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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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der Sonne steinhart gebrannt. Darunter war die Erde lockerer. Aber als Stanley die obere Kruste geschafft hatte, hatte er mitten am rechten Daumen eine Blase, so dass es wehtat, die Schaufel zu halten.
    Stanleys Ururgroßvater hieß Elya Yelnats. Er war in Lettland zur Welt gekommen. Als er fünfzehn war, verliebte er sich in Myra Menke.
    (Dass er einmal Stanleys Ururgroßvater werden würde, wusste er natürlich nicht.)
    Myra Menke war vierzehn. In zwei Monaten würde sie fünfzehn werden, und dann, so hatte ihr Vater es beschlossen, sollte sie heiraten.
    Elya ging zu Myras Vater, um ihn um die Hand seiner Tochter zu bitten, aber er war nicht der Einzige. Auch Igor Barkov, der Schweinebauer, kam. Igor war siebenundfünfzig, hatte eine ewig rote Nase und dicke Pausbacken.
    »Ich biete dir mein fettestes Schwein für deine Tochter«, sagte Igor.
    »Und was hast du zu bieten?«, wollte Myras Vater von Elya wissen.
    »Ein Herz voller Liebe«, sagte Elya.
    »Ein fettes Schwein wäre mir lieber«, meinte Myras Vater.
    Verzweifelt ging Elya zur alten Madame Zeroni, die am Ortsrand lebte. Er hatte sich mit ihr angefreundet, obschon sie so viel älter war als er. Sie war sogar noch älter als Igor Barkov.
    Die anderen Jungen seines Dorfes liebten es, miteinander im Schlamm zu ringen, aber Elya zog es vor, Madame Zeroni zu besuchen und ihren vielen Geschichten zu lauschen.
    Madame Zeronis Haut war dunkel und ihr Mund sehr groß. Wenn sie einen Menschen ansah, schienen ihre Augen immer größer zu werden, und man hatte das Gefühl, dass sie direkt in einen hineinsah.
    »Elya, was ist mit dir?«, fragte sie, noch bevor Elya ihr überhaupt gesagt hatte, wie aufgebracht er war. Sie saß in einem behelfsmäßigen Rollstuhl, weil ihr der linke Fuß fehlte. Das Bein endete am Knöchel.
    »Ich bin in Myra Menke verliebt«, gestand Elya. »Aber Igor Barkov hat sein fettestes Schwein für sie geboten. Da kann ich nicht mithalten.«
    »Um so besser«, sagte Madame Zeroni. »Du bist noch zu jung zum Heiraten. Du hast noch dein ganzes Leben vor dir.«
    »Aber ich liebe Myra.«
    »Myras Kopf ist so hohl wie eine Blumenvase.« »Aber sie ist schön.«
    »Das ist eine Blumenvase auch. Kann sie einen Pflug lenken? Kann sie eine Ziege melken? Nein, dafür ist sie zu zart. Kann man sich vernünftig mit ihr unterhalten? Nein, dafür ist sie zu dumm und zu albern. Wird sie sich um dich kümmern, wenn du krank wirst? Nein, sie ist nämlich verwöhnt und wird von dir erwarten, dass du dich um sie kümmerst. Schön ist sie, sagst du. Na und? Pphhh!«
    Madame Zeroni spuckte auf den Lehmboden.
    Sie riet Elya nach Amerika zu gehen. »So wie mein Sohn. Da liegt deine Zukunft. Nicht bei Myra Menke.«
    Aber davon wollte Elya nichts wissen. Er war fünfzehn und er sah nichts außer Myras oberflächlicher Schönheit.
    Madame Zeroni fand es schrecklich, Elya so verzweifelt zu sehen. Und deshalb half sie ihm, wider besseres Wissen.
    »Zufällig hat meine Sau gestern Ferkel geworfen«, sagte sie. »Es ist ein Winzling dabei, der nicht trinken will. Du kannst ihn haben. Er würde sowieso sterben.«
    Madame Zeroni führte Elya hinters Haus, wo sie ihre Schweine hielt. Elya nahm das winzige Ferkel auf den Arm, aber was es ihm nutzen sollte, verstand er nicht. Es war kaum größer als eine Ratte.
    »Es wächst noch«, versicherte ihm Madame Zeroni. »Siehst du den Berg dort hinter dem Wald?«
    Ja«, sagte Elya.
    »Auf seinem Gipfel gibt es eine Quelle, die bergauf fließt. Du musst dein Ferkel jeden Tag auf den Berg tragen und es aus der Quelle trinken lassen. Während es trinkt, musst du ihm etwas vorsingen.«
    Sie brachte Elya ein besonderes Lied bei, das er dem Schwein singen sollte.
    »An Myras fünfzehntem Geburtstag trägst du das Schwein zum letzten Mal auf den Berg. Dann bring es von dort direkt zu Myras Vater. Es wird fetter sein als jedes von Igors Schweinen.«
    »Aber wenn es so dick und fett wird«, fragte Elya, »wie soll ich es dann auf den Berg schleppen?«
    »Das Ferkel ist dir doch jetzt auch nicht zu schwer, oder?«, fragte Madame Zeroni.
    »Natürlich nicht«, sagte Elya.
    »Glaubst du, dass es dir morgen zu schwer sein wird?« »Nein.«
    »Du wirst das Schwein jeden Tag auf den Berg tragen. Es wird immer ein bisschen größer werden, aber du wirst gleichzeitig ein bisschen kräftiger werden. Nachdem du Myras Vater das Schwein gegeben hast, möchte ich, dass du mir einen Gefallen tust.«
    jeden«, sagte Elya.
    »Ich möchte, dass du mich auch

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