, das wußte er; aber er hatte ihr zeigen wollen, wofür er kämpfte. Er betete im stillen, daß sie seinen Rat befolgen und sich irgendwohin in Sicherheit bringen möge. Aber er hatte jetzt keine Zeit, sich Sorgen um Amanda zu machen. Er mußte Whitey finden und auskundschaften, was dieser Fanatiker vorhatte. Die Arbeiter hier waren so gereizt und aufgebracht, daß nicht viel dazugehörte, um sie zu Gewalttätigkeiten aufzustacheln.
Kapitel Siebzehn
Die Tür zur Bibliothek stand offen, aber es hätte Amanda auch nicht gestört, wenn sie geschlossen gewesen wäre. Sie ging in den Raum hinein. Ihr Vater saß am Schreibtisch, hatte ein paar Papiere vor sich ausgebreitet, und Taylor beugte sich zu ihm.
Taylor richtete sich auf und runzelte die Stirn. »Amanda, du solltest um diese Zeit auf deinem Zimmer sein. Ich habe dich angewiesen . . .«
Amanda sah nur ihren Vater an. »Es wird zu Gewalttätigkeiten kommen, wenn du die Arbeitsbedingungen auf deinen Feldern nicht änderst.«
J. Harker blickte sie an. In seinem Gesicht bewegte sich kein Muskel.
»Amanda, du hast nicht über Dinge zu reden, von denen du nichts verstehst«, herrschte Taylor sie an. »Du hast dich sofort auf dein Zimmer zu begeben und . . .«
»Halt den Mund, Taylor«, befahl Amanda. »Das geht nur die Familie etwas an.«
Ihr Vater lehnte sich zurück, und Amanda hielt seinem bohrenden Blick stand. Sie hatte noch immer den Gestank der Toiletten und der faulenden Abfälle in der Nase. »Die Gewerkschaftsführer reden von Kämpfen, und sie werden dein Blut zuerst fordern.«
»Amanda«, meldete sich Taylor zu Wort, als er sich von seinem Schock erholt hatte,
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