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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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mit einem unfreiwilligen Felgeaufschwung ohne Reckstange anfängt, welcher in den gestreckten, extrem schmerzhaften Spagat übergeht, gefolgt vom abrupten Emporspringen infolge furchtbarer Schmerzen unten herum, bevor eine Arschbombe auf gefrorenem Wasser und der finale Aufprall auf dem Hinterkopf die Sache zu einem wirklich anspruchsvollen Kunstwerk abrunden, bravo! Wer dann noch die Kraft hat, der kann im Krankenhaus die anderen Leute mit seinen Erzählungen über den eingesprungenen Biermösel unterhalten, falls er irgendwann aus dem Dauerkoma erwacht.
    Da schau her, denkt sich der Biermösel dann, wie sich auf einmal auch die Manu zum fröhlichen Schlittschuhlaufen dazugesellt, mit ebenfalls neuen Schlittschuhen an den Füßen und mit einem neuen Nagellack an den Fingern. Der neue Nagellack und das plötzliche Auftauchen von der Manu könnten, wenn er so negativ denken täte wie die Seebachwirtin, nichts Gutes bedeuten, wenn man nämlich berücksichtigt, dass auch für einen Schnupperlehrling in einer Werkzeugmacherbude noch längst nicht Feierabend ist.
    Aber so negativ kann der Biermösel jetzt gar nicht denken, weil sich die Ereignisse unten am Eis immer noch düsterer gestalten, wie dann auch noch der Jackpot Charlie mit seinem Mazda zur geselligen Tanzrunde dazu stößt, frisch von der Punschhütte, wie sich aus seinem geschmeidigen Seegang ableiten lässt, in seinem niegelnagelneuen Ledermantel mit Pelzkragen dran, den er hinter sich herschleppt wie der Herrgott die Sünden der Welt. Und sogar der JC schnallt sich jetzt ein paar Eislaufschuhe an, die nicht billig gewesen sein können, und der Biermösel fragt sich wieder einmal, wo denn der auf einmal das Geld her hat?
    Wie der Chaplin im frühen Schwarzweiß-Film, gleitet der Jackpot Charlie jetzt zur Anni hinaus, links-rechts, links-rechts, und unverhofft wird der Biermösel Zeuge, wie die falsche Sau hinter dem Rücken von der Anni die Jennifer aufs Gemeinste wegstößt, sodass die auf ihrem schmalen Scheißer landet, ganz so, wie wenn er sie aus dem Weg räumen möchte für seine hundsgemeinen Pläne. Dann greift seine eiskalte Hand die warme und zärtliche Tanzhand von der Anni, und was der Biermösel dann sieht, das ist bei allem gebotenen Ärger über den JC doch sehr beeindruckend, weil: Wie der Fred Astaire früher die Ginger Rogers, führt der Jackpot Charlie die Anni geschmeidig über das Eis, und der Biermösel fragt sich, ob es vielleicht doch seine geschmeidigen kleinen Trippelschrittchen sind, die die Anni so für ihn eingenommen haben und ihr Flo? so weit von seinem Ufer wegtrieben haben, muss er denn erst tanzen lernen, fragt er sich mit Tränen der Rührung in den Augen, damit er vielleicht doch noch bei ihr landen kann?
    Der JC führt die Anni immer weiter hinaus, aber anstatt mit ihr einen weiteren Doppelaxel auf das Eis zu legen, greift er sie jetzt mit beiden Händen und schleudert sie mit einem gewaltigen Schwung in Richtung Seemitte hinaus, wo das Eis bedrohlich kracht, weil der Lindbichler zu oft verbotenerweise mit seinem Unimog dort herumsteht und der Franzi Kubelik von den Fischen unten in den Ozeanen erzählt, und wo die Anni jetzt nur deshalb nicht einbricht, weil sie leicht wie eine Feder ist, seine federleichte Anni.
    Der Biermösel aber weiß jetzt, dass er gerade einen lupenreinen Mordversuch beobachtet hat. Der Jackpot Charlie freut sich nämlich gar nicht darüber, dass die Anni sich dort draußen einfach niederbückt und etwas aufhebt, und wie sie dann freudenstrahlend zu ihm zurückkommt und ihm das gewisse Etwas in die Hand drückt, dreht er sich einfach weg und lässt sie stehen wie den abgeräumten Christbaum nach den Feiertagen am Sammelplatz.
    Bisher hat der Biermösel ja nicht so viel vom Eifersuchtsmord gehalten, weil der immer nur eine ungeheure Sauerei am Tatort anrichtet und wer weiß was für einen Dominoeffekt auslöst. Aber da hat er aus der Sicht von der allzeit ermittelnden, adleräugigen Gendarmerie gedacht. Aus der Sicht vom einsamen Wolf gedacht, kommt ihm der Eifersuchtsmord aber auf einmal gar nicht mehr so unpassend vor, allzu gerne täte er dem Jackpot Charlie jetzt mit der Doppelläufigen ein Loch auf die Stirn malen. Allerdings täten sich dann wieder alle ganz schön wundern, wozu er imstande ist, und wer weiß, ob er nicht eine Lawine lostreten oder gar eine Büchse öffnen täte, er will sich ja gar nicht vorstellen, wer in dieser Gegend aller wen aus Gründen der Eifersucht abknallen möchte

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