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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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das will was heißen.
    Gleich wird mich Hector zu Hause abholen. Ich trage ein langes, schwarzes Hugo-Boss-Kleid, das gestern in einem champagnerfarbenen Paket mit breiter weißer Schleife überraschend in meine Wohnung flatterte. Ein Geschenk von Hector. Der Brief, der mit dem Päckchen ankam und sich in dessen Schleife verfangen hatte, steckte in einem zerknitterten grauen Umschlag mit blauem Umweltengel-Zeichen und war von David. Das leichte Ziehen in der Herzgegend ignorierend schrieb ich einmal quer über den Umschlag »Zurück an Absender« und stapfte entschlossen zum nächsten Briefkasten. Dann widmete ich mich wieder meinem Paket. Ich war fassungslos und fühlte mich wie eine Prinzessin, als ich die Schleife löste, das knisternde Papier mit feinem Hugo-Boss- Aufdruck auffaltete und das perfekte Kleid zum Vorschein kam. Ich breitete es vorsichtig auf meinem Bett aus und strich minutenlang über den seidigen Stoff, der sich unter meinen Händen samtig wie Puder anfühlte. Dann las ich das Kärtchen, das ich vor lauter Aufregung fast übersehen hätte:
    Anna, Darling,
    für unseren ersten gemeinsamen Ballettabend. Du wirst wunderschön aussehen.
    Dein Hector
    Mein Hector. Wie von Sinnen schlüpfte ich in das hauchzarte Kleid, das sich wie warmes Wasser auf meine Haut legte – und meinen Bauch wie eine Melone aussehen ließ.
    Seit zwanzig Stunden ernähre ich mich nun von Gemüsebrühe und pappigen Reiswaffeln. Die Melone unterhalb meiner Rippen ist auf Apfelgröße geschrumpft, und wenn ich stehe, passt das Kleid wie angegossen. Deshalb tippe ich jetzt auch stehend auf meiner Laptoptastatur herum, weil mir gerade eben noch eine Idee für den Artikel »Norddeutscher Adventszauber« kam. Dabei singe ich laut mit zu Fame . Oldie95 hat einfach die besten Songs. »I’m gonna live forever, I’m gonna learn how to fly – Fame !« Am liebsten würde ich auf der Stelle tanzen, nicht Ballett, sondern meine Spezialität, Brix’scher Ausdruckstanz. Leider ist das Kleid dabei im Wege.
    Es klingelt. Ich betätige den Türöffner, ziehe die Wohnungstür auf und laufe auf hochhackigen Schuhen zurück zum Schreibtisch. Muss kurz den Gedanken halten.
    »Bin im Arbeitszimmer«, rufe ich, als ich Schritte höre.
    … ergießt sich ein einziges Lichtermeer. Die vorweihnachtlichen Harfenklänge, der intensive Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln …
    Ein bisschen Kitsch kommt immer gut, besonders weil die meisten der Abonnenten der Lokalzeitung, wo der Artikel erscheinen wird, Rentner sind.
    Die Wohnungstür wird zugeworfen, ich höre Schritte, die sich seltsamerweise entfernen. Ach so, klar, Hector weiß ja gar nicht, wo mein Arbeitszimmer ist.
    In der Küche treffe ich auf meine Mutter, die am Herd steht und in einem großen Topf rührt. Es riecht nach Kohl.
    »Mama ! Was machst du da ?« Ich reiße das Fenster auf.
    »Ich wärme den Grünkohl auf. Gleich brate ich uns noch eine schöne Mettwurst dazu. Dann machen wir es uns vor dem Fernseher gemütlich.«
    »Ich habe überhaupt keine Zeit. Außerdem hab ich dir doch gesagt, dass du nicht mehr für mich zu kochen brauchst. Mir geht es wieder viel besser.«
    »Na, das sehe ich aber anders. Guck dich doch mal an. Ein einziger Hungerhaken. Was trägst du da überhaupt für ein komisches Nachthemd ? Zieh dir mal was Ordentliches an. Ich hab dir ein paar Sachen von Waltraud mitgebracht, die hat ausgemistet.« Sie zeigt auf eine große Plastiktüte.
    »Mama«, ich atme tief durch, »so leid es mir tut, ich muss dich bitten zu gehen. Ich bekomme gleich Besuch.«
    Die Augen meiner Mutter weiten sich. »Kommt Dawitt wieder ? Oh, wie schön, das freut mich aber. Der Junge ist mir richtig ans Herz gewachsen.« Sie rührt mit ausladenden Bewegungen. »Und er mochte mein Geschnetzeltes.«
    »David ist Vegetarier.«
    »Das weiß ich doch. Aber er hat gesagt, wenn er irgendwann mal wieder Fleisch essen sollte, dann mein Geschnetzeltes.« Sie setzt ein zufriedenes Lächeln auf.
    Schleimer, denke ich und muss grinsen. Im selben Augenblick klingelt es an der Tür. Ich schiebe meine Mutter vor mir her in den Flur. Sie bleibt vor dem Spiegel stehen und streicht ihren rostfarbenen Pullover überm ausladenden Busen glatt.
    »Kann ich ihm so unter die Augen treten ?«, fragt sie mit feierlicher Stimme und zupft ihre lange Perlenkette von der rechten Brust.
    »Mama ! Das ist nicht David. Das ist Hector. Wir gehen ins Ballett.«
    »Ballett ? Habe ich dir eigentlich erzählt, dass Fräulein

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