Löffelchenliebe (German Edition)
liebe Listen. Und ich liebe Nick Hornby. Und besonders liebe ich die Top-Five-Listen, die Hornbys Erzähler in High Fidelity aufstellt: die Top Five der unvergesslichsten Trennungen, seiner Traumjobs, der jemals von ihm geführten Gespräche, seiner fünf Lieblingsplatten und so weiter. Herrlich. Ich danke dir, Nick, du hast mich rehabilitiert, unwissend, nehme ich an, meine Manie populär gemacht. Dank dir kann ich hier ganz offen über meine Listen sprechen.
Ich lege für alles und jedes eine an, per Hand, denn irgendwie müssen meine Listen per Hand geschrieben sein, am besten mit einem einfachen blauen Kugelschreiber. Begonnen mit To-do-Listen, die ich mehrmals täglich auf den neusten Stand bringe, immer dann, wenn zu viele Dinge erledigt und weggestrichen sind und das Ganze dadurch zu unübersichtlich wird, oder wenn im Laufe des Tages zu vieles am Listenende neu hinzukommt, wenn ich also neu priorisieren muss. Denn To-do-Listen müssen bei mir von oben nach unten abgearbeitet werden, immer schön der Reihe nach, also muss die Tagespriorität der Aufgaben von oben nach unten abnehmen. Das dauert natürlich alles sehr lange, und manchmal denke ich, ich bin länger mit dem Erstellen und Aktualisieren der Liste beschäftigt als mit dem eigentlichen Abarbeiten der einzelnen Punkte. Zumal ich Dinge aufführe, deren Aufschreiben länger dauert, als die Erledigung an Zeit benötigen würde. Wie »Die zwei Blätter, die auf dem Küchentisch liegen, in den Ordner ›Ablage privat‹ abheften« (ich hasse Ablage) oder »Weißwäsche waschen, Bügel- BH s ins Wäschenetz, Waschmittel einfüllen« oder Dinge, die mir auch nicht helfen, wenn ich sie aufschreibe, wie »7:15 Uhr aufstehen«.
Eigentlich soll es aber ja um Top-Listen gehen. Hier also meine aktuellen Top-Listen zur Partnerwahl:
Top Five der Vorteile eines älteren Partners
(über vierzig):
1.Er fühlt sich alt genug für Kinder.
2.Er ist weltoffen und liebt es zu verreisen.
3. Er hat Stil und kennt sich mit gutem Wein und gutem Essen aus (Schleimi-Austern-Ausnahmen bestätigen die Regel).
4.Er weiß, was er im Leben will, und mindestens genauso wichtig: Er weiß, was Frauen wollen.
5.Er mag Pläne und Verbindlichkeiten und überrascht zugleich mit Spontaneität.
Top Five der Nachteile eines jüngeren
Partners (unter dreißig):
1.Er will keine Kinder.
2.Er wohnt in einer WG und hat einen Nerd als Mitbewohner.
3.Er hat keine Kerzen und keine Servietten im Haus, dafür ein Hochbett und ein eingeklemmtes Bettlaken als Vorhang.
4.Er geht campen, zieht Mecklenburg-Vorpommern Hawaii vor und fährt auch im Regen mit dem Fahrrad.
5.Er liebt Fledermäuse mehr als mich.
Damit wäre der Fall ja wohl klar.
Gut, meine Listen sind schwarz-weiß, das ist mir wohl bewusst. Aber wo bliebe der Spaß, wenn da grau in grau stünde: Manche ältere Männer verreisen gerne und manche jüngere auch, einige ältere Männer wollen Kinder und andere nicht. Langweilig ! Außerdem besitzen die notierten Punkte, so wage ich zu behaupten, durchaus eine gewisse Allgemeingültigkeit, denn der Anteil der Männer, die sich zu jung für Kinder fühlen, ist unter jüngeren Männern sicherlich höher als unter älteren. Genauso wohnen mehr jüngere Männer in WG s als ältere, weswegen das Risiko höher ist, bei einem jüngeren Mann auf einen mitwohnenden Sonderling zu treffen.
Wie auch immer – übrigens eine äußerst unzureichende Übersetzung des englischen anyway , das man immer so schön einwerfen kann, wenn man merkt, dass sich die eigene Argumentation im Kreise dreht. Ich murmle also ein leises » anyway « und schließe für heute die Kladde.
Schwanensee ! Ich kann es kaum fassen, dass ein Mann vorschlägt, gemeinsam ins Ballett zu gehen. Dass er, wie ich, weißen Tüll liebt und sich ebenfalls nichts Schöneres vorstellen kann, als feingliedrige Tänzerinnen und Tänzer zu beobachten, die auf ihren Spitzen über die Bühne schweben. Ich muss im Himmel sein. In meinem ganz persönlichen Mädchenhimmel. Ich selbst habe ja auch ein paar Jahre lang Ballett gemacht, in der Grundschule, leider war ich denkbar unbegabt und konnte weder meine Beine noch meinen Rücken wie gewünscht durchstrecken, außerdem hatte ich Angst vor meiner Ballettlehrerin. Die ging stramm auf die siebzig zu, sah aus wie ein überlanger Hundeknochen und hieß Fräulein Düsterwalder. Sie hat in der Zeit, in der ich da war, mehr mit mir geschimpft als meine Mutter in über fünfunddreißig Jahren. Und
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