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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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Bruchstücke der Unterhaltung, die er aufgeschnappt hatte. Er versuchte sich zusammenzureimen, worum es eigentlich ging. Mr. Sir hatte irgendetwas von einer Anwältin gesagt, aber Stanley wusste, dass seine Eltern sich keinen Anwalt leisten konnten.
    Die Beine taten ihm weh vom vielen Stillstehen. Stillstehen war anstrengender als laufen. Langsam lehnte er sich gegen die Seitenwand seines Lochs.
    Den Eidechsen schien das egal zu sein.

47
    Die Sonne war aufgegangen und Stanleys Herz schlug immer noch. Acht Eidechsen waren mit ihm im Loch. Jede von ihnen hatte exakt elf gelbe Flecken.
    Die Chefin hatte dunkle Ringe unter den Augen vom Schlafmangel und auf ihrer Stirn und im übrigen Gesicht zeigten sich tiefe Falten im hellen Morgenlicht. Die Haut wirkte fleckig.
    »Satan«, sagte Zero.
    Stanley sah ihn an, unsicher, ob Zero tatsächlich gesprochen hatte oder ob er sich das nur einbildete.
    »Warum versuchen Sie nicht, Zero den Koffer wegzunehmen?«, schlug die Chefin vor.
    »Gute Idee«, sagte Mr. Sir.
    »Die Eidechsen sind anscheinend nicht hungrig«, sagte die Chefin.
    »Dann gehen Sie doch hin und holen sich den Koffer!«, sagte Mr. Sir.
    Sie warteten.
    »Satan!«, sagte Zero noch einmal.
    Irgendwann später sah Stanley eine Tarantel über den Boden kriechen, nicht sehr weit von seinem Loch entfernt. Er hatte noch nie eine Tarantel gesehen, aber er hatte keinen Zweifel daran, dass es eine war. Es faszinierte ihn sogar einen Moment lang zuzusehen, wie ihr großer, haariger Körper sich langsam und stetig vorwärts bewegte.
    »Sehen Sie mal, eine Tarantel«, sagte Mr. Sir ebenso fasziniert.
    »Ich habe noch nie eine gesehen«, sagte die Chefin. »Außer in –«
    Plötzlich spürte Stanley seitlich am Hals einen heftigen Stich.
    Aber die Eidechse hatte ihn nicht gebissen. Sie stieß sich nur ab.
    Sie sprang von Stanleys Hals und stürzte sich auf die Tarantel. Das Letzte, was Stanley von ihr sah, war ein haariges Bein, das aus dem Maul der Eidechse herausragte.
    »Nein, die sind nicht hungrig – oder wie war das?«, sagte Mr. Sir.
    Stanley versuchte, in den Schnee zurückzukehren, aber jetzt, wo die Sonne am Himmel stand, war es schwerer, dorthin zu gelangen.
    Die Sonne stieg höher und die Eidechsen verzogen sich tiefer in das Loch und hielten sich meistens im Schatten auf. Jetzt saßen sie nicht mehr auf Stanleys Kopf und Schultern, sondern waren hinuntergewandert auf seinen Bauch, seine Beine, seine Füße.
    An Zero konnte er keine Echsen entdecken, er glaubte aber, dass zwei bei ihm sein müssten, zwischen Zeros Knien, im Schatten des Koffers.
    »Wie geht es dir?«, fragte Stanley ruhig. Er flüsterte nicht, aber seine Stimme war trocken und krächzend. »Meine Beine sind eingeschlafen«, sagte Zero.
    »Ich versuch jetzt mal, hier rauszuklettern«, sagte Stanley.
    Als er versuchte, sich nur mit der Kraft seiner Arme hochzuziehen, fühlte er, wie eine Klaue sich in seinen Knöchel grub. Vorsichtig ließ er sich wieder hinunter.
    »Ist dein Nachname wie dein Vorname, nur umgekehrt?«, fragte Zero.
    Stanley starrte ihn verwirrt an. Hatte er die ganze Nacht lang darüber nachgedacht?
    Er hörte das Geräusch von sich nähernden Autos. Auch Mr. Sir und die Chefin hatten es gehört. »Glauben Sie, dass sie das sind?«, fragte die Chefin. »Pfadfinderinnen, die Kekse verkaufen wollen, werden es wohl kaum sein«, sagte Mr. Sir.
    Er hörte, wie die Autos anhielten, wie Türen geöffnet und wieder zugeschlagen wurden. Kurz darauf sah er Mr. Pendanski und zwei Fremde über den See kommen. Der eine war ein hoch gewachsener Mann im dunklen Anzug und mit einem Cowboyhut. Neben ihm ging eine kleine Frau mit einer Aktentasche. Die Frau brauchte immer drei Schritte, wenn der Mann nur zwei machte. »Stanley Yelnats?«, rief sie und überholte die anderen.
    »Ich rate Ihnen, nicht näher zu kommen«, sagte Mr. Sir.
    »Sie können mich nicht aufhalten«, fuhr sie ihn an und betrachtete ihn, wie er dastand in seinen Schlafanzughosen. »Wir holen dich hier raus, Stanley«, sagte sie. »Mach dir keine Sorgen.« Sie schien hispanischer Herkunft zu sein, mit ihrem glatten, schwarzen Haar und den dunklen Augen. Sie hatte einen leichten mexikanischen Akzent – sie rollte das R.
    »Was zum Teufel geht hier vor?«, rief der Mann, als er sie eingeholt hatte.
    Die Frau wandte sich ihm zu. »Das sage ich Ihnen – wenn diesem Jungen irgendetwas zustößt, dann werden wir nicht nur Ms. Walker und Camp Green Lake verklagen, sondern auch den

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