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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Hank um den Wagen herumging, um ihr herauszuhelfen. Sie trug ein billiges rotes Satinkleid, und der Lippenstift war an einer Ecke ihres breiten Mundes verschmiert; doch der Fahrtwind schien ihren Kopf klarer gemacht zu haben; denn sie stand jetzt sicherer auf den Beinen.
    Sie nahm seinen Arm und preßte ihren Körper an den seinen. Sie war wohlgerundet und reizend; doch in ein paar Jahren würde sie dick sein.
    »Die Meute wird gelb werden vor Neid, wenn sie Sie sieht«, grinste sie. »Wie heißen Sie?«
    »Hank Montgomery«, sagte er freundlich. »Und Sie?«
    »Reva Eiler.« Sie zupfte ein bißchen an seinem Arm und führte Hank zur Vordertür der Kneipe.
    Es befanden sich nur vier Gäste im Schankraum, der an drei Wänden Nischen aufwies und an der vierten Wand eine lange Theke. Die Hälfte des Raumes war von winzig kleinen Tischen und vielen Stühlen in Beschlag genommen; die andere Hälfte gehörte der Tanzfläche und einem Podest für die Kapelle. Reva begrüßte den Mann hinter der Bar, aber niemanden sonst, als sie Hank zu einer Nische in einer Ecke führte.
    »Nun erzählen Sie mir mal alles über sich«, forderte sie ihn auf, nahm ihre Puderdose aus einer kleinen Tasche aus Glasperlen und begann, ihr Make-up zu reparieren. Als sie damit fertig war, nahm sie sich eine Zigarette aus einem versilberten Etui, das schon sehr abgegriffen war. Hank nahm ihr das dazugehörende Feuerzeug aus der Hand und gab ihr Feuer, während sie ihre Haarfülle nach hinten schob. Sie reichten ihr knapp bis zu den Schultern, und Hank kam es zu Bewußtsein, daß er selten Frauen mit so kurz geschnittenen Haaren sah und daß es ihm gefiel. Er fragte sich, wie Amanda wohl mit so kurzen Haaren aussehen mochte.
    »Es gibt nicht viel zu erzählen«, begann er. »Ich unterrichte Ökonomik an der . . .«
    »Ökonomik!« flötete sie, als der Barkellner ihnen zwei Glas Bier auf den Tisch stellte. »Danke, Charlie«, murmelte sie, und dann: »Sie sehen mir gar nicht nach einem Wirtschaftslehrer aus. Ich dachte, Sie und Amanda wären vielleicht ein Liebespaar oder so was.«
    Hank nahm einen kräftigen Schluck Bier. »Sie kennen Amanda?«
    Sie blickte ihn lange an. Da war etwas an ihm, das sie zu ihm hinzog. Er sah gut aus - sehr gut sogar mit seinen dunkelblonden Haaren, blauen Augen, dieser Nase, die einem Prinzen gut zu Gesicht gestanden hätte, und - diesen ausdrucksvollen Lippen. Ihr gefiel sein Mund besonders gut. Aber da war noch etwas. Es war . . .
    »Sie sind reich, nicht wahr?« sagte sie und entfernte mit dem Fingernagel einen Tabakkrümel von ihrer Zungenspitze.
    Hank brachte einen Moment lang kein Wort heraus, so verblüfft war er.
    »Keine Bange - ich werde es niemandem weitererzählen, wenn Sie es geheimhalten wollen. Ich kann es riechen, ob jemand reich ist. Wenn man so arm aufgewachsen ist wie ich, entwickelt man ein Gespür dafür. Nein, kein Mitleid - spendieren Sie mir nur noch ein Bier, und erzählen Sie mir, was bei den Cauldens los ist.«
    Hank gab dem Barkeeper ein Zeichen mit der Hand und wandte sich dann wieder Reva zu. »Sie kennen Amanda? Ich meine - kennen Sie die Cauldens?«
    Sie lächelte ihn an. Sie wirkte jugendlich, aber er spürte, daß das bald nicht mehr der Fall sein würde. Er glaubte nicht, daß sie mit Würde alt werden konnte.
    »Amanda«, begann sie erneut. »Wie ist sie? Immer noch ein wilder Fratz?«
    »Amanda?« erwiderte er erstaunt. »Amanda Caulden ein wilder Fratz? Sie müssen jemand anderen meinen. Amanda ist perfekt. Sie bewegt sich perfekt, spricht perfekt, unterhält sich nur über tadellose Themen, ißt nur absolut gesunde Kost und liebt einen perfekten Mann. Amanda ist kein Fratz.«
    Reva leerte ihr erstes Glas Bier und nahm sich das zweite vor. »Haben Sie, als Sie noch in die Schule gingen, jemanden in der Klasse gehabt, der Ihr Erzfeind war? Jemand, der sie dauernd miesmachte und angiftete - egal, was Sie taten?«
    »Jim Harmon«, nickte Hank und lächelte in der Erinnerung an ihn. »Ich hielt ihn für den gemeinsten Jungen, der jemals auf die Welt gekommen war. Wir haben uns ständig geprügelt.«
    »Richtig. Nun - Amanda und ich waren vom ersten Schultag an Feindinnen. Mir steht das alles noch lebhaft vor Augen. Mein alter Herr war drei Tage lang betrunken gewesen, und meine Mutter war ihm wieder einmal davongelaufen, wie sie das immer tat, wenn er sie gemein behandelte, und so waren nur meine ältere Schwester und ich in der Wohnung zurückgeblieben. Meine Schwester zog mich so gut

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