Loecher, noch und noecher
Schlamassel erfährt. Und er fragt sich, wie das mit den Jägern weiter gehen täte, wenn sie ihm den Tod von der Hirschkuh auch noch in die Schuhe schieben wollen, tauchen sie dann jede Nacht bei ihm auf?
Der Biermösel entscheidet sich dafür, dass er die ganze Sache zwei, drei Etagen weiter oben ansiedeln und als Terroranschlag für die Texasranger vom Sondereinsatzkommando aufbereiten wird. Er erinnert sich an den Grundkurs „Arbeiten mit militärischen-Waffen“ in der Gendarmerieschule, in dem er weiß Gott nicht der Schlechteste war, auch wenn er in den meisten anderen Grundkursen schon der Schlechteste war.
Er schüttelt den Schnee von den zugeschneiten Schuhen und geht ruhig zu seiner Fips, wo er aus der Satteltasche eine schöne Handgranate herausnimmt, die er nebst allem anderen Zeug jetzt immer mit sich herumführt, seit ihn sogar die Teufel belästigen, nur mit ein paar gekreuzten harten Würsten wird sich die Drecksbagage das nächste Mal nicht mehr vertreiben lassen.
Wie er mit der Handgranate zurück kommt zum Unfallort, ist er aber zu schwach, als dass er das Feuerwerk noch selbst zünden könnte, also gibt er sie dem Herrn Doktor und sagt, freilich ohne dass er ihn vorher zum Hilfssheriff ernannt hat, wie er das bei der Roswitha immer tut, wenn sie die Schlagobersspritze in Anschlag bringt:
„Tu es!“
Das aber wundert den Doktor Krisper. Denn erfahrungsgemäß verzichtet der Biermösel äußerst ungern darauf, irgendwas selbst krachen zu lassen. Allzu oft hat er ihn schon nach missglückten Schießübungen hinten am Schießstand vom Auerhahn erstversorgt, wenn wieder irgendwelche Mörser und Granaten nicht richtig gezündet und ihm ein paar Löcher in weiß Gott welche Körperteile geschlagen haben.
Der Doktor Krisper schaut dem Biermösel daher mit prüfendem Blick tief in die Augen, und dabei sieht er, dass seine Pupillen enorm verengt sind, was unüblich ist bei einem so starken Alkoholiker, und wie er ihm einen medizinisch begründeten Arschtritt verpasst, der seine Reflexe prüfen soll, wackelt der Biermösel nicht einmal mit den Ohren, geschweige denn, dass er ihn mit seinen gefürchteten Totschlägern in kleine Stücke reißt.
„Bist du dir vielleicht manches Mal vorgekommen ein bissi verweichlicht in letzte Zeit, wie stinkende Ricotta-Streichkäse in Kofferraum von Urlaubsauto?“
„Wie was?“
„Wie Schwamm, was ist nass.“
„So ungefähr, ja.“
Das erhärtet jetzt leider seinen furchtbaren Verdacht. Das er nämlich 60 Kilo Streichkäse der verweichlichsten Sorte vor sich stehen hat. Und wenn sich jetzt nicht doch noch alles als böser Traum heraus stellt, dann ist er leider einem einmalig kolossalen Irrtum erlegen und hat den Biermösel schlicht und einfach medikamentös falsch eingestellt, sprich: falsche Tabletten für falsche Patienten, sprich: hoffentlich reagiert der alte Schlauch jetzt nicht allzu alttestamentarisch, wenn er ihm gleich reinen Wein einschenken wird:
„Biermösel, muss ich dir was beichten, was fällt mir gar nicht leicht.“
„Sprich“, sagt der Biermösel gönnerhaft. Dabei baumelt er hin und her wie ein Pendel.
„Baue ich ja gelbe Tabletten wie Sonne, wie du weißt, und baue ich blaue wie Ozean, und auch rote für Papa, damit Mutti wieder quietscht, wenn liegen beide zusammen in Kiste, verstehst du?“
„Und weiter?“
„Blöd wie Ziege, das ich bin, muss ich haben verwechselt Sonne mit Ozean, sprich: Tabletten für dich mit Tabletten für Wollatz, sprich: Tabletten für Stimmungsaufhellung mit Tabletten für Stimmungsdämpfung, sprich: kleine Verwechslung, große Wirkung, bist du mir jetzt sehr bääse?“
„Dazu von mir vielleicht nur zwei Worte“, sagt der Biermösel nach einer halbstündigen Schrecksekunde, die es gedauert hat, bis er endlich den gewaltigen Wurstzeigefinger der rechten Hand an die Nase vom Doktor geführt hat.
„Du tot!“
Bei einem solchen Delikt will der Biermösel die linke Faust „Krankenhaus“ erst gar nicht als Vorhut ausfahren, da will er lieber gleich den Atomsprengkopf zünden. Aber sein rechter Hammer stürzt schon ab, noch bevor er die Koordinaten richtig eingestellt hat, und der Doktor Krisper fängt das Mäusepfötchen ohne Mühe ab.
„Biermösel, hörst du mir zu“, sagt er und rettet sich in seine Dritt- oder Viertausbildung als Gesprächstherapeut, „hab ich gemacht Fehler, was tut mir wirklich sehr leid. Aber kann Mensch nicht immer nur auf Scheißhaus sitzen und anschauen, was er hat
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