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Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die Sahara! Na ja,
wenigstens tagsüber habe ich Pfote ja meistzeitlich um mich.
    „...ich bin’s, Mama“, rief Klößchen, „der
Willi. Dein Sohn! Ach, du hast mich gleich an der Stimme erkannt. Ich dich
auch. Ich wollte nur... Wiiiie?“
    Klößchen gab ein blubberndes Geräusch
von sich und preßte den Hörer ans Ohr.
    Tim schob den Kopf um die Ecke und sah
seinen Freund fragend an.
    „Waaas, Mama? Ja, gut. Klar! Nee, weiß
ich. Kann ich von hier aus anläuten. Ja, doch! Interessiert mich einfach
riesig! Tim guckt schon — ja, er ist hier — guckt schon, daß ein Gegner das
Zähneklappern kriegen würde. Also, tschüüüs!“
    Er drückte auf die Gabel. „Tim, du
glaubst es nicht. Der Dieb — also Leo — hat bei uns angerufen. Er will 20 000 —
dann gibt er den Schmuck zurück. Mein Vater hat sich mit Leo verabredet. Im
Hauptbahnhof, vor der Milchbar. Für halb sieben. Ist ja längst vorbei. Aber der
Mistkerl — ich meine Leo, nicht meinen Vater — hat sich nicht blicken lassen.
Bis Punkt sieben hat Papa gewartet. Jetzt sitzt er mit Georg im Wagen. Vor dem Bahnhof
auf dem Parkplatz. Sie beratschlagen. Weißt ja, wir haben Telefon im Auto. Mama
wurde eben von Papa angerufen, die totale Verständnislosigkeit geht um bei null
Durchblick. Irre, wie? Ich rufe mal im Jaguar an, hoffentlich knackt’s nicht
wieder so in der Leitung.“
    „Mach’s kurz!“ sagte Tim. „Wir brettern
hin. Das Gesülze bringt gar nichts. Sag nur, daß wir kommen.“
    „Was? Noch mal raus?“
    „Beeil dich! Ich hole die Jacken.“
    Tim sauste die Treppe hinauf. Ade
Abendessen! Willi würde maulen. Aber jede ausfallende Mahlzeit war für ihn ein
Segen. Im ADLERNEST streifte Tim die Hallenschuhe ab und stieg wieder in die Winterstiefel,
die finnischen. Die Windjacken aus dem Schrank! Als Tim im Hauptflur ankam,
stand Klößchen vor der BESENKAMMER.
    Sein Vater und Georg, der Chauffeur, so
teilte er mit, warteten vor dem Hauptbahnhof. Herr Sauerlich konnte sich
offenbar das Mißtrauen des Diebes nicht erklären. Denn Klößchens Vater hielt
sich an die Abmachung. Die Polizei wußte nichts.
    Die Jungs rannten hinaus und zum
Fahrradschuppen.
    Der Abend war dunkel, kein Mond. Wolken
verhüllten die Sterne, die Luft roch, als gäbe es nun doch noch Schnee. Eisiger
Wind bewirkte, daß die beiden den Reißverschluß ihrer gefütterten Windjacken
bis zum Hals dichtmachten.
    Aus dem Fahrradschuppen trat eine
Gestalt.
    Laternenlicht fiel auf Gluschke, auf
seinen semmelblonden Scheitel und das teigige Gesicht. Die Brille mit dem
gelben Horngestell schien zu spiegeln. Er trug eine lederne Motorradjacke über
seinem Overall und hielt den Helm unterm Arm.
    Tim mochte den Hausmeistergehilfen
nicht. Weshalb? Es war instinktive Abneigung. Und Tim fand das in Ordnung,
durchschaute er doch, wie der Mann in seinem Wesen war: gehässig, lauernd,
verschlagen.
    Mit schiefgelegtem Kopf sah er die
beiden an.
    „Noch mal abhauen? Um diese Zeit in die
Stadt? Es geht mich zwar nichts an — aber soviel ich weiß, verstößt das gegen
die Hausordnung.“
    „Ganz recht“, erwiderte Tim. „Es geht
Sie nichts an.“
    „Mach du dir nur weiterhin Ärger,
Carsten.“
    „Es ist mein Ärger, Herr Gluschke. Ihr
Ärger entsteht erst, wenn Sie mit mir welchen kriegen. Damit meine ich:
Anschwärzer, Zuträger, Verpetzer — sind hier überaus unbeliebt. Muß Ihnen mal
gesagt werden, weil Sie noch nicht lange bei uns sind. Machen Sie’s wie Ihr
Chef. Herr Mandl ist allseits gern gesehen. Er weiß: Kleine Verstöße gegen die
Strenge der Hausordnung heben die Stimmung — und damit stützen sie das System.“

    „Carsten, eines Tages brichst du dir
den Hals — auch wenn du dich für einen unbesiegbaren Kampfsportler hältst.“
    „Gute Nacht, Herr Gluschke!“
    Die Jungs holten ihre Tretmühlen und
radelten zum Tor hinaus auf die dunkle Chaussee, wo nur in großen Abständen
Laternen stehen, weil die Straße wenig Verkehr bewältigt: als Zubringer
zwischen Großstadt und Heimschule.
    „Ein Widerling, dieser Gluschke!“
meinte Klößchen. „Muß immer an eine Ratte denken, wenn mir der über den Weg
eiert.“
    „Ich frage mich, was unseren Mandl
bewogen hat, den Typ bei sich einzustellen? Na, schön! Die Aufgaben häufen
sich. Reparaturen hier und dort. Manche Misttypen hausen ja wie die Vandalen.
Hilmar Kloppgaier und Volker Haßlunte sagten doch tatsächlich, für das immense
Schulgeld dürften sie auch die Einrichtung demolieren. Wahnsinn,

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