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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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nach Shrewsbury abzuschneiden, oder nach Südwesten zu reiten, nach Godric's Ford - je nachdem, welche Nachrichten unterwegs von den Boten kamen, die vor Tagesanbruch ausgesandt worden waren. Die erste Meile legten sie sehr schnell zurück, bis ein atemloser Landmann aus den Büschen stürzte und sie kurz hinter dem Dörfchen Beistan aufhielt.
    »Mein Herr, sie sind von der Straße abgeschwenkt. Sie sind von Pontesbury nach Osten in den Wald in Richtung Hochland gezogen. Sie haben der Stadt den Rücken gekehrt, um eine andere Beute aufzuspüren. Haltet Euch an der Gabelung nach Süden!«
    »Wie viele sind es?« fragte Herbard, während er schon sein Pferd in die neue Richtung lenkte.
    »Mindestens hundert. Sie halten eng zusammen und erlauben es nicht, daß Nachzügler hinterdrein schlendern. Sie rechnen wohl mit einem Kampf.«
    »Den sollen sie bekommen!« versprach Herbard, führte seine Männer auf den Weg nach Süden und ritt, wo immer das Gelände einigermaßen offen war, im Galopp.
    Eliud trabte in der Vorhut mit und fand selbst deren Geschwindigkeit zu gering. Er trug den Makel eines schweren Verdachtes und der Schande, wie er es gewünscht hatte: Das Seil hing zusammengerollt an seinem Hals, so daß jeder es sehen konnte, und der Bogenschütze, der ihn niederschießen würde, wenn er zu flüchten versuchte, hielt sich dicht hinter ihm; doch er trug auch ein geborgtes Schwert an der Hüfte, hatte ein Pferd unter sich und war unterwegs. Er sorgte sich, und trotz der Kälte des Märzmorgens war ihm siedendheiß. Elis hatte wenigstens den Vorteil, schon einmal über diese Pfade geritten und in dieses Waldland vorgedrungen zu sein. Eliud war noch nie südlich von Shrewsbury gewesen, und obwohl die Schnelligkeit, mit der sie ritten, seinem ängstlichen Herzen viel zu gering erschien, konnte er nichts gewinnen, wenn er ausbrach, denn er wußte nicht genau, wo Godric's Ford lag.
    Der Bogenschütze, der ihm folgte, mochte ein guter Schütze sein, aber er war gewiß kein guter Reiter; sicher wäre es möglich gewesen, etwas Geschwindigkeit zuzulegen, vorzustürmen und ihm zu entkommen - aber was hätte das genützt? Die Zeit, die er damit gewann, würde er unweigerlich wieder verlieren, wenn er sich in diesem Wald verlief. Er hatte keine Wahl, als sich von den anderen führen zu lassen, zumindest nahe genug, um die Richtung mit Auge oder Ohr zu finden. Es würde schon Anzeichen geben. Er lauschte beim Reiten angestrengt auf jedes verräterische Geräusch, aber da war nichts zu hören außer dem Rauschen und Knacken der abgestreiften Äste, dem Donnern der Hufe auf dem tiefen Boden und hin und wieder dem einsamen Ruf eines Vogels, der ungestört von dieser Invasion verblüffend laut klang.
    Es konnte nicht mehr weit sein. Sie ritten jetzt über ansteigende Heide, die danach wieder zu dichtem Waldland und feuchtem Morast absank. Elis mußte den ganzen Weg in der Nacht zu Fuß gerannt sein, er mußte durch diese Löcher mit dem stehenden grünen Wasser geplatscht sein und sich die plötzlichen Anstiege voller Heide und Buschwerk und einzelner Felsen hinaufgequält haben.
    Mitten auf der Heide zügelte Herbard plötzlich sein Pferd und gebot den Männern Schweigen. »Hört! Da vorn zu unserer Rechten - da ziehen Männer.«
    Sie strengten ihre Ohren an und hielten den Atem an. Es war nur ein leises, beständiges Raunen von Geräuschen, zusammengesetzt aus dem Rauschen von Zweigen, dem Rascheln der Blätter des letzten Herbstes unter vielen Füßen, dem Knacken eines toten Astes, einem kurzen und leisen Wortwechsel, einem schrillen und empörten Vogelschrei.
    Deutliche Anzeichen dafür, daß sich eine große Gruppe von Männern fast geräuschlos und ohne Hast durch den Wald bewegte.
    »Jenseits des Baches und ganz nahe an der Furt«, sagte Herbard scharf. Und er schüttelte den Zügel, gab dem Pferd die Sporen und stürmte, die Männer dicht auf seinen Fersen, voran. Vor ihnen öffnete sich ein schmaler Reitweg zwischen hohen Bäumen, eine lange Allee, an deren fernem Ende sie flache, verwitterte, dunkelbraune Holzbauten erkannten und dahinter, zwischen den Bäumen, ein Flechtwerk aus Tageslicht, wo der Einschnitt des Baches ihren Weg kreuzte.
    Sie hatten den Reitweg halb durchmessen, als das brodelnde Gemurmel aufgeregter Männer, die aus ihrer Deckung brachen, am unsichtbaren Wasserlauf aufbrandete; dann erhob sich eine einzige Stimme laut über die Geräusche und ließ eine trotzige Herausforderung erschallen. Und noch

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