Lösegeld Für Einen Toten
sagte sie. »Sag nicht so etwas. Das ist nicht deine Art. Es muß einfach einen anderen Weg für uns geben...«
Aber sie konnte keinen Weg erkennen. Sie waren Gefangene eines unaufhaltsamen Schicksals, das Gilbert Prestcote heimbringen und Elis ap Cynan fortwehen würde.
»Wir haben noch ein wenig Zeit«, flüsterte sie, um ihm nach Kräften Mut zu machen. »Man sagt, er sei noch nicht wohlauf, seine Wunden noch kaum verheilt. Eine oder zwei Wochen bleiben uns noch.«
»Und du wirst trotzdem kommen? Du wirst kommen?
Jeden Tag? Wie könnte ich's ertragen, dich nicht mehr zu sehen!«
»Ich werde kommen«, sagte sie, »denn für diese Augenblicke würde auch ich mein Leben geben. Wer weiß, vielleicht geschieht noch etwas, das uns rettet.«
»Mein Gott, wenn wir nur die Zeit anhalten könnten!
Wenn wir die Tage festhalten könnten, damit er ewig für die Reise braucht und niemals, niemals Shrewsbury erreicht!«
Es dauerte zehn Tage, bis die Nachricht von Owain Gwynedd eintraf. Auf Befehl von Einon ab Ithel, der nur Owains eigenem penteulu untergeben war, dem Hauptmann seiner Leibwache, kam ein Bote zu Fuß. Er wurde am frühen Nachmittag zu Hugh in den Wachraum der Burg gebracht, ein Mann aus dem Grenzland, der geschäftliche Verbindungen nach England hatte und die Sprache gut beherrschte.
»Mein Herr, ich überbringe Grüße von Owain Gwynedd durch den Mund seines Hauptmannes Einon ab Ithel. Ich soll Euch ausrichten, daß die Gruppe heute nacht in Montford lagert. Morgen werden wir Euch unseren Gefangenen, den Herrn Gilbert Prestcote, bringen. Aber es gibt noch mehr zu sagen: Der Herr Gilbert ist immer noch sehr schwach von seinen Verletzungen und Entbehrungen, und wir mußten ihn den größten Teil des Weges auf einer Bahre tragen. Bis heute morgen ging alles gut; da hofften wir noch, die Stadt in einem Tagesmarsch zu erreichen und den Gefangenen gleich zu übergeben. Aus diesem Grund wollte der Herr Gilbert die letzten Meilen reiten und sich nicht wie ein kranker Mann in seine eigene Stadt tragen lassen.«
Die Waliser hatten dies verstanden, wußten es zu schätzen und versuchten nicht, ihn davon abzuhalten. Das Gesicht eines Mannes ist seine halbe Rüstung, und Prestcote würde jede Unbequemlichkeit und jede Gefahr auf sich nehmen, um aufrecht nach Shrewsbury einzureiten, als Mann, der selbst in Gefangenschaft sein eigener Herr geblieben war.
»Das sieht ihm ähnlich und entspricht seinem Ehrgefühl«, sagte Hugh, der schon ahnte, was nun kommen würde. »Und er hat sich übernommen. Was ist geschehen?«
»Bevor wir noch eine Meile geritten waren, verlor er das Bewußtsein und stürzte. Kein schwerer Sturz, aber eine geheilte Wunde an seiner Seite brach wieder auf, und er verlor etwas Blut. Vielleicht bekam er auch eine Art von Anfall, der die Belastung noch verschlimmerte, denn als wir ihn aufrichteten und versorgten, war er sehr bleich und kalt. Wir wickelten ihn gut ein - Einon ab Ithel warf ihm sogar den eigenen Mantel um die Schultern - und legten ihn wieder auf die Bahre, um ihn nach Montford zurückzutragen.«
»Ist er wieder bei Bewußtsein? Hat er gesprochen?« fragte Hugh besorgt.
»Als er die Augen öffnete, sprach er klar und schien so gut bei Verstand, wie ein Mann nur sein kann, mein Herr. Wir würden ihn, wenn nötig, noch eine Weile in Montford ruhen lassen, doch da er so nahe ist, hat er sich entschlossen, Shrewsbury so bald wie möglich zu erreichen. Wir aber glauben, er könnte zu Schaden kommen, wenn wir ihn, wie er es wünscht, schon morgen hertragen.«
Das dachte auch Hugh, und während er überlegte, was am besten zu tun sei, biß er sich nervös auf die Fingerknöchel.
»Glaubt Ihr, dieser Rückfall könnte gefährlich sein? Womöglich sogar tödlich?«
Der Mann schüttelte entschieden den Kopf. »Mein Herr, obwohl Ihr ihn als kranken und gealterten Mann wiedersehen werdet, braucht er, so glaube ich, nur Ruhe, Zeit und gute Pflege, um wieder zu Kräften zu kommen. Aber es wird keine rasche und leichte Genesung werden.«
»Dann soll er hier gesund werden, wenn er herzukommen wünscht«, entschied Hugh, »allerdings nicht in diese kalten, öden Kammern. Ich würde ihn mit Freuden in mein eigenes Haus aufnehmen, aber die beste Pflege kann er in der Abtei bekommen, und Ihr könnt ihn genauso gut dort hintragen, damit es ihm erspart bleibt, hilflos durch die Stadt geschleppt zu werden. Ich will in den Krankenzimmern der Abtei ein Bett für ihn aufstellen lassen und dafür sorgen,
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