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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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wollte nicht glauben, daß du es ernst meintest, als du mir so viele Male sagtest, daß du für mich töten würdest, daß du jeden töten würdest, der sich zwischen uns stellt. O Gott, und ich habe dich geliebt! Vielleicht habe ich dich sogar ermutigt und dich zu der Tat gedrängt. Du würdest alles tun, sagtest du, damit wir noch eine Weile beisammen bleiben könnten, du würdest alles tun, damit du nicht fortgeschickt würdest, zurück nach Wales. Alles! Du sagtest, du würdest töten, und nun hast du getötet, Gott vergib mir, ich bin durch dich schuldig geworden.«
    Elis starrte sie an, so unglücklich und schutzlos wie ein Kind. Er starrte sie mit offenem Mund und verblüfftem, verwirrtem, erschrecktem Gesicht an, um Worte und Verstand gebracht und hilflos gegenüber jedem Angriff. Er schüttelte heftig den Kopf, als wollte er einen Alptraum abschütteln wie jene Schläfer, die sich mit den Fingern die Augenlider öffnen, wenn sie von einem unerträglichen Traum heimgesucht werden. Er konnte kein Wort sprechen und bekam keinen Ton heraus.
    »Ich nehme jeden Liebesbeweis zurück«, fauchte Melicent, deren Stimme wie ein Schmerzschrei klang. »Ich hasse dich, ich verachte dich... Ich hasse mich selbst, weil ich dich geliebt habe. Du hast mich getäuscht, du hast meinen Vater getötet.«
    Nun riß er sich endlich aus seiner Betäubung und lief ungestüm auf sie zu. »Melicent! Um Himmels willen, was sagst du da?«
    Sie brachte sich mit einem Satz aus seiner Reichweite.
    »Nein, rühr mich nicht an, komm nicht in meine Nähe, du Mörder!«
    »Wir wollen dem ein Ende setzen«, sagte Hugh, indem er sie bei den Schultern faßte und sie in Sybillas Arme schob.
    »Meine Dame, ich hatte die Absicht, Euch für heute jeden weiteren Kummer zu ersparen, aber wie Ihr seht, kann dies nicht warten. Bringt sie mit! Ihr Männer, schafft diese beiden ins Torhaus, wo wir ungestört sind. Edmund und Cadfael, kommt mit uns, vielleicht brauchen wir Euch.«
    »Und nun«, sagte Hugh, nachdem er sie alle, Angeklagten, Anklägerin und Zeugen, aus der Kälte in den Vorraum des Torhauses gescheucht hatte, »nun laßt uns Klarheit schaffen. Bruder Edmund, Ihr sagt, Ihr hättet diesen Mann in der Kammer des Sheriffs neben dem Bett stehend gefunden. Was denkt Ihr Euch dabei? Glaubt Ihr, nach Eurem Augenschein, daß er schon lange drinnen war? Oder war er gerade erst gekommen?«
    »Ich dachte, er wäre gerade erst hineingeschlichen«, erwiderte Edmund. »Er stand etwas vorgebeugt am Fußende des Bettes und sah den Schläfer an, als überlegte er, ob er ihn wecken solle.«
    »Aber er könnte doch länger drinnen gewesen sein? Er könnte über dem Sheriff gestanden haben, den er erstickt hatte, um sich vielleicht gerade zu vergewissern, ob er auch wirklich tot war?«
    »Man könnte es wohl so deuten«, stimmte Edmund zweifelnd zu, »doch kam es mir nicht in den Sinn. Denn hätte man es ihm nicht angemerkt, wenn er gerade eine so schreckliche Tat verübt hätte? Wohl fuhr er zusammen, als ich ihn berührte, und blickte schuldbewußt drein - aber eher wie ein Junge, der bei einem Streich ertappt wird. Und als ich es ihm befahl, ging er so willig hinaus wie ein Kind.«
    »Habt Ihr, nachdem er fort war, noch einmal nach dem Kranken geschaut? Könnt Ihr sagen, ob der Sheriff da noch atmete? Und ob die Laken auf dem Bett in Unordnung waren?«
    »Alles war in Ordnung und still wie zuvor, als ich ihn schlafend verließ. Aber ich habe nicht näher hingesehen«, sagte Edmund traurig. »Ich wünschte, ich hätte es getan.«
    »Ihr hattet ja keinen Grund dazu, und die beste Medizin für ihn waren Ruhe und Schlaf. Noch eines - hatte Elis etwas in der Hand?«
    »Nein, nichts. Und er trug auch nicht den Mantel, den er jetzt über den Arm gelegt hat.« Es war ein dunkelroter Mantel aus glattem, feingewebtem Tuch.
    »Sehr gut denn. Und wißt Ihr noch von einem anderen, der sich vielleicht Zugang zum Krankenzimmer verschafft hat?«
    »Nein, ich weiß nichts. Aber das wäre jederzeit möglich gewesen. Es mag auch andere gegeben haben.«
    Melicent sagte mit tödlicher Verbitterung: »Einer war schon genug! Und diesen einen kennen wir.« Sie schüttelte Sybillas Hand von ihrem Arm. »Herr Beringar, hört mich an. Ich sage noch einmal, er hat meinen Vater getötet. Davon lasse ich mich nicht abbringen.«
    »Dann sprecht«, sagte Hugh kurz angebunden.
    »Mein Herr, Ihr müßt wissen, daß dieser Elis und ich uns auf Eurer Burg kennenlernten, als er dort gefangen war.

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