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Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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daß ich im Dunkeln
bleibe — wie sich das gehört bei solchen Geschäften.“
    „Was verlangen Sie?“
    „Ich will 20 000 Mark. In bar und
sofort. Dann kriegen Sie den Bordcase mit dem Schmuck zurück. Einer wie Sie
kann doch auf die Schnelle 20 000 beschaffen, wie?“

    „Das ist kein Problem“, erwiderte Sauerlich
rasch.
    „Also?“
    „Einverstanden.“
    Ich hätte mehr verlangen sollen, dachte
Leo. Vielleicht hätte er auch bei 30 000 eingewilligt. Aber 20 000 DM — oh,
Mann! das sind fast 7000 Flaschen von dem billigen Rotwein. Damit reiche ich
lange.
    „Ich weiß, was Sie denken“, sagte Leo. „Die
Polizei soll mir eine Falle stellen. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf! Ich
kenne jeden Bullen in der Stadt, jedes Gesicht. Wenn auch nur einer in der Nähe
ist, wird nichts aus unserem Geschäft. Dann zeige ich mich nicht, und der
Schmuck ist für Sie verloren.“
    „Ich lasse die Polizei aus dem Spiel“,
sagte Hermann. „Das verspreche ich. Meine Frau hängt sehr an dem Schmuck. Jedes
Teil ist mit einer Erinnerung verbunden. Die 20 000 kann ich verschmerzen. Daß
später die Polizei nach Ihnen sucht — damit müssen Sie allerdings rechnen.“
    „Schon gut! Stecken Sie das Geld ein
und kommen Sie zum Hauptbahnhof. Haupthalle, in einer halben Stunde!“
    „Geben Sie mir 50 Minuten. Ich muß erst
in der Firma vorbeifahren und das Geld aus dem Tresor holen.“
    „Also gut!“ Leo blickte zur
Bahnhofsuhr, die er durch die Glasscheibe sehen konnte. Es war 17.20Uhr. „Sagen
wir um halb sieben, klar?“
    „Halb sieben. Wie erkenne ich Sie?“
    „Das könnte Ihnen so passen! Nein! Ich
erkenne Sie, und ich werde mich bei Ihnen bemerkbar machen — sobald ich mich
überzeugt habe, daß die Luft rein ist. Geben Sie mal eine Beschreibung von
sich.“
    Klößchens Vater zögerte. „Nun, ich bin
nicht sehr groß, eher klein, aber leider übergewichtig, inzwischen schon 50
Jahre alt und auf dem Kopf nur spärlich bewachsen. Ich werde einen braunen
Kamelhaarmantel tragen, Hut und Handschuhe. Vielleicht sollte ich als
Erkennungszeichen...“
    „Nicht nötig“, fiel Leo ihm ins Wort. „Ich
erinnere mich, ich hab’ Sie ja gesehen. Vor dem Flughafen. So ein bißchen Typ
Gartenzwerg, wie? Hähähähäh! War nur ein Spaß. Kann nicht jeder so stattlich
und schön sein wie ich. In der Halle ist bestimmt viel Betrieb. Wegen der
Leute, die zu den Vorortzügen wollen. Sie, Sauerlich, gehen zur Milchbar und
bleiben vor dem Ausschank stehen. Klar? Wenn Sie einen Kuhsaft zur Brust nehmen
wollen, soll’s mir recht sein.“
    „Wie... stellen Sie sich die Abwicklung
vor? Ich gebe Ihnen das Geld nur, wenn ich den Schmuck sehe.“
    „Ich stelle den Bordcase in ein
Schließfach. Wir gehen dorthin. Sie kriegen den Schlüssel, nehmen den Behälter
raus und sehen nach, ob alles stimmt. Ich stecke das Geld ein und bin weg. In
Ordnung?“
    „In Ordnung.“ Klößchens Vater legte
auf.
    Leo grinste. Das lief ja prima. Sauerlich
klang ehrlich. Dem ging’s um den Schmuck. Der Mann würde die Polizei nicht
verständigen. Trotzdem — Leo wollte vorsichtig sein.
    Er schlurfte zum Hauptbahnhof. Getöse
füllte die große Halle. Vor den Fahrkartenschaltern war nicht viel Betrieb,
aber ungezählte Menschen hasteten umher: zu den Zügen oder von den Bahnsteigen
zu den Ausgängen. Dazwischen die Bummler, die ihre Zeit totschlugen, gafften
und nichts Besseres vorhatten. Sicherlich waren auch Taschen- und Kofferdiebe
da. Doch die bemühten sich um Unauffälligkeit.
    Leo strebte dem ersten Schließfachraum
zu. Fach Nr. 1034 stand offen und war leer. Der Penner stellte den Bordcase
hinein, entrichtete das Münzgeld für 24 Stunden — weniger ging nicht - schloß
das Fach und steckte den Schlüssel ein.
    Einen Blick auf die Uhr in der Halle.
Er hatte noch Zeit.
    Wäre ein Witz, dachte er, wenn ich mich
irgendwo hinhocke und bettle. Gleich rollen 20 000 auf mich zu, aber vorher
staube ich noch ein bißchen Kleingeld beim Schmalmachen ( betteln ) ab.
    Er grinste in seinen struppigen Bart.
Im nächsten Moment gefroren die Mundwinkel, eine Gänsehaut breitete sich aus.
    Hinter einem Kiosk trat Ritschi
Gernreich hervor, der blondierte Schläger, der miese Typ — Leos schlimmster
Feind zur Zeit in diesem Teil der Welt.
    Ritschi starrte ihn an, und ein
grausames Grinsen kroch über das Gesicht. Der Typ war nicht allein. Neben ihm
stand ein fleischiger Hüne mit feistem Kugelkopf und erstaunlich kleiner Nase.
Ritschi sagte was, und auch der

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