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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Er hatte auf Ehrenwort Ausgang, und ich wartete mit meiner Mutter und meinem Bruder in den Turmgemächern auf Nachricht von meinem Vater. Wir sahen und berührten uns, und zu meiner bitteren Bekümmerung muß ich sagen, daß wir uns liebten. Es war nicht unser Fehler, es geschah uns einfach, und wir hatten keine Wahl. Wir fürchteten uns davor, getrennt zu werden, sobald mein Vater zurück wäre, denn dann mußte Elis im Austausch gegen ihn fortgehen. Und Ihr, mein Herr, der Ihr meinen Vater so gut kanntet, wißt, daß er der Verbindung mit einem Waliser nie zugestimmt hätte. Wir sprachen oft darüber, und ebenso oft verzweifelten wir. Und er sagte - ich schwöre, daß er es sagte, und er wird es nicht zu leugnen wagen! - er sagte, daß er für mich, wenn nötig, töten würde, daß er jeden Mann töten würde, der sich zwischen uns stellte. Alles würde er tun, sagte er, damit wir zusammenbleiben könnten, sogar morden. Nun, viele Männer sagen ungestüme Worte, und so dachte ich mir nichts Böses dabei, und doch gebührt mir die Schuld, denn ich sehnte mich ebenso verzweifelt nach Liebe wie er. Und nun hat er getan, womit er drohte, denn gewiß hat er meinen Vater getötet.«
    Elis holte tief Luft und riß sich mit einem Ruck, der ihn fast aus den Stiefeln hob, aus seinem Elend. »Das habe ich nicht!
    Ich schwöre dir, daß ich nie Hand an ihn legte, daß ich kein einziges Wort mit ihm sprach. Ich hätte nie im Leben deinem Vater etwas angetan, auch wenn er mir den Weg zu dir versperrte. Irgendwie hätte ich dich schon erreicht, es hätte einen Weg gegeben... du tust mir bitteres Unrecht!«
    »Und doch seid Ihr in das Zimmer gegangen, in dem er lag«, erinnerte Hugh ihn gleichmütig. »Warum?«
    »Um mich ihm vorzustellen, um ihm mein Anliegen vorzutragen, warum sonst? Es war in diesem Augenblick die einzige Hoffnung, die ich hatte, und ich durfte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich wollte ihm sagen, daß ich Melicent liebe, daß ich ein ehrenhafter, wohlhabender Mann sei und nichts weiter wünschte, als ihr mit Hab und Gut zu dienen. Vielleicht hätte er mich angehört! Ich wußte, weil sie es mir gesagt hatte, daß er ein erbitterter Feind der Waliser war, ich wußte, daß kaum Hoffnung bestand, aber es war die einzige Hoffnung, die ich hatte. Aber ich kam gar nicht zum Sprechen.
    Er lag in tiefem Schlaf, und bevor ich ihn zu wecken wagte, kam der gute Bruder herein und schickte mich hinaus. Das ist die Wahrheit, und ich will sie vor dem Kreuz beschwören.«
    »Es ist die Wahrheit!« setzte Eliud sich energisch für seinen Freund ein. Er stand, da Elis einen Sitzplatz ausgeschlagen hatte, mit der Schulter dicht an Elis Seite, um ihm Trost und Sicherheit zu bieten. Er war so bleich, als wäre die Beschuldigung gegen ihn vorgebracht worden, und seine Stimme klang belegt und leise. »Er war mit mir im Kreuzgang, wo er mir von seiner Liebe erzählte und sagte, daß er zum Herrn Gilbert gehen und von Mann zu Mann mit ihm sprechen wollte. Ich hielt es für unklug, aber er wollte unbedingt! Es dauerte nur wenige Minuten, bis er wieder herauskam, der Bruder Krankenwärter hatte ihn fortgeschickt. Sein Verhalten war ganz normal, er kam rasch und geradewegs über den Hof und kümmerte sich nicht darum, wer ihn etwa gesehen hatte.«
    »Das mag wohl wahr sein«, stimmte Hugh nachdenklich zu, »aber trotz alledem, selbst wenn er ohne böse Absicht und ohne große Hoffnung zum Sheriff ging, mag es ihm , als er da am Bett stand, in den Sinn gekommen sein, wie leicht und wie endgültig das Hindernis zu beseitigen sei - ein Mann, der schlief und sehr erschöpft war.«
    »Das würde er nie tun!« rief Eliud. »Das ist nicht seine Art.«
    »Ich habe es nicht getan«, sagte Elis und blickte hilflos zu Melicent, die seinen Blick mit versteinertem Gesicht erwiderte, ohne ihm zu helfen. »Um Himmels willen, so glaubt mir doch!
    Ich glaube, ich hätte ihn nicht einmal berühren und wecken können, selbst wenn niemand gekommen wäre, der mich fortschickte. Einen braven, starken Mann so... schutzlos zu sehen...«
    »Und doch war niemand außer dir dort drinnen«, fuhr sie ihn erbarmungslos an.
    »Das kann nicht bewiesen werden!« gab Eliud heftig zurück. »Der Bruder Krankenwärter sagte, die Tür sei offen gewesen und jeder hätte eintreten können.«
    »Aber ebensowenig kann bewiesen werden, daß jemand anderer drinnen war«, sagte sie mit schmerzhafter Bitterkeit.
    »Doch. Ich glaube, ich kann es beweisen«, sagte Bruder

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