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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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Düsterwalder letztes Jahr mit über neunzig gestorben ist ?«
    »Ja, hast du !«, rufe ich und schnuppere an meinen Haaren, die ich heute offen trage und die tatsächlich eine leichte Grünkohlnote versprühen.
    Es klopft an der Wohnungstür. Meine Mutter öffnet.
    »Ah, Sie müssen Bello sein«, sagt sie in ihrem charmantesten Tonfall. Sie streckt Hector die Hand entgegen, die dieser irritiert ergreift.
    Hinter ihm kommt Ina mit Einkaufstüten in beiden Händen die Treppe hoch und geht betont langsam an meiner Tür vorbei. Dabei versucht sie, einen Blick auf Hector zu erhaschen.
    »Oh, das ist aber ein schicker Smoking«, flirtet meine Mutter weiter. »Das wäre doch nicht nötig gewesen.«
    Hector wendet sich an mich: »Es tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich musste mich noch mit der Polizei auseinandersetzen. Jemand hat meinen Boxter beschädigt, zwei lange Kratzer im Lack. Wenn ich den in die Finger kriege !«
    »Ihr Boxer wurde gekratzt, Bello ? Herrje, wer tut einem armen Hund so was an ! Wollen wir alle zusammen zum Tierarzt gehen ?« Meine Mutter saugt ausgiebig an ihrem Gaumen. »Oder möchten Sie auf den Schreck erst einmal einen schönen Teller Grünkohl ? Ich müsste noch kurz die Mettwurst anbraten, dann wären wir so weit. Oh, mag Ihr Hund auch Mettwurst ?«
    Ich greife nach Jacke und Tasche meiner Mutter, drücke ihr beides in die Hand und öffne die Wohnungstür. Sie sieht mich erstaunt an. Schnell laufe ich in die Küche und hole die Plastiktüte mit Waltrauds ausrangierten Kleidungsstücken. Mehrere Paare beigefarbener Schuhe blitzen mir bedrohlich entgegen.
    Meine Mutter wirft mir einen bösen Seitenblick zu und schenkt Hector ein strahlendes Lächeln: »Und Sie, achten Sie bitte darauf, dass Anna ordentlich isst. Im Kühlschrank steht noch eine Quarkspeise. Mit Schattenmorellen.«
    Die Tür fällt ins Schloss, ich atme auf.
    »Entschuldige, bitte. Meine Mutter platzt manchmal in den unmöglichsten Augenblicken herein.«
    Doch Hector hört mir gar nicht zu. Stattdessen brüllt er in sein Handy: »Diese Arschlöcher ! Oh nein, das war kein Dummer-Jungen-Streich, das war ein gezielter Anschlag ! Ohne Zweifel gegen mich gerichtet. Ja, ich mache eine Liste … Von wegen, man kümmert sich. Da kann ich lange warten. … Ja, tut das.« Er legt auf.
    »Armleuchter ! Weißt du, was das für eine Wertminderung bedeutet ? Hast du irgendeine Vorstellung davon ?«, blafft er mich an.
    Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll und tapere stattdessen ins Arbeitszimmer, um den Computer herunterzufahren. Hector folgt mir.
    »Oh, Anna, bitte entschuldige. Ich wollte meinen Ärger nicht an dir auslassen. Komm her.« Er umarmt mich von hinten, während ich mich geschäftig über den Schreibtisch beuge. »Mmh, du riechst nach … Kohl.«
    Ich mache mich los. Hector sieht mir über die Schulter, als ich die Dateien schließe. Plötzlich wird mir sehr heiß.
    »Originelles Hintergrundbild. Ein Schauspieler ?« Hector beugt sich interessiert vor.
    »Äh, nein, nicht direkt.« Schnell will ich den Laptop zuklappen, doch Hector hält meine Hand auf halber Strecke auf.
    »Lass doch mal sehen. Ist das ein Sänger ?«
    Otto !, rufe ich lautlos. Zu Hilfe ! Doch Otto hebt nur müde eine Augenbraue, als wollte er sagen: nicht mein Metier.
    Ich bin sauer. Da bin ich einmal auf seine Hilfe angewiesen, und was ist ? Der Herr fühlt sich nicht zuständig.
    »Ist der nicht ein bisschen jung für eine Schwärmerei ? Wie hießen noch diese anderen Jungs … Tokio Hotel ?« Hector lacht.
    Mein Ärger schwappt von Otto über auf Hector. Was bildet der sich eigentlich ein ?
    »Das ist David, mein Exfreund«, sage ich mit einem Hauch Trotz in der Stimme. »Und, ja, er ist jung, aber nicht zu jung.«
    Das Grinsen aus Hectors Gesicht ist verschwunden, er muss sich sichtlich beherrschen. Es klingt gepresst, als er sagt: »Hast du etwas dagegen, wenn wir das Bild löschen ?«
    »N-nein«, sage ich leise.
    Kurz darauf ist der Hintergrund schwarz, und ich starre mit pochendem Herzen auf den leeren Bildschirm. Dann klappt Hector den Laptop zu. Nebenan beginnt Ina zu stöhnen.
    Auf den roten Samtsesseln neben uns sitzen Silvia und Hinrich, Freunde von Hector. Die Musik hebt klagend an, ich beuge mich vor, um in den Orchestergraben zu schauen, was meine Laune schlagartig hebt. Gebannt verfolge ich die kraftvollen Bewegungen des Dirigenten und habe wie immer Sorge, dass er von seinem Podest fällt. Dirigent ist übrigens auch so ein Beruf, den

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