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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Natürlich waren es nachtdunkle Augen, und Augen und Haar wurden nur durch einen schwachen, warmen Stich Rot davor bewahrt, rabenschwarz genannt zu werden. Und ein hübsches Gesicht?
    Nicht außergewöhnlich, wenn es kein Mienenspiel zeigte, sondern eher etwas unregelmäßig mit weitstehenden Augen und zum markanten Kinn hin spitz zulaufend; doch wenn sie sprach oder erregt war, zeigte sich eine so strahlende Lebendigkeit in diesem Antlitz, daß es keine Schönheit mehr brauchte.
    »Ich nehme Eure Dienste sehr dankbar an«, sagte Cadfael. »Ihr müßt Cristina sein, Tudurs Tochter. Und wenn Ihr es seid, dann habe ich für Euch wie für Owain Gwynedd eine Botschaft, die Euch beiden gewiß sehr willkommen sein wird.«
    »Ich bin Cristina«, antwortete sie, und ihr Gesicht erwachte in strahlender Lebhaftigkeit. »Aber woher weiß ein Bruder aus Shrewsbury meinen Namen?«
    »Von einem jungen Mann mit Namen Elis ap Cynan, den Ihr vielleicht schon als verloren betrauert, während er in Wirklichkeit in diesem Augenblick sicher und wohlbehalten in der Burg von Shrewsbury sitzt. Was habt Ihr denn von ihm gehört, seit des Prinzen Bruder mit Aufgebot und Beute aus Lincoln heimkehrte?«
    Ihr hellwacher Ausdruck änderte sich nicht, doch sie riß die Augen auf und strahlte. »Man berichtete meinem Vater, er sei mit einigen zurückgelassen worden, die in der Nähe der Grenze ertranken«, antwortete sie. »Aber niemand wußte, wie es ihm wirklich erging. Ist das wahr? Er lebt? Und ist gefangen?«
    »Seid nur beruhigt«, sagte Cadfael, »denn genauso ist es. Weder in der Schlacht noch im Bach ist ihm Schlimmes widerfahren, und er kann recht einfach freigekauft werden, damit er zu Euch zurückkehren und, wie ich hoffe, einen guten Ehemann abgeben kann.«
    Hier kannst du deinen Köder noch so weit auswerfen, sagte er sich, während er ihr Gesicht beobachtete, das zugleich beredt und verschlossen war, als dächte sie in einer fremden Sprache, hier wirst du doch keinen Fisch fangen. Dieses Mädchen kann ihre Gedanken für sich behalten und weiß die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Was sie für sich behalten will, bekommst du gegen ihren Willen nie aus ihr heraus. Und dann sah sie ihm voll in die Augen und sagte: »Eliud wird sich freuen. Sprach er auch von ihm?« Aber sie wußte die Antwort schon.
    »Es wurde ein gewisser Eliud erwähnt«, räumte Cadfael vorsichtig ein, da er spürte, wie unsicher der Grund war, auf dem er sich bewegte. »Ein Vetter, soviel ich erfuhr, mit dem er aber wie ein Bruder aufwuchs.«
    »Enger noch als Brüder«, sagte das Mädchen. »Darf ich ihm diese Neuigkeit überbringen? Oder muß ich damit warten, bis Ihr mit meinem Vater zu Abend gegessen und ihm Eure Botschaft übermittelt habt?«
    »Ist Eliud denn hier?«
    »Im Augenblick nicht. Er ist mit dem Prinzen irgendwo im Norden an der Grenze unterwegs. Sie werden am Abend zurückkommen, denn sie wohnen hier, und Owains Truppen lagern ebenfalls ganz in der Nähe.«
    »Das ist gut, denn mein Auftrag gilt dem Prinzen, und er betrifft den Austausch von Elis ap Cynan für einen, der für uns von beträchtlichem Wert ist und der, wie wir glauben, von Prinz Cadwaladr in Lincoln gefangengenommen wurde. Wenn dies für Eliud eine ebensogute Botschaft ist wie für Euch, dann ist es Eure Christenpflicht, seine Sorge um seinen Vetter sobald wie möglich zu besänftigen.«
    Sie sah ihn einen Augenblick erfreut an und sagte schließlich: »Ich will es ihm berichten, sobald er aus dem Sattel steigt. Es wäre sehr schade, eine so kameradschaftliche Liebe länger als unbedingt nötig beschattet zu sehen.« Doch in der Süße lag auch Säure, und ihre Augen brannten. Sie empfahl sich höflich und ließ ihn für seine Fußwaschung vor dem Abendmahl allein. Er sah ihr nach; sie ging erhobenen Kopfes und festen Schrittes, aber geräuschlos wie eine jagende Katze davon.
    So war das also in dieser Ecke von Wales! Ein versprochenes Mädchen, das mit scharfem Blick ihre Rechte und Privilegien erkannte, während der Junge, noch ein Kind gegen ihre reifende Fraulichkeit, pfeifend und dumm herumstrolchte und lieber den Arm um die Schultern eines anderen Jungen legte, mit dem er sich von Kindheit an verschworen hatte, als seiner zukünftigen Frau ein Kompliment zu schenken. Und sie haßte mit all ihren beträchtlichen Kräften des Verstandes und des Herzens die Liebe, bei der sie nur die dritte im Bunde und höchstens halb willkommen war.
    Dabei hätte sie nichts zu beklagen

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