Loecher, noch und noecher
seiner Ehre packen.
„Na gut“, sagt der Biermösel zum Jesus, „Ganz glaub ich das ja immer noch nicht, dass es dich gibt.“
„Obwohl ich die ganze Zeit mit dir rede?“, fragt der Jesus beleidigt zurück.
„Das kann ja auch an den Tabletten liegen.“
„Und dann würdest du endlich glauben, du Spinner?“ „Wenn du den Weihwasserkessel da drüben in einen gut Gebrannten verwandeln kannst, dann schaut die Sache anders aus.“
„In einen vom Tötschinger, nehm ich an.“
„Ja sicher, was glaubst denn du?“
„Na dann: Simsalabim!“
Augenblicklich durchflutet den Biermösel ein ungekanntes Gefühl von wohliger Wärme, wie der Marillenschnapsduft endlich den lästigen Geruch vom Weihrauch im Kirchenschiff verdrängt, und er denkt auf einmal nur noch positiv über den Herrn Jesus Christus, der ihm bisher so fremd war.
Der ist ein anderes Kaliber als die ganzen Depperten, denkt er, die er vom Stammtisch und von den Punschhütten kennt und mit denen er es sonst immer zu tun hat. Mit dem kann man gut reden, vielleicht sogar besser als mit den Fleischhauern vom Schlachthof in Wels, Unterabteilung Schwein. Bei dem wird er jetzt vielleicht öfter auf einen Sprung vorbeischauen, nicht zuletzt deshalb, weil der Schnaps wirklich prima schmeckt, wie er nach einer ersten Probe sagen muss.
„Danke. Danke. Danke und immer wieder Danke“, ruft er ihm zu. „Bist ein klasser Bursche, ehrlich, ich mag dich. Wenn du auch einmal was brauchst, weil die Leute wieder sündigen und dich beleidigen oder mit nassen Fetzen nach dir werfen – ruf 133, die Gendarmerie, dein Freund und Helfer.“
„Gracius“, sagt der Jesus.
„Pregus“, sagt der Biermösel, und dann denkt er sich:
Jaja, wir zwei harmonieren halt schon sehr gut. Das passt einfach hinten und vorne zusammen mit uns zwei.
„Biermösel“, trübt der Jesus dann vom Kreuz herunter ein bisserl das allzu voreilige Resümee: „Ich weiß, das muss ich auf meine eigene Kappe nehmen, aber sei so gut und roll deine Stutzen wieder hinauf, deine Venen sind ja wirklich nicht zum Anschauen.“
Wie der Biermösel seine Stutzen wieder hinaufgezogen hat und er sich klammheimlich ein bisserl darüber freut, dass sogar der Herr Jesus immensen Respekt vor seinen Venen hat; wie er sich mit einer tiefen Kniebeuge von ihm verabschiedet und sogar den Hut vor ihm zieht; wie er sich dann zur Stärkung vor der Weiterfahrt über den Weihwasserkessel beugt und den gesegneten Schnaps in einem Zug aussäuft, da prostet er ihm noch einmal zu und sagt:
„Falls wir uns nicht mehr sehen – Frohe Weihnachten! Oder anders herum ausgedrückt: „Happy birthday to you!“
Beichte
„Krispär, Krispär an Biermääääsel“, hört der Biermösel dann den Doktor Krisper nach ihm rufen, wie die Glocken am Kirchturm 7 Uhr läuten und er längst das Nachtmahl zu sich nehmen sollte, „Krisper Krisper an Biermösel“, hört er ihn, wie er das Kirchenschiff endlich verlässt und hinaustritt in die stürmische See, „Krisper, Krisper an Biermösel“, hört der lästige Hund nicht auf, nach ihm zu funken. Aber er kann die Fips mit dem CB-Funkgerät daran einfach nirgends finden, weil die Straßen nicht geräumt sind und alles meterhoch zugeschneit ist, ganz so, wie die Seebachwirtin es angedeutet hat. „Krisper, Krisper an Biermösel“, orientiert er sich dann bei seiner verzweifelten Suche nach der Fips aber an der knarrenden Stimme vom Doktor Krisper, und endlich, nach einer halben Stunde, während der ihn ganze Schulklassen mit Schneeballsalven bombardiert und dabei höhnisch lachend gefragt haben, nach was es denn da riecht (und sich so für seine allherbstliche Pädagogik rächen), findet er endlich seine einzig treue Rosinante und nimmt den Funkspruch entgegen, „Krisper, Krisper an Biermösel, hörst du mich?“
„Was ist denn?“
„Hab ich entdeckt in langer Gerade in Silbertannenwald japanische Kleinwagen mit Hirschkuh drinnen, was sitzt auf Mann, was ausschaut wie Jackpot Charlie, sprich: wie Reste von Jackpot Charlie, weil ist er mehr Ragout als Mensch.“
„Komme!“
Wie der Biermösel dann auf der Fips über den Schnee dahin kriecht wie die Schnecke über den Salat, wie er herum schlingert und es ihn wieder alle zwei Meter abwechselnd auf den Scheißer und auf den Schädel haut, fragt er sich voll Angst und Schrecken: Wo ist denn jetzt wirklich der Lindbichler?
Schon nach kurzer Fahrt entlang der Uferstraße und dann hinaus aus dem Ort, hinaus auf die
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