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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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Obdach zu geben. Und das alles hast du ihnen gestohlen, nur um ein Souvenir zu haben!«
    Der Richter hatte gesagt, dass es in Camp Green Lake einen freien Platz gebe, und er hatte gemeint, dass die strikte Disziplin, die dort herrsche, dazu beitragen könne, Stanley zu einem besseren Charakter zu verhelfen. Er hatte die Wahl – Camp oder Knast. Stanleys Eltern hatten gefragt, ob sie noch etwas Bedenkzeit haben könnten, um sich über Camp Green Lake zu informieren, doch der Richter hatte ihnen zu einer raschen Entscheidung geraten. »Freie Plätze in Camp Green Lake sind immer schnell vergeben.«

7
    Die Schaufel fühlte sich schwer an in Stanleys weichen, fleischigen Händen. Er versuchte sie in die Erde zu rammen, aber das Schaufelblatt knallte gegen den Boden und prallte dort ab, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen. Stanley spürte, wie erst der Schaufelschaft und dann seine Handgelenke von dem Stoß zitterten. Ihm war, als ob alle seine Knochen klapperten.
    Es war noch dunkel. Das einzige Licht kam vom Mond und den Sternen. So viele Sterne hatte Stanley noch nie zuvor gesehen. Als Mr. Pendanski sie geweckt hatte, war es ihm vorgekommen, als sei er eben erst eingeschlafen.
    Mit aller Kraft stieß er die Schaufel wieder gegen den ausgetrockneten Grund des Sees. Die Hände taten ihm weh von der Anstrengung, doch am Boden zeigte sich keine Spur. Er überlegte, ob seine Schaufel womöglich kaputt war. Er schaute verstohlen zu Zero hinüber, der etwa fünfzehn Fuß entfernt gerade eine Schaufel voll Erde hochhob und auf einen Haufen warf, der schon fast einen Fuß hoch war.
    Zum Frühstück hatte es lauwarmen Getreidebrei gegeben. Das Beste war noch der Orangensaft. Jeder hatte ein Trinkpäckchen mit etwa einem halben Liter bekommen. Der Brei hatte gar nicht mal so schlecht geschmeckt, aber gerochen hatte er ganz ähnlich wie seine Matratze.
    Dann hatten sie ihre Trinkflaschen gefüllt, ihre Schaufeln geholt und waren auf den See hinausmarschiert. Jede Gruppe bekam ein bestimmtes Gebiet zugewiesen.
    Die Schaufeln wurden in einem Schuppen in der Nähe der Duschen aufbewahrt; Stanley fand, dass sie alle gleich aussahen, aber X-Ray hatte seine Spezialschaufel, die außer ihm niemand benutzen durfte. X-Ray behauptete, sie sei kürzer als die anderen, aber wenn es wirklich so war, dann konnte es sich höchstens um den Bruchteil eines Zolls handeln.
    Die Schaufeln waren, von der Spitze des Stahlblatts bis zum Ende des hölzernen Schafts, fünf Fuß hoch. Stanleys Loch sollte so tief werden, wie seine Schaufel lang war, und die Schaufel musste in jeder Richtung quer hineinpassen. Deswegen wollte X-Ray die kürzeste Schaufel.
    Der See war so übersät mit Löchern und Erdhaufen, dass Stanley an Aufnahmen vom Mond denken musste. »Wenn du irgendetwas Interessantes oder Ungewöhnliches finden solltest«, hatte Mr. Pendanski ihm gesagt, »dann sag es mir oder Mr. Sir, wenn wir mit dem Wasserwagen vorbeikommen. Wenn dem Boss gefällt, was du gefunden hast, bekommst du den Rest des Tages frei.«
    »Wonach sollen wir denn suchen?«, hatte Stanley gefragt.
    »Suchen sollt ihr nach gar nichts. Das Graben dient einzig und allein der Charakterbildung. Nur wenn ihr zufällig etwas findet, dann wüsste der Boss es gern.«
    Stanley warf einen hilflosen Blick auf seine Schaufel. Mit der Schaufel stimmte alles. Er war es, mit dem etwas nicht stimmte.
    Er sah einen Spalt im Boden. Er platzierte die Schaufel direkt darüber und sprang dann mit beiden Füßen auf die Oberkante des Schaufelblatts.
    Die Schaufel versank einige Zoll tief in der harten Erde.
    Stanley grinste. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er etwas davon, dass er übergewichtig war.
    Er lehnte sich auf den Schaft, wuchtete seine erste Ladung Erde hoch und warf sie zur Seite.
    Bloß noch zehn Millionen mal so viel , dachte er, platzierte die Schaufel von neuem auf dem Spalt und sprang wieder darauf.
    Auf diese Weise hatte er schon mehrere Schaufeln Erde hochgeholt, als ihm klar wurde, dass er die Erde dort ablud, wo er sein Loch graben sollte. Er legte seine Schaufel flach auf den Boden und markierte die Ränder des Lochs. Fünf Fuß war furchtbar breit.
    Er schaffte die Erde, die er bereits hochgeholt hatte, an eine Stelle außerhalb seiner Markierung. Dann trank er etwas Wasser aus seiner Flasche. Fünf Fuß, das war auch furchtbar tief.
    Nach einer Weile wurde es leichter zu graben. An der Oberfläche war der Boden am härtesten, eine Schicht von rund acht Zoll war von

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