Lösegeld Für Einen Toten
ihnen die Annäherung, indem er den schwergebauten Grauen, den er beobachtet hatte, einem Burschen übergab und sich wie selbstverständlich von den Ställen abwandte, als hätte er diese Aufgabe für den Augenblick erledigt. Und da waren sie auch schon, Elis und Eliud, Schulter an Schulter gehend, als wären sie derart verbunden geboren worden, und wandten sich mit zusammengezogenen Augenbrauen und besorgten Blicken an ihn.
»Mein Herr Beringar...«, Eliud, der Stille, der Ernste, der Dunklere, sprach für sie beide. »Ihr zieht zur Grenze? Droht ein Krieg? Etwa mit Wales?«
»Zur Grenze schon«, sagte Hugh leichthin, »aber zu einem Treffen mit dem Prinzen von Gwynedd. Mit eben jenem, der Euch und Eure Gefolgschaft bat, Eure Seelen in Geduld zu üben und mit mir zusammenzuarbeiten, um Gerechtigkeit in der Euch bekannten Angelegenheit zu finden. Nein, macht Euch keine Sorgen! Owain Gwynedd ließ mich wissen, daß er und ich im Norden dieser Grafschaft ein gemeinsames Interesse haben, daß nämlich ein gemeinsamer Feind dort sein Glück versucht. Wales droht von meiner Seite keine Gefahr, und ich glaube, auch meine Grafschaft wird von Wales nicht bedroht.
Zumindest nicht«, fügte er, sich rasch besinnend hinzu, »von Gwynedd.«
Die beiden Vettern sahen sich groß an, die Schultern gegeneinander gelehnt, und dachten nach. Dann sagte Elis abrupt: »Mein Herr, behaltet Powys im Auge. Sie... wir«, berichtigte er sich mit einem ablehnenden Schnaufen, »wir sind unter dem Banner von Chester nach Lincoln gezogen. Wenn Chester nun angreift, dann werden sie es in Caus wissen, sobald Ihr nach Norden zieht. Sie könnten glauben, daß es... daß es nun möglich wäre... die Damen dort in Godric's Ford...«
»Eine Herde dummer Frauen«, sagte Cadfael nachdenklich, aber hörbar in seine Kapuze, »und alt und häßlich noch dazu.«
Das runde, offene Gesicht unter dem schwarzen, lockigen Haargewirr entflammte vom Hals bis zur Stirn, doch der Junge schlug weder die Augen nieder noch veränderte er seinen gespannten Gesichtsausdruck. »Ich habe alle möglichen Narrheiten gestanden und gebeichtet«, erwiderte Elis unbeirrt, »und diese gehört dazu. Bewacht sie nur gut! Ich meine es ernst! Der Fehlschlag wird an meinen Gefährten von damals nagen, und sie könnten es noch einmal versuchen.«
»Ich habe das bedacht«, sagte Hugh geduldig. »Ich hatte nicht die Absicht, die Grenze völlig von Männern zu entblößen.«
Die Röte des Jungen verblich und flammte erneut auf.
»Verzeiht! Das ist Eure Aufgabe. Aber ich weiß genau... diese Abfuhr sitzt ihnen wie ein Stachel im Fleisch.«
Eliud zupfte seinen Vetter am Ärmel und zog ihn fort. Sie traten ein paar Schritte beiseite. An den Stalltoren bogen sie um die Ecke, nicht ohne einen letzten Blick über die Schultern zu werfen, und verschwanden, immer noch Schulter an Schulter, wie ein einziges tiefbetrübtes Wesen.
»Mein Gott!« sagte Hugh, ihnen nachblickend, mit einem Stoßseufzer. »Um die Wahrheit zu sagen, habe ich weniger Männer, als mir lieb ist, und dieser grüne Junge warnt mich auch noch! Als ob ich nicht wüßte, daß ich jetzt mit jedem Atemzug und jedem Bogenschützen, den ich abziehe, ein Risiko eingehe. Hätte ich ihn fragen sollen, wie man eine halbe Kompanie auf ein Gebiet verteilt, das für dreie noch zu groß wäre?«
»Ach, er wollte nur, daß Ihr Eure ganze Streitmacht zwischen Godric's Ford und seinen Landsleuten aufbaut«, meinte Cadfael verständnisvoll. »Dort ist das Mädchen, das er liebt. Ich bezweifle, ob ihm am Schicksal von Oswestry oder Whitchurch genausoviel gelegen ist. Nur der große Wald soll unbehelligt bleiben. Haben die beiden Euch bisher keine Schwierigkeiten gemacht?«
»Ganz und gar nicht! Sie sind nicht einmal in den Schatten des Tores getreten.« Die Worte wurden mit selbstverständlicher Gewißheit gesprochen. Hugh hatte jemand abgestellt, der jede Bewegung der beiden Gefangenen beobachtete, und wußte vom Morgengrauen bis zur Dämmerung alles, was sie taten, wenn auch nicht alles, was sie sagten; doch falls einer von den beiden je den Fuß über die Schwelle setzte, würde man ihm sogleich nachdrücklich auf die Zehen treten. Es sei denn, es wäre wichtiger, ihm zu folgen und herauszufinden, mit welcher Absicht er sein Ehrenwort brach.
Aber wie konnte man wissen, ob der Stellvertreter dieselbe unaufdringliche Bewachung aufrechterhalten würde, wenn Hugh erst im Norden war?
»Wem überlaßt Ihr hier die Führung?«
»Dem
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