Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
Vom Netzwerk:
Klangschalengong den Raum erfüllt, als Türklingel.
    Kurz darauf stöckelt Sina mit kleinen Schritten an unseren Tisch und flüstert Hector etwas ins Ohr. Der nimmt seine Serviette vom Schoß, faltet sie zusammen, legt sie neben seinen Teller und sagt: »Du entschuldigst mich kurz ?«
    Ich nicke. Dann fülle ich, ohne Zeit zu verlieren, die Inhalte dreier Austern in die ausgeleerte Kinder-Schoko-Bon-Tüte, verschließe diese mit einem Haargummi und lasse sie unauffällig in meiner Handtasche verschwinden. Jetzt sieht’s auf meinem Teller so aus, als hätte ich schon vier der Scheusale brav verspeist.
    In meinem Rücken höre ich Stimmen. Es klingt nach einer Auseinandersetzung, auch wenn die Worte geflüstert sind. Zumindest Hectors Worte, die Frau, mit der er spricht, hält sich weniger zurück. Ich halte die Luft an, damit mir durch mein Atemgeräusch nicht womöglich das Wichtigste entgeht.
    Okay, ich bin neugierig. Aber mitunter halte ich das für eine hilfreiche Eigenschaft. Habe schon das eine oder andere aufgeschnappt, was von großem Nutzen für mich war, weil ich meine Ohren eben nicht auf Durchzug schalte, wenn sich in meiner Nähe jemand unterhält. Zum Beispiel vor ein paar Wochen, bei der Post. Da sagte eine Frau in der Schlange vor mir zur anderen, dass die Schlecker-Filiale nebenan nächste Woche schließen würde und es ab morgen fünfzig Prozent Rabatt auf alles gäbe. Am nächsten Morgen stand ich um Punkt neun Uhr mit einer Armada von Plastiktüten auf der Schlecker-Schwelle und kaufte den halben Markt leer. Weil ich neugierig bin, habe ich jetzt ein Klopapierlager fürs nächste halbe Jahr in meiner Wohnung – übergangsweise im Hausflur.
    »Austern !«, ruft die Dame in meinem Rücken jetzt, woraufhin Hector leise »Pst« macht. »Stengelmann, du warst auch schon mal origineller.«
    Stengelmann ?
    Ich kann nicht anders, ich muss mich umdrehen und sehe eine schlanke Blondine in High Heels, allerdings nur von hinten. Gerade schiebt Hector sie Richtung Aufzugtür, schnell wende ich mich wieder meinem Teller zu. Ich meine, so etwas wie ein Gerangel zu hören, bin mir aber nicht sicher. Dann Totenstille. Sekunden später höre ich Hector mit ausladenden Schritten auf unseren Tisch zukommen, er nimmt mir gegenüber wieder Platz.
    »Es tut mir wirklich leid, Anna. Ich hätte dir das gerne erspart.« Er sieht zerknirscht aus.
    »Was war denn ?«, frage ich arglos. Arglos ist mein zweiter Vorname.
    »Tja, wie soll ich das sagen ? Das war Siri, meine Exfreundin. Sie wollte noch ein paar Sachen abholen. Wir haben uns vor nicht allzu langer Zeit getrennt. Es ist recht unschön gelaufen. Wir hatten … nun ja, unterschiedliche Lebensentwürfe.«
    Unterschiedliche Lebensentwürfe – oha ! Ich muss an David denken, versuche, den Gedanken aber schnell wieder zu verscheuchen.
    »Darf ich fragen, worin diese verschiedenen Lebensentwürfe bestanden ?« Vorsichtshalber schicke ich ein »Du musst darauf natürlich nicht antworten« hinterher.
    Hector nippt gedankenverloren an seinem Champagner, und es dauert eine Ewigkeit, bis er antwortet.
    »Lass es mich auf einen Punkt bringen: Ich war bereit für Kinder, Siri war es nicht. Das ist das Problem mit zu jungen Frauen. Wir hatten einige Auseinandersetzungen deswegen, und schließlich war es nur konsequent, einen Schlussstrich zu ziehen.«
    Wie auf Kommando überschlagen sich meine Gedanken und Gefühle. Klar, ich wusste, dass Hector Kinder will. Aber ich wusste nicht, dass er dasselbe durchgemacht hat wie ich. Oder zumindest etwas Ähnliches. Jetzt wird mir auch klar, warum er die Kinderfrage gleich am Anfang klären wollte. Und warum ich schon von Alters wegen in sein Beuteschema passe. Hektisch greife ich nach meinem Glas, das ich mit der Hand knapp verfehle, dafür aber mit dem Unterarm erwische. Es kracht auf den Austernteller, zerspringt und füllt die Muschelschalen mit Champagner und Scherben. Bye, bye, ihr Schleimer.
    Schnell fange ich mich wieder. »Oh Gott, entschuldige !«, rufe ich und versuche mit meiner Serviette zu retten, was nicht mehr zu retten ist.
    »Macht nichts, Anna. Wirklich. Außerdem bringen Scherben ja Glück.« Er legt für einen kurzen Moment seine Hand auf meine.
    Sekunden später steht Siri, pardon, Sina am Tisch, beseitigt wortlos das glibberige Scherbenmeer, serviert die buttrig schäumenden Linguine und hobelt frische schwarze Trüffeln über die Pasta. Es duftet unglaublich. Und ich habe einen Mordshunger.
    »Köstlich !«, rufe

Weitere Kostenlose Bücher