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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Männer.
    »Denk mal nach, du Hirsch.«
    Nach ein paar Herzschlägen fragte der Gesetzlose: »He, wo sind denn die Wächter?«
    Die Antwort gab ein Pfeil, der ein paar Handbreit neben John Miller in einem Baumstamm einschlug. Das Gebüsch rund um die Lichtung bewegte sich. Soldaten traten daraus hervor. Und wenn Edith vorhin gedacht hatte, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte, sah sie sich nun getäuscht.
    »Alle Schurken auf einen Haufen«, sagte der Anführer der Soldaten. »Gott meint es gut mit mir.« Er war Guy de Gisbourne.

26
    S ire Guys Männer schienen die Gesetzlosen überrumpelt zu haben, kaum dass John Miller und die waffenfähigen Männer aufgebrochen waren, um Victors Reisegruppe abzufangen. Die Normannen mussten die Höhle belauert und nur auf den günstigsten Zeitpunkt gewartet haben, um zuzuschlagen. Sie hatten alle Gesetzlosen in einer Ecke der Höhle zusammengetrieben, und da saßen sie nun: Frauen, Männer und Kinder, die Köpfe gesenkt, ein Bild der Niedergeschlagenheit, von einem Dutzend normannischer Soldaten mit gespannten Armbrüsten bewacht.
    »Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich mich vor euch Gesindel geschlagen gebe!«, stieß Sire Guy hervor. »Sobald wir uns befreit hatten, habe ich den Wald hier bewachen lassen. Es hat nicht lange gedauert, bis ich herausgefunden hatte, in welchem Dreckloch ihr euch versteckt. Jetzt hab ich euch in der Hand und ich werde euch alle zerquetschen.«
    Ein kleines Kind begann zu weinen. Sire Guy verzog den Mund. »Mit eurer Brut fange ich an! Und wenn ich eine Bank bauen lassen muss, damit sie draufsteigen kann, wenn der Henker ihr die Schlinge um den Hals legt!«
    »Ihr habt hier keine Befugnisse, Sire Guy!«, rief eine Frauenstimme. Edith erkannte John Millers Frau. »Ihr seid nur einer der Gefolgsleute des Sheriffs!«
    Ein Mann kam zum Höhleneingang herein. Er musste die letzten Worte gehört haben, denn er richtete sich auf, nahm den Helm vom Kopf und zog sich die Panzerkapuze herunter. Ein paar der Gesetzlosen atmeten tief ein. Edith schluckte.
    »Die Befugnisse habe ich , meine Liebe«, sagte der Neuankömmling. »Reicht euch das?« Er sah sich um und erblickte Edith und Robert. »Sieh da«, sagte er erstaunt. »Da kommen wir ja rechtzeitig, um zwei Gefangene zu befreien. Ich hoffe, Ihr seid nicht von diesem Abschaum festgehalten worden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, Mylord?« Der Spott war so dick, dass man ihn in Eimern hätte wegtragen können.
    »Ihr seid der Sheriff!«, rief Robert.
    Roger de Laci nickte gelassen. »Immer zu Diensten, wenn es darum geht, den Frieden zu bewahren.«
    »Das sind keine Gefangenen«, knurrte Sire Guy. »Sie stecken mit den Gesetzlosen unter einer Decke. Ich habe Euch doch von dem Mönch erzählt …«
    »Ah ja. Ist der Mönch hier? Den hätte ich gerne mal kennengelernt. Immerhin ist er ganz allein mit Euch fertig geworden.«
    Sire Guy errötete. »Er ist nicht hier.«
    »Schade.« Der Sheriff räusperte sich. »Wer ist euer Anführer?«
    Die Gesetzlosen sahen sich an.
    »Warum sollte er sich Euch zu erkennen geben, Sheriff?«, rief John Millers Frau. »Damit Ihr ihn schneller aufhängen könnt?« Edith hörte den panischen Unterton in ihrer Stimme.
    »Wir hängen euch alle auf«, erklärte der Sheriff freundlich. »Es ist also nur eine Formsache.«
    John Miller trat vor, bevor Sire Guy ihn packen und vor den Sheriff stoßen konnte. »Ich bin der Anführer«, sagte er heiser.
    »Name?«
    »John Miller.«
    »John Miller, Mylord«, korrigierte der Sheriff.
    »John Miller!«
    Roger de Laci seufzte. »Weißt du, was man vor allen Dingen braucht, wenn man Sheriff ist in einem Landstrich wie diesem, wo es jede Menge unzufriedenen Gesindels gibt und nicht alle Lords ihr Schwert so ziehen können, dass sie sich dabei nicht selbst verletzen?«
    Einige Soldaten warfen Sire Guy Blicke zu und grinsten unterdrückt.
    »Also, ich sag es dir: Respekt. Ein Sheriff braucht vor allem Respekt.« Plötzlich trat er vor, packte mit einem Panzerhandschuh John Millers vollen Haarschopf und zwang den Gesetzlosen mit einer Bewegung in die Knie. »Und du wirst mir diesen Respekt erweisen, John-der-irgendwann-mal-ein-Müller-gewesen-sein-muss, weil ich ihn mir sonst hole. Und glaub mir, das wird wehtun!«
    John Miller ächzte etwas.
    »Name?«, wiederholte der Sheriff.
    »John Miller«, stieß Johnnys Vater hervor und presste die Lippen zusammen. Er erntete damit gleichzeitig Ediths Bewunderung und ihre Ablehnung, weil

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