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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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eine große rosa- und weißgestreifte Schleife ins Haar, und am nächsten Tag erschien Reva mit einem ebensolchen Band. Ich . . .« Ihre Stimme verebbte.
    »Was?«
    »Ich habe meine Schleife in den Fluß geworfen.«
    Er lächelte ihr im Dunkeln zu. »Ich gehe mit Reva am Samstag zum Tanzen«, verkündete er, ohne vorher nachgedacht zu haben.
    »Gut«, sagte Amanda. »Reva hat wenig Freude in ihrem Leben gehabt.«
    »Im Gegensatz zu Ihnen«, konnte er nicht umhin zu erwidern. Sie war so verdammt hübsch im Mondlicht, sah ein bißchen wie eine Elfe aus - fast überirdisch mit ihrem weißen Kleid und ihrem blassen ovalen Gesicht.
    Sie zuckte ein wenig zusammen. »Ich habe sehr viel Glück in meinem Leben erfahren. Ich habe meine Familie, meinen Verlobten, meine Bücher. Das ist alles, was man sich wünschen kann.«
    Es ist vermutlich genug für dich, dachte er, aber für die meisten Frauen sicherlich nicht. »Warum kommen Sie und Taylor nicht mit uns zum Ball?«
    »Ich glaube kaum, daß daraus etwas wird«, sagte sie. Sie konnte sich Taylor auf einer Tanzfläche nicht vorstellen. Sie stand auf, sammelte ihr Notizbuch und ihren Füller ein und wandte sich dem Haus zu. »Ich denke, ich sollte jetzt besser hineingehen.«
    So rasch wie eine Katze war er auf den Beinen und verstellte ihr den Weg. Er stand sehr nahe bei ihr, und er konnte ihren Duft riechen. Ohne zu bedenken, was er tat, streckte er den Arm aus und berührte das Haar an ihrer Schläfe. »Gehen Sie nicht«, flüsterte er. »Bleiben Sie hier bei mir.«
    Amanda schluckte heftig. Er blickte sie genauso glühend an wie bei seinem Gedichtvortrag. Kein Mann hatte sie jemals so angesehen oder so zu ihr gesprochen. Es war beängstigend; aber sie war dennoch nicht in der Lage, sich von der Stelle zu bewegen.
    »Wie lang ist Ihr Haar?« flüsterte er.
    »Wie lang?« fragte sie dumpf. »Es geht mir bis zur Taille. Es ist schwierig, es ordentlich zu pflegen.«
    »Ich möchte es nicht ordentlich sehen, sondern lang und lose.«
    Amanda war sonderbar zumute. Vielleicht war die versäumte Mahlzeit die Ursache. Vielleicht waren sogar mehrere Mahlzeiten, die sie in den letzten Wochen nicht zu sich genommen hatte, daran schuld, aber sie fühlte sich in der Tat etwas schwindlig im Kopf und schwach in den Gliedern. »Dr. Montgomery, ich glaube nicht. . .«, begann sie, stockte aber, während sie einen Schritt zurückwich und er einen vorrückte.
    »Wie sind Ihre Schultern, Amanda? So weiß und glatt wie die Haut ihrer Wange ?« Er berührte diese mit dem Finger.
    Merkwürdig, dachte sie und sah ihm direkt in die Augen. Seine Worte sind nicht richtig, dachte sie, und er darf solche Sachen nicht zu mir sagen. Vielleicht sollte sie um Hilfe rufen? Aber sie wich nur wieder einen Schritt zurück, den er schnell nachkam.
    »Deine Augen könnten einen Mann bei lebendigem Leib verschlingen.« Seine Stimme ergoß sich über sie wie etwas Heißes, Dickes und Kremiges. »Und deine Lippen - diese Lippen sind zum Küssen geschaffen. Dafür gemacht, um Worte der Liebe zu sagen und die Haut eines Mannes zu liebkosen.«
    Großer Gott, dachte sie, aber kein Wort kam über ihre Lippen. Sie fürchtete sich vor ihm, und deswegen schrie sie nicht und lief auch nicht vor ihm davon. Nur daß ihr dieses Gefühl irgendwie nicht so vorkam wie Angst, sondern ... Es war unbeschreiblich. Sie konnte es mit nichts vergleichen.
    »Amanda«, flüsterte er und legte seine Hände auf ihren Hals. Seine Daumen strichen liebkosend über ihr Kinn.
    Sie war noch nie so berührt worden, und es war, als wäre sie am Verhungern. Sie schloß die Augen, legte den Kopf in den Nacken und überließ ihr Gesicht seinen Händen.
    Eben noch spürte sie diese auf ihren Wangen, und im nächsten Moment war er fort. Einen Moment Stand sie da, ganz allein in der Nacht, und fragte sich, ob sie das alles nur geträumt hatte; doch dann hörte sie, wie die Haustür geräuschvoll ins Schloß fiel, und wußte, daß er hineingegangen war.
    Sie ließ sich auf die Bank fallen, und Block und Füller, die sie beide die ganze Zeit über festgehalten hatte, glitten in ihren Schoß. Falsch, dachte sie. Das war absolut, total falsch. Falsch, sich so zu verhalten, und noch schlimmer, so zu fühlen.
    Sie dachte an Taylor, und ihre Brust zog sich zusammen. Er vertraute ihr so sehr; er glaubte so sehr an sie; doch sie hatte ihn verraten, als wäre sie eine verworfene Person ohne Moral. Wie konnte sie jemals Taylor eine gute Frau sein, wenn sie sich

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