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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Lindbichler freigeräumten Eislaufplatz am zugefrorenen See die Anni in niegelnagelneuen Schlittschuhen herumfahren, Schneeflöckchen hin, Weißröckchen her, und der Schmerz ist wieder zurück, in seinem Herzen diesmal und noch mächtiger und gewaltiger als zuvor in seinem Zahn, meine Güte, die Anni!
    Elegant zieht sie ihre Runden, und das nicht etwa alleine, sondern zusammen mit ihrer Jennifer, die auch neue Eislaufschuhe hat und als arbeitslose Jugendliche noch sehr viel Tagesfreizeit mit dazu. Und wie er die beiden so sieht, da weiß der Biermösel auf einmal, dass die depperte Seebachwirtin überhaupt keinen Anfangsverdacht gegen die Jennifer gehabt hat, sondern dass sie nur eine astreine Eislaufmutti ist, eifersüchtig und missgünstig bis dort hinaus, weil ihre eigene Speckschwarte Elfriede – in etwa gleich alt wie die Zwillinge von der Anni und in etwa gleich schwer wie die beiden zusammen! – überhaupt nicht Eislaufen kann und schon mit fünf Jahren 20 Mal pro Saison ins Eis eingebrochen ist. Heiliger Bimbam, erinnert sich der Biermösel an die regelmäßigen Rettungsaktionen, während derer immer er für das Walross sein Leben aufs Spiel gesetzt hat und bäuchlings hinausgerobbt ist, wo er die Fettsau heldenhaft aus dem jeweiligen Loch herausgezogen hat, in dem sie gesteckt ist, jetzt weiß er auch endlich, warum er es sich unten herum komplett vertan hat, aber wirklich komplett.
    Ein paar von seinen Problemen verdankt er sicherlich der verwöhnten Fettwurst, die heute mit flotten Vierzehn immer noch lieber beim Futtertrog im Saustall von der Wirtshausküche liegt und dort ihren Schnabel aufreißt und sich von der Mutti vollstopfen lässt wie die Gans vor Weihnachten, anstatt dass sie endlich was arbeitet und vielleicht selbst als Zwiebelschälerin anfängt, wohingegen die Anni ihre Jennifer trotz bitterer Not immer noch dazu anhält, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft und vielleicht doch noch Eiskunstlaufolympiasiegerin zu werden.
    Der Biermösel schaut sich das jetzt wirklich gerne an, wie die zwei da unten herumtanzen, schön ist das schon. Dabei ist das Eislaufen ja so gar nicht seine Lieblingsdisziplin, Biathlon auch nicht, Rodeln auch nicht, Skeleton auch nicht, eher schon kann er mit Eisstockschießen was anfangen, aber bitte ohne Besen! Seine Lieblingsdisziplin im Wintersport ist und bleibt aber der alpine Damenschilauf, obwohl: Die jungen Damen heutzutage, muss er sagen, die sind im Vergleich zu früher auch nicht mehr so seine Kragenweite, das sind ja alles gespitzte Bleistifte, außer die eine Kroatin vielleicht und die gestauchte Schwedin, an denen ist auch noch alles dran, was an einer Rennläuferin dran sein muss, damit sie kompakt auf dem Schi steht, aber schön und rassig ist natürlich was anderes, schön und rassig ist ein Haflinger gegen die eine Kroatin und die abgezwickte Schwedin, da schaut er sich heute lieber Postkarten von der Staumauer in Kaprun an, bevor er den Staatsfunk wegen dem Damenschilauf aufdreht, weder für den Damenschilauf noch für den depperten Staatsfunk kann er sich noch so richtig begeistern.
    Dabei hat es der Biermösel ja selbst weder im Damenschilauf noch im Biathlon noch im Skeleton noch in der Bierfahrerei sehr weit gebracht, also hat er sich dann nicht wundern dürfen, dass er auch im Eiskunstlauf sehr früh in der Entwicklung stecken geblieben und nicht Olympiasiegerin geworden ist. Dabei reden noch heute alle Trotteln auf jedem Stammtisch im ganzen Tal von seinem eingesprungenen Biermösel, den er vor über 20 Jahren beim legendären Eisstock-Turnier Goisern vs. Aussee aufs Eis gelegt hat, und wer dabei war, kann seine Sprungeinlage noch heute genau beschreiben:
    Sorgfältiges Aufwärmen mit reichlich Marillenbrand, bevor man schön angezwitschert auf wackeligen Beinen das Eis betritt. Dann Vorgleiten mit dem linken Huf, dadurch beginnender Gleichgewichtsverlust, daraus resultierend beginnendes leichtes Rudern mit der einen Hand, das sich ausweitet zu einem schon ein bisserl hektischeren Rudern mit der anderen Pratze, was schließlich den ganzen Arm erfasst, woraufhin das andere Flügerl nicht nachstehen will und also beide schwingen wie der Adler beim Start, was aber den kompletten Kontrollverlust über beide Trittwerkzeuge nicht zu verhindern vermag, im Gegenteil! Schuh, Fuß, Knie und Hüfte schieben sich sowohl gleichzeitig als auch nacheinander und gegeneinander nach vor und zurück, was die Pflicht abschließt und die Kür einläutet, die

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