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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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Taschenlampe wanderte von Stanleys Augen zu Zero, der immer noch auf den Fersen hockte. Den Koffer hielt er auf den Knien.
    Mr. Pendanski hielt die Lampe. Mr. Sir stand mit gezogener Pistole neben ihm und zielte in dieselbe Richtung. Barfuß und nur in der Schlafanzughose, ohne Hemd, stand er da.
    Die Chefin bewegte sich auf Zero zu. Auch sie hatte ihr Nachtzeug an, ein extra langes T-Shirt. Im Unterschied zu Mr. Sir hatte sie jedoch ihre Stiefel an den Füßen.
    Der Einzige, der vollständig angezogen war, war Mr. Pendanski. Vielleicht hatte er ja Wachdienst gehabt.
    Von fern sah Stanley durch die Dunkelheit die Lichter von zwei weiteren Taschenlampen hüpfend auf sie zukommen. Er fühlte sich hilflos in seinem Loch.
    »Also, Jungs, ihr seid gerade im richtigen begann die Chefin. Plötzlich sagte sie nichts mehr und ging auch nicht mehr weiter. Dann machte sie langsam einige Schritte rückwärts.
    Eine Eidechse war auf den Kofferdeckel gehuscht.
    Ihre großen roten Augen leuchteten im Schein der Taschenlampe. Ihr Maul stand offen, und Stanley sah, wie die weiße Zunge immer wieder zwischen den schwarzen Zähnen hervorkam.
    Zero saß so still wie eine Statue.
    Eine zweite Eidechse kroch seitlich am Koffer hoch und verharrte weniger als einen Zoll von Zeros kleinem Finger entfernt.
    Stanley hatte Angst hinzusehen und Angst nicht hinzusehen. Er überlegte, ob er versuchen sollte, aus seinem Loch zu klettern, bevor die Eidechsen sich an ihn heranmachten, aber er wollte auch keine Unruhe verursachen.
    Die zweite Eidechse kroch Zero über den Finger und den halben Arm hoch.
    Stanley fuhr es auf einmal durch den Kopf, dass die Eidechsen vermutlich schon auf dem Koffer waren, als er ihn Zero hochgereicht hatte.
    »Da ist noch eine!«, keuchte Mr. Pendanski. Er leuchtete mit der Taschenlampe auf die Schachtel mit den Corn Flakes, die neben Stanleys Loch auf der Seite lag. Eine Eidechse kam herausgekrochen.
    Das Licht fiel auch auf Stanleys Loch. Er warf einen Blick nach unten und konnte nur mit größter Mühe einen Schrei unterdrücken. Er stand in einem Eidechsennest. Er fühlte, wie der Schrei in seinem Inneren explodierte.
    Sechs Eidechsen konnte er erkennen. Drei lagen am Boden, zwei waren auf seinem linken Bein und eine auf dem rechten Turnschuh.
    Er versuchte, so still wie möglich zu stehen. Irgendetwas kroch an seinem Nacken hoch.
    Inzwischen waren drei weitere Betreuer hinzugekommen. Stanley hörte, wie einer von ihnen sagte: »Was ist denn –«, und dann flüsterte: »0 mein Gott!«
    »Was sollen wir machen?«, fragte Mr. Pendanski.
    »Wir warten«, sagte die Chefin. »Es wird nicht lange dauern.«
    »Wenigstens haben wir dadurch eine Leiche, die wir dieser Frau geben können«, sagte Mr. Pendanski.
    »Sie wird eine Menge Fragen stellen«, sagte Mr. Sir. »Und dieses Mal wird sie den A.G. mitbringen.«
    »Soll sie ruhig fragen«, sagte die Chefin. »Wenn ich erst diesen Koffer habe, ist mir alles egal. Wissen Sie überhaupt, wie lange Sie wurde immer leiser, setzte dann aber noch einmal an. »Als ich klein war, habe ich meinen Eltern immer beim Graben zugesehen, an jedem Wochenende, an jedem Feiertag. Als ich dann größer wurde, musste ich selber graben. Sogar an Weihnachten.«
    Stanley fühlte, wie winzige Klauen sich in sein Gesicht gruben, als die Eidechse sich von seinem Nacken zu seinem Kinn vorschob.
    »Gleich ist es soweit«, sagte die Chefin.
    Stanley konnte sein Herz schlagen hören. Jeder Schlag sagte ihm, dass er noch am Leben war, wenigstens noch eine Sekunde lang.

46
    Fünfhundert Sekunden später schlug sein Herz immer noch.
    Mr. Pendanski schrie auf. Die Eidechse, die in der Corn-Flakes-Schachtel gelegen hatte, machte einen Satz auf ihn zu.
    Mr. Sir erschoss sie in der Luft.
    Stanley fühlte, wie der Schuss die Luft zerriss. Die Eidechsen flitzten aufgeregt über seinen reglosen Körper. Er zuckte nicht mit der Wimper. Eines der Tiere huschte über seinen geschlossenen Mund.
    Er warf einen Blick zu Zero hinüber und ihre Augen trafen sich. Auf irgendeine Weise waren sie immer noch am Leben, wenigstens noch diese Sekunde, diesen Herzschlag lang.
    Mr. Sir zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich dachte, du hättest aufgehört«, sagte einer der anderen Betreuer.
    »Tja, manchmal bringen’s Sonnenblumenkerne einfach nicht.« Er tat einen langen Zug aus seiner Zigarette. »Für den Rest meines Lebens werde ich Alpträume haben.«
    »Vielleicht sollten wir sie einfach erschießen«, schlug Mr.

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