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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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Pendanski vor.
    »Wen?«, fragte ein Betreuer. »Die Eidechsen oder die Jungs?«
    Mr. Pendanski lachte bitter. »Die Jungs sterben sowieso.« Er lachte noch einmal. »Wenigstens haben wir eine Menge Gräber zur Auswahl.«
    »Wir haben Zeit«, sagte die Chefin. »Ich habe so lange gewartet, da kann ich gut noch ein bisschen länger – Der Rest des Satzes war nicht mehr zu verstehen.
    Stanley fühlte, wie eine Eidechse in eine seiner Taschen kroch und wieder herauskam.
    »Wir müssen uns eine möglichst einfache Geschichte zurechtlegen«, sagte die Chefin. »Diese Frau wird eine Menge Fragen stellen. Der A.G. wird vermutlich Ermittlungen einleiten. Ich sag euch jetzt, was passiert ist: Stanley hat nachts versucht wegzulaufen, ist in ein Loch gefallen und die Eidechsen haben ihn gekriegt. Das ist alles. Zeros Leiche geben wir ihnen erst gar nicht. Zero existiert einfach nicht, wir hier wissen jedenfalls von nichts. Wie Mom schon gesagt hat – wir haben ja genügend Gräber zur Auswahl.«
    »Aber wieso sollte er weglaufen, wenn er doch wusste, dass er heute entlassen werden sollte?«, fragte Mr. Pendanski.
    »Was weiß ich? Er spinnt eben. Deswegen konnten wir ihn gestern nicht freilassen. Er hatte Fieber und phantasierte, wir mussten ihn beobachten, damit er sich selbst oder anderen nichts antut.»
    »Das wird ihr aber nicht gefallen«, meinte Mr. Pendanski.
    »Der wird gar nichts gefallen, egal was wir ihr erzählen«, antwortete die Chefin. Sie starrte Zero und den Koffer an. »Warum bist du noch nicht tot?«, fragte sie.
    Stanley hörte nur mit halbem Ohr auf das, was die Betreuer redeten. Er hatte keine Ahnung, wer diese Frau oder der A.G. sein sollten. Er wusste nicht einmal, dass das eine Abkürzung war. Er hielt es für ein Wort, das er nicht kannte. Außerdem war er viel zu sehr mit den winzigen Klauen beschäftigt, die auf seiner Haut und in seinen Haaren auf- und abliefen.
    Er versuchte, an etwas anderes zu denken. So wollte er nicht sterben; die Chefin, Mr. Sir und die Eidechsen sollten nicht die letzten Bilder sein, die sich in seinen Kopf eingruben. Stattdessen versuchte er sich das Gesicht seiner Mutter vorzustellen.
    Erinnerungen erwachten in ihm an eine Zeit, als er noch ganz klein war, eingemummelt in einen Schneeanzug. Seine Mutter und er liefen Hand in Hand, Handschuh in Handschuh, rutschten auf Glatteis aus und kullerten einen schneebedeckten Hang hinunter, bis ganz unten. Er erinnerte sich noch, wie er fast geweint hätte, dann aber lachte. Auch seine Mutter lachte.
    Sein Kopf fühlte sich wieder genauso federleicht an wie damals, als sie den Hang hinuntergerollt waren und ihm so schwindlig war. Er fühlte wieder die beißende Kälte des Schnees an seinen Ohren. Er sah Schnee auf dem fröhlichen, strahlenden Gesicht seiner Mutter.
    So sollte es sein, wenn er starb.
    »He, Höhlenmensch, weißt du was?«, sagte Mr. Sir. »Du warst tatsächlich unschuldig. Ich dachte, das könnte dich noch interessieren. Deine Anwältin war gestern hier, um dich zu holen. Zu dumm, dass du nicht da warst.«
    Stanley befand sich immer noch im Schnee und die Worte des Betreuers bedeuteten ihm nichts. Zusammen mit seiner Mutter stieg er den Hügel wieder hinauf und rollte noch einmal hinunter, dieses Mal mit Absicht. Später tranken sie heißen Kakao mit Bergen von geschmolzenen Marshmallows.
    »Es ist gleich halb fünf«, sagte Mr. Pendanski. »Sie werden langsam aufwachen.«
    Die Chefin schickte die Betreuer zu den Zelten zurück. Sie sollten zusehen, dass die Jungen ihr Frühstück bekamen, und aufpassen, dass sie mit niemandem sprachen. Solange sie taten, was man ihnen sagte, bräuchten sie auch keine Löcher mehr zu graben. Jeder, der redete, würde hart bestraft werden.
    »Und was sollen wir ihnen sagen, wie sie bestraft werden?«, wollte einer der Betreuer wissen.
    »Sie sollen ruhig ihre Phantasie benutzen«, sagte die Chefin.
    Stanley sah den Betreuern nach, die zu den Zelten zurückgingen. Nur die Chefin und Mr. Sir blieben bei ihnen zurück. Er wusste, dass es der Chefin egal war, ob jetzt noch Löcher gegraben würden oder nicht. Sie hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte.
    Er warf einen Blick zu Zero hinüber. Eine Eidechse hockte auf seiner Schulter.
    Zero blieb ganz still sitzen und bewegte sich nicht, bis auf die rechte Hand, die er langsam zur Faust formte. Dann reckte er den Daumen hoch, um Stanley ein Zeichen zu geben.
    Stanley musste an das denken, was Mr. Sir vorher zu ihm gesagt hatte, und an die

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