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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ein-oder zweimal Schwierigkeiten, nachdem sie Oswestry rechts liegengelassen und sich nach Wales vorgewagt hatten, doch beim erstenmal überlegten es sich die drei herrenlosen Männer, die Pfeile auf sie abgeschossen hatten, anders, als sie sahen, daß sie eine größere Gruppe herausgefordert hatten, und verschwanden schleunigst im Unterholz; beim zweitenmal tauchte plötzlich eine wilde Patrouille hitzköpfiger Waliser auf, doch als Cadfael sie mit groben walisischen Worten begrüßte, teilten sie ihm schließlich sogar die letzten Neuigkeiten über den Aufenthaltsort des Prinzen mit. Cadfaels zahlreiche Verwandte, Vettern ersten und zweiten Grades, und die gemeinsamen Ahnen waren tatsächlich Schutz genug, als sie durch Clwyd und einen Teil von Gwynedd zogen.
    Owain, berichtete die Patrouille, war aus seinem Adlerhorst nach Osten gekommen, um Ranulf von Chester genau im Auge zu behalten, der von seinem Erfolg möglicherweise so geblendet war, daß er den Fehler beging, sich mit dem Prinzen von Gwynedd anzulegen. Owain patrouillierte an den Grenzen von Chester und hielt sich inzwischen in Corwen am Dee auf. Dies berichteten die ersten Informanten. Die zweiten, denen sie in der Nähe von Rhiwlas begegneten, waren sicher, daß er die Berwyns überschritten hatte und nach Glyn Ceiriog heruntergekommen sei; möglicherweise kampierte er im Augenblick in der Nähe von Llanarmon. Wenn nicht, sei er gewiß bei seinem Verbündeten und Freund Tudur ap Rhys auf dessen Landsitz in Tregeiriog.
    Und da es Winter war, so milde er sich auch im Augenblick zeigte, und da Owain Gwynedd offensichtlich gescheiter war als die meisten Waliser, entschied Cadfael sich für Tregeiriog.
    Warum kampieren, wenn ganz in der Nähe ein treuer Verbündeter wohnte, der ein festes Dach über dem Kopf und eine volle Vorratskammer bieten konnte und dessen Heim zwischen den öden Bergen in einem relativ heimeligen, gemütlichen Tal lag?
    Tudur ap Rhys' Landsitz befand sich in einer Klamm, durch die ein Gebirgsbach zum Ceiriog hinunterströmte; die Grenzen waren in diesen unsicheren Zeiten gut, doch unaufdringlich gesichert: Zwei Männer kamen, von jeder Seite einer, auf den Weg heraus, bevor Cadfaels Gruppe den dichten Wald über dem Tal verlassen hatte. Erfahrene Augen schätzten die müde Gesellschaft ein, und der Verstand hinter den Augen hatte schon entschieden, daß sie harmlos waren, noch ehe Cadfael seine walisische Begrüßung herausbekommen hatte.
    Das und seine Tracht waren Sicherheit genug. Der jüngere der beiden schickte seinen Gefährten voraus, um Tudur die Gäste anzukündigen, während er sie selbst gemächlich über das restliche Wegstück führte. Hinter dem Fluß und seinen vereisten Ufern, den wenigen steinigen Feldern und den in den Wald gekauerten Katen vor dem Landsitz stiegen die Hügel wieder auf - braun und öde drunten, weiß und öde droben, hinauf bis zu einem schneebedeckten Gipfel unter einem bleiernen Himmel.
    Tudur ap Rhys kam heraus, um sie zu begrüßen und die erforderlichen Artigkeiten auszutauschen; er war ein kleiner, vierschrötiger Mann von großen Körperkräften mit einer dichten braunen Haarmähne, die kaum ergraut war, und einer lauten, melodischen Stimme, die lieber die Tonleitern eines Liedes erkletterte als normal zu sprechen. Ein walisischer Benediktiner war ihm neu, noch dazu ein walisischer Benediktiner, der als Verhandlungsführer aus England zu einem walisischen Prinzen geschickt wurde, doch er unterdrückte höflich seine Neugierde und ließ den Gast im Haupthaus zu einer Kammer führen, wo ein Mädchen sogleich wie üblich das Wasser für die Fußwaschung brachte. Dessen Annahme oder Zurückweisung würde dem Gastgeber anzeigen, ob der Gast beabsichtigte, die Nacht in seinem Haus zu verbringen.
    Erst als das Mädchen eintrat erinnerte Cadfael sich, daß Elis just diesen Herrn von Tregeiriog gemeint hatte, als er die Geschichte von seiner Verlobung mit einem kleinen, dunklen und klugen Geschöpf erzählte, die auf ihre Art recht hübsch sei und die ihm, falls er heiraten mußte, genügen würde. Und nun stand sie, die leicht dampfende Schüssel in den Händen, bescheiden vor dem Gast ihres Vaters und war an Kleid und Betragen unschwer als Tudurs Tochter zu erkennen. Klein gewachsen war sie gewiß, doch adrett herausgeputzt und von stolzer Haltung. Klug? Sie bewegte sich energisch und zielstrebig, und obwohl sie mit angemessener Demut eintrat, lag ein selbstsicheres Funkeln in ihren Augen.

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