Lösegeld Für Einen Toten
wißt selbst am besten«, sagte Radulfus mit seinem ernsten Lächeln, »wie Ihr einen solchen Kontakt diskret gestaltet. Der junge Mann ist neu in seinem Amt.«
»Ich muß in jedem Falle durch die Stadt«, entgegnete Cadfael leise, »und selbstverständlich muß ich die Befehlshaber in der Burg von meinem Auftrag unterrichten und sie um Erlaubnis bitten. Es ist eine gute Gelegenheit, denn es sind nur wenige Männer verfügbar.«
»Wohl wahr«, sagte Radulfus, der daran dachte, wie dringend die Männer vielleicht in Kürze unten an der Grenze gebraucht wurden. »Nun gut denn! Wählt Euch ein gutes Pferd aus. Ihr habt Erlaubnis, nach Eurem Gutdünken zu verfahren.
Ich will, daß für diesen Tod gesühnt und gebüßt wird. Ich will Gottes Frieden für meine Krankenstation und innerhalb meiner Mauern haben, und die Schuld muß bezahlt werden. Geht und tut, was Ihr könnt.«
Auf der Burg gab es keine Schwierigkeiten. Herbard brauchte nur zu hören, daß ein Gesandter des Abtes nach Oswestry und weiter aufbrechen wollte, um ihm sofort eine Botschaft an den neuen Sheriff mitzugeben. So unbeholfen und sicher er sich auch fühlte, er war fest entschlossen und gewillt, allem zu begegnen, was da kam, und es lag ihm viel daran, seinen Vorgesetzten auf dem laufenden zu halten. Er war ängstlich, aber resolut; Cadfael glaubte, daß er sich gut machte und, sobald Blut floß, ein nützlicher Mann für Hugh wäre. Bis dahin mochte es nicht mehr lange dauern.
»Laßt den Herrn Beringar wissen«, sagte Herbard, »daß ich beabsichtige, die Grenze bei Caus genau zu überwachen.
Ich wünsche, daß er erfährt, daß die Männer von Powys auf der Lauer liegen. Wenn es weitere Überfälle gibt, werde ich sofort einen Boten schicken.«
»Er soll es erfahren«, sagte Cadfael und ritt bald darauf ein kurzes Stück durch die Stadt, vom High Cross zur Waliser Brücke hinunter, und weiter nach Nordwesten gen Oswestry.
Zwei Tage später kam der nächste Schlag. Madog ap Meredith war mit seinem ersten Versuch sehr zufrieden gewesen und stellte jetzt eine größere Zahl von Männern zusammen, bevor er mit aller Gewalt angriff. Sie schwärmten durch das Rea-Tal nach Minsterley hinunter, brannten und plünderten, umkreisten Minsterley und zogen nach Pontesbury weiter.
In Shrewsbury wurden walisische wie englische Ohren gespitzt, jedermann lauschte zitternd und angestrengt auf jede Unruhe und jedes Gerücht.
»Sie sind losgezogen!« sagte Elis, als er in der Nacht gespannt und schlaflos neben seinem Vetter lag. »O Gott, wenn ich an Madog und seine Rachsucht denke! Und sie ist dort! Melicent ist in Godric's Ford. Oh, Eliud, wenn er es sich nun in den Kopf setzt, Rache zu üben?«
»Du machst dir Sorgen um nichts«, gab Eliud leidenschaftlich zurück. »Sie wissen dort, was sie tun, sie werden aufpassen und achtgeben, daß den Nonnen kein Schaden geschieht. Außerdem zieht Madog nicht in ihre Richtung, sondern durchs Tal, wo die Beute am fettesten ist.
Und du hast ja selbst gesehen, wozu die Wäldler fähig sind.
Warum sollte er das noch einmal versuchen? Es war ja nicht seine eigene Nase, die dort blutig geschlagen wurde; du hast mir doch erzählt, wer den Überfall anführte. Und was gibt es für einen wie Madog in Godric's Ford zu plündern, wenn man es mit den reichen Anwesen im Tal von Minsterley vergleicht?
Nein, sie ist dort bestimmt sicher.«
»Sicher! Wie kannst du das nur sagen? Wo gibt es überhaupt noch Sicherheit? Man hätte sie nie gehen lassen dürfen.« Elis stieß wütend die Fäuste in das raschelnde Stroh ihrer Matratze und warf sich im Bett herum. »Oh, Eliud, wenn ich nur hier herauskönnte und frei wäre...«
»Aber das bist du nicht«, erwiderte Eliud mit der verzweifelten Schärfe eines Menschen, der vom gleichen Schmerz gequält wird, »genauso wenig wie ich. Wir sind gebunden, und wir können nichts daran ändern. Um Himmels willen, sei doch gerecht mit den Engländern. Sie sind weder Narren noch Feiglinge, und sie werden ihre Stadt und ihren Boden halten und auf ihre Frauen achtgeben, ohne dich oder mich rufen zu müssen. Welches Recht hast du, an ihnen zu zweifeln? Und ausgerechnet du, der selbst dort einfiel, mußt so reden!«
Elis ergab sich mit einem Seufzen und einem freudlosen Lächeln. »Und ich habe meine Quittung dafür bekommen!
Warum bin ich überhaupt mit Cadwaladr gegangen? Gott weiß, wie oft und wie bitter ich es seitdem bereut habe.«
»Es ist schon gut«, sagte Eliud traurig, da er sich
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