Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)
hatte er sich so kurz geschoren, dass er beinahe eine Glatze hatte, doch sein schwarzer Bart war dicht und lockig. Auf der Nase hatte er einen schlimmen Sonnenbrand.
«Mr. Sir ist eigentlich ganz harmlos«, sagte Mr. Pendanski. »Er ist bloß schlecht gelaunt, seit er aufgehört hat zu rauchen. Vor wem du dich wirklich in Acht nehmen solltest, das ist der Boss. Es gibt nur eine Regel hier in Camp Green Lake und die heißt: Ärger den Boss nicht!«
Stanley nickte, als würde er verstehen.
»Du sollst wissen, Stanley, dass ich dich respektiere«, sagte Mr. Pendanski. »Ich habe gehört, dass du in deinem Leben ein paar schwere Fehler begangen hast, sonst wärst du nicht hier. Aber jeder macht Fehler. Du hast vielleicht etwas Böses getan, aber deswegen bist du noch kein böser Mensch.«
Stanley nickte. Es hatte wohl wenig Sinn, wenn er versuchte, seinem Betreuer zu sagen, dass er unschuldig war. Vermutlich behauptete das hier jeder. Und er wollte nicht, dass Mr. PEN-DANCE-KEY ihn gleich für verstockt hielt.
»Ich will dir helfen, dein Leben umzukrempeln«, sagte sein Betreuer. »Aber du musst dabei mitmachen. Kann ich auf dich zählen?«
ja, Sir«, sagte Stanley.
»Gut«, sagte Mr. Pendanski und klopfte Stanley auf die Schulter.
Zwei Jungen, jeder mit einer Schaufel, kamen über das Gelände. Mr. Pendanski rief sie. »Rex! Alan! Kommt bitte her und sagt Stanley Guten Tag. Er ist neu in eurer Mannschaft.«
Die Jungen warfen einen müden Blick auf Stanley.
Der Schweiß lief ihnen hinunter, und ihre Gesichter waren so dreckig, dass Stanley erst auf den zweiten Blick merkte, dass der eine weiß und der andere schwarz war.
»Was ist denn mit Kotztüte?«, fragte der schwarze Junge.
»Lewis liegt noch auf der Krankenstation«, sagte Mr. Pendanski. »Er kommt nicht mehr zurück.« Er forderte die Jungen auf, Stanley die Hand zu geben und sich vorzustellen – »wie Gentlemen«.
»Hi«, brummte der weiße Junge.
»Das ist Alan«, sagte Mr. Pendanski.
»Ich heiß nicht Alan«, sagte der Junge. »Ich bin Torpedo. Und der da ist X-Ray.«
»Hey«, sagte X-Ray. Er grinste und schüttelte Stanley die Hand. Er trug eine Brille, die so dreckig war, dass Stanley sich fragte, wie er damit überhaupt etwas sehen konnte.
Mr. Pendanski schickte Man zum Aufenthaltsraum, die anderen Jungen holen, damit er sie Stanley vorstellen konnte. Dann ging er mit Stanley ins Zelt.
»Welches Bett war das von Lewis?«, fragte Mr. Pendanski.
»Kotztüte hat hier gepennt«, sagte X-Ray und trat gegen eines der Betten.
»Gut«, sagte Mr. Pendanski, »dann ist das von nun an deins, Stanley.«
Stanley sah das Bett an und nickte. Er war nicht wahnsinnig scharf darauf, in einem Bett zu schlafen, das vorher von einem Jungen benutzt worden war, den sie Kotztüte nannten.
Auf einer Seite des Zelts waren sieben Holzkästen in zwei Stapeln aufeinander getürmt, mit der offenen Seite nach vorn. Stanley legte seinen Rucksack, die zweite Garnitur Kleidung und sein Handtuch in den Kasten, der Kotztüte gehört hatte. Es war der unterste in dem Dreierstapel.
Torpedo kam mit vier anderen Jungen zurück. Die ersten drei wurden von Mr. Pendanski als Jos, Theodore und Ricky vorgestellt. Selbst nannten sie sich Magnet, Deo und Zickzack.
»Alle haben sie hier ihre Spitznamen«, erklärte Mr. Pendanski. »Ich selbst nenne euch allerdings lieber bei den Namen, die eure Eltern euch gegeben haben – denselben Namen, unter denen ihr auch in der Gesellschaft leben werdet, wenn ihr dereinst als nützliche und arbeitsame Mitglieder in ihren Schoß zurückkehrt.«
»Das ist kein Spitzname«, verbesserte X-Ray Mr. Pendanski und klopfte gegen sein Brillengestell. »Mit meinem Röntgenblick sehe ich in Sie hinein, Mom. Sie haben ein dickes, fettes, großes Herz.«
Der letzte Junge hatte entweder keinen richtigen Namen oder er hatte keinen Spitznamen. Sowohl Mr. Pendanski als auch X-Ray nannten ihn Zero.
»Willst du wissen, warum er Zero heißt?«, fragte Mr. Pendanski lächelnd und rüttelte Zero spielerisch an der Schulter. »Weil in seinem Kopf absolut nichts drin ist – zero!«
Zero schwieg.
»Und das hier ist Mom!«, sagte einer der Jungen.
Mr. Pendanski lächelte ihn an. »Wenn es euch hilft, Theodore, dann sagt ruhig weiter Mom zu mir.« Dann wandte er sich Stanley zu. »Wenn du irgendwelche Fragen hast, wird Theodore dir helfen. Hast du mich verstanden, Theodore? Ich verlass mich auf dich.«
Theodore drückte einen dünnen Speichelfaden durch die
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