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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Rock‘n‘Roll-Wahnsinn, lieber Herr Jesus! Warst du vielleicht eingejointelt, wie du den Blödsinn geschaffen hast? Oder denk an den Musikantenstadl mit dem depperten Moik – alles in deinem Sinn? Überhaupt der ganze Musikterror im BAHO-Supermarkt vom Schuster Ronnie und am Eislaufplatz unten am See? Herr Jesus, wenn du Ohren hast zu hören, dann hör dir den Scheißdreck einmal an, soviel Knoblauch kann gar nicht wachsen, wie ich mir jeden Tag und jede Nacht in die Ohren stecken könnte, wenn ich das höre!“
    Der alte Pole unten in Rom mit seiner Verehrung für das Lamm und der Muselmane unten in Istanbul mit seiner strikten Meidung vom Schwein vermögen den Biermösel auch nicht aus seinem Musentempel heraus zu locken, da ist nichts dabei, was ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, vom stoischen Asiaten mit seinen rituellen Hundeschlachtungen und -verspeisungen will er erst gar nicht reden. Zeit wird es also, dass einer das Schwein in den Mittelpunkt der Verehrung und Anbetung stellt, das kann der Welt mit ihrer immensen Dauerkrise nur gut tun.
    „Hör endlich auf zu jammern, du Pfeife, ihr kapiert das mit dem freien Willen einfach nicht!“, hört der Biermösel auf einmal den Jesus vom Kreuz herunter sprechen. „Wenn ihr euch dauernd die Schädel einhauen müsst, dann geh halt du hinaus und versöhne die Welt!“
    „Wie?“, fragt der Biermösel.
    „Lass dir was einfallen!“
    „Was?“
    „Na irgendwas! Israel-Palästina, Nord-Süd, Ost-West, Mann-Frau, Löwe-Schaf – hab ich vielleicht wissen können, dass ihr euch so blöd aufführt?“
    „Geht auch Silbertanne-Rotbuche?“
    „Von mir aus auch Silbertanne-Rotbuche!“, sagt der Jesus schon ungehalten wie der Wirt, der seinen letzten Gast nicht los wird. „Aber kümmere dich endlich darum!“
    Na Moment!, denkt sich der Biermösel, so schnell schießen die Komantschen nicht! Wenn ich dem jetzt den kleinen Finger gebe und mich um den Weltfrieden auch noch kümmere, dann will der das nächste Mal die ganze Hand von mir, sprich: Dann will er vielleicht, dass ich mir den Lauf von der Glock abschneide, zwei Löcher hineinbohre, mich als Maya aus den Anden verkleide und ihm „El Condor Pasa“ vorpfeife, genau so ein Typ ist das nämlich!
    „Bin ich nicht!“
    „Was bist du dann für einer?“
    „Ich bin, der ich bin.“
    Na bumsti, denkt sich der Biermösel und kratzt sich hinterm Ohrwascherl. Was soll denn das jetzt wieder heißen?
    Wie der Biermösel das Rätsel aber nicht und nicht lösen kann, steht er genervt auf, sodass nicht nur die wurmstichige Holzbank kracht, sondern auch sein morsches Knochengebälk, und er sagt:
    „Eine Frage noch!“
    „Eine letzte!“, sagt der Herr Jesus.
    „Die Roswitha, meine Schwester, die kennst du ja.“
    „Was ist mit der?“, seufzt der Jesus.
    „Wenn sie jetzt immer ohne mich in ihrer Kammer liegt und bis in die frühen Morgenstunden den Club Lagrima auf Radio Schmalz aufdreht, wenn sie dabei den Shubidu Jack hört und ihr die Tränen in Sturzbächen über die roten Wangen rinnen und sie geheimnisvolle Zeilen auf dem Kellnerblock notiert, von denen ich fast schon glaube, dass es Gedichte sind, sag schon, hat das was zu bedeuten?“
    „Na was glaubst du!“
    Da ballt der Biermösel wütend die Fäuste in seiner Lodenhose und stellt sich vor, wie er die Nachtigall aus 500 Meter mit der Doppelläufigen von der Bühne herunterballern wird, wenn er morgen in Goisern auftritt, peng, peng, peng!
    „Das schau ich mir an!“, hört er den Jesus lachen.
    „Na gut“, zieht der Biermösel ein bisserl den Schwanz ein, „vielleicht nicht aus 500 Metern, aber mit der Gleitsichtbrille...“
    Wie es dem Biermösel in der Kirche doch ein bisserl langweilig wird und er sich zur Weiterfahrt bereit machen will, wie er dabei hofft, dass er endlich das beruhigende Geräusch vom Lindbichler seiner Schaufel draußen hört, da fällt sein Adlerblick auf etwas, das seitlich im Kirchenschiff steht und wie ein holzgeschnitzter Musentempel ausschaut, oder besser gesagt: Wie ein mobiles Scheißhaus aus Holz, wahrscheinlich für die ganzen Schäfchen vom Herrn Jesus, die es sich unten herum auch komplett vertan haben und die volle Länge Gottesdienst nicht mehr durchstehen, ohne dass ihnen der Damm bricht, sehr löblich im Grunde. Aber es ist auch ein Scheißhaus, bei dem die Türen quietschen, wenn man sie aufmacht und eintritt, „schämst dich gar nicht?“, fragt der Biermösel den Jesus. „Und warum hast du es

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