Lösegeld Für Einen Toten
hinausgelassen; nämlich jene drei, die auf keinen Fall getötet haben konnten, da sie die ganze Zeit über in Hughs und des Abtes Gesellschaft gewesen waren. Einon ab Ithel und seine beiden Hauptmänner waren zu Owain Gwynedd zurückgeritten.
Sie schienen ohne jede Schuld, und doch konnten sie unwissentlich ein Beweisstück mitgenommen haben.
Drei Möglichkeiten, und gewiß lohnte es, selbst die dritte und am weitesten hergeholte zu prüfen. Er hatte sich mit den anderen beiden schon seit einigen Tagen herumgeschlagen und beständig über sie nachgegrübelt, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Aber für seine Landsleute, die in der Burg eingesperrt waren, für Abt und Prior und Brüder und für die Familie des toten Sheriffs würde es keinen wahren Seelenfrieden geben, solange die Wahrheit nicht bekannt war.
Vor dem Abendgebet ging Cadfael, wie er es schon so viele Male getan hatte, mit seinen Sorgen zu Abt Radulfus.
»Entweder das Tuch ist noch hier bei uns, Vater, aber so gut versteckt, daß wir es trotz all unseres Suchens nicht finden konnten, oder es wurde von jemand, der in der kurzen Spanne zwischen dem Mittagsmahl und der Entdeckung des toten Sheriffs unsere Mauern verließ, hinausgebracht. Es kann auch ein anderer gewesen sein, der nach der Entdeckung offen und mit Erlaubnis aufbrach. Von diesem Zeitpunkt an ließ Hugh Beringar alle beobachten, die die Enklave verließen. Ich glaube, bevor der Mord bekannt wurde, sind nur wenige Menschen durch das Tor getreten, denn die Zeitspanne war kurz, und der Pförtner konnte nur drei benennen; alles gute Leute aus der Klostersiedlung, die für uns unterwegs waren. Und alle wurden aufgesucht und sind eindeutig schuldlos. Ich räume ein, daß es noch andere gegeben haben mag, doch der Pförtner konnte sich an niemand mehr erinnern.«
»Wir wissen von dreien«, erwiderte der Abt nachdenklich, »die noch am gleichen Nachmittag aufbrachen, um nach Wales zurückzukehren, die jedoch durch einen absolut gültigen Beweis als unschuldig zu gelten haben. Und wir wissen von einem, nämlich Anion, der floh, nachdem er befragt worden war. Ihr wißt so gut wie ich, daß für die meisten Anion seine Schuld durch die Flucht bewiesen hat. Scheint es Euch nicht auch so?«
»Nein, Vater, zumindest nicht die Schuld dieser Todsünde. Gewiß weiß und fürchtet er etwas, und vielleicht hat er Grund zu fürchten. Aber nicht jene Tat. Er war einige Wochen in unserer Krankenstation, und allen anderen Insassen ist sein gesamter Besitz bekannt - er hat kaum etwas, die Liste ist nur klein -, und wenn er je ein solches Tuch, wie ich es suche, in den Händen gehabt hätte, dann wäre es bemerkt und er danach gefragt worden.«
Radulfus nickte zustimmend. »Ihr habt noch nicht die goldene Nadel aus Herrn Einons Mantel erwähnt, obwohl auch sie fehlt.«
»Das«, sagte Cadfael, der die Anspielung verstand, »ist möglich. Es würde Anions Flucht erklären. Und er wurde und wird gesucht. Aber wenn er das eine Ding nahm, dann brachte er doch nicht das andere mit. Wenn er nicht ein Tuch, wie ich es Euch beschrieb, in den Händen hatte, dann ist er kein Mörder. Und das Wenige, das er besaß, haben viele Männer hier gesehen und gekannt. Und soweit wir es erforschen konnten, hat dieses Haus noch nie ein solches Tuch in seinen Vorratskammern gehabt, das dann entwendet und mißbraucht wurde.«
»Wenn aber dieses Tuch am gleichen Tage auftauchte und wieder verschwand«, sagte Radulfus, »dann wollt Ihr wohl sagen, daß es mit den walisischen Herren kam und ging? Wir wissen, daß sie keine Missetat begangen haben. Wenn sie auf dem Rückweg auf die Idee gekommen wären, irgend etwas in ihrem Gepäck hätte mit dieser Angelegenheit zu tun, würden sie uns doch sicher eine Nachricht zukommen lassen.«
»Dafür gibt es keinen Grund, Vater, denn sie können nicht wissen, welche Bedeutung das Tuch für uns hat. Erst nach ihrer Abreise entdeckten wir jene winzigen Fädchen, die ich Euch zeigte. Woher sollten sie wissen, daß wir ein solches Tuch suchen? Und bisher kam überhaupt keine Nachricht von ihnen, nichts als die Nachricht von Owain Gwynedd an Hugh Beringar.
Wenn Einon ab Ithel seinen Schmuck jetzt vermißt, dann ist ihm vielleicht gar nicht klar, daß er ihn hier verlor.«
»Und Ihr glaubt«, fragte der Abt nachdenklich, »daß es nützlich sein könnte, mit Einon und seinen Offizieren zu sprechen, um diese Dinge aufzuklären?«
»Nur, wenn Ihr es wollt«, erwiderte Cadfael. »Man kann nicht
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