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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sagte er.
    Sire Guy war wie gelähmt. Der Sheriff zischte: »Kniet nieder, Ihr Narr. Das ist der König!«
    Der normannische Ritter fiel auf die Knie. Sein Mund arbeitete, dann tat er es dem Sheriff nach und bot König Richard sein Schwert an.
    Der König schritt aus der Mitte der Gesetzlosen heraus. Er hatte einen harten Zug um den Mund und seine Augen waren schmal. Ein Kopfnicken reichte und John Miller wurde losgelassen. Einer der Soldaten klopfte ihm sogar noch den Staub von der Tunika. Ein weiteres Kopfnicken, und alle Waffen, die die Soldaten des Sheriffs in den Händen gehalten hatten, klapperten auf den Boden. Dann stand der König vor Edith. Sie konnte nichts anderes tun, als in sein Gesicht starren. Nie hätte sie geglaubt, dass es in solcher Härte einfrieren konnte. Die blauen Augen funkelten.
    Dann zersplitterte die steinerne Maske für einen Herzschlag in ein breites Lächeln und er zwinkerte Edith zu. »Folgt mir«, sagte er leise. »Ihr auch, Lord Robert.«
    Der Kanzler wollte Richard ebenfalls folgen, doch der König winkte ab. Edith und Robert stolperten hinter ihm her zur Höhle hinaus, wo es immer noch ein herrlicher Sommertag war und die Vögel in den Bäumen sangen, als wäre Ediths Welt nicht soeben zweimal eingestürzt und wieder aufgerichtet worden.
    »Geht es Euch gut, Lady Edith?«, fragte der König. Endlich besann Edith sich und machte einen tiefen Knicks. Richard hielt sie auf und zog sie wieder in die Höhe. »Für heute habe ich genug Demutsbezeigungen gesehen. Ihr auch, Lord Robert. Steht auf. Ich bitte Euch.«
    »Woher wisst Ihr unsere Namen, Euer Gnaden?«, flüsterte Edith.
    »Ich habe Erkundigungen eingezogen.«
    Edith starrte auf ihre Hand, die immer noch von König Richard gehalten wurde. Er folgte ihrem Blick und beeilte sich kein bisschen, ihre Hand freizugeben. Sie fühlte, wie kalt ihre Finger geworden waren. Gleichzeitig klopfte ihr Herz bis zum Hals.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, sagte der König. »Ich habe Anordnungen gegeben und Erlässe unterschrieben, ohne mich darum zu kümmern, dass von diesen Befehlen Menschen betroffen waren und Schicksale entschieden wurden. Das ist eines Königs unwürdig … und besonders, da Ihr und Euer Bruder es wart, die davon betroffen waren. Könnt Ihr mir verzeihen, Lady Edith?«
    Edith brachte kein Wort heraus. Sie merkte auf einmal, wie nah der König ihr mittlerweile gekommen war. Zwischen ihren Gesichtern war kaum noch eine Handbreit Raum. Sie spürte seinen Atem auf ihren Lippen, wenn er sprach. Wenn sie sich vorgebeugt hätte, hätte sie ihn …
    Sie zuckte zurück. Beinahe panisch entriss sie ihm ihre Hand.
    »Ihr werdet Euch wundern, was dieser Mummenschanz hier zu bedeuten hat, oder?«, fragte Richard. »Nun, tatsächlich war alles geplant, bis auf das Auftauchen des Sheriffs – aber mein Kanzler wird das in den Griff bekommen. Es ist nämlich wichtig, dass niemand erfährt, dass ich hinter all dem stecke. Als ich erfuhr – übrigens durch Euren treuen Freund Oswald Armorer, den daraufhin das tragische Schicksal ereilte, zum obersten Waffenschmied am Königshof ernannt zu werden – wie sich die Sache mit Euch, Eurer Mutter und ihrem Liebhaber verhielt, waren alle Dokumente schon unterzeichnet. Sie für ungültig zu erklären, hätte einen riesigen Skandal hervorgerufen und weder Euch noch Eurer Sache genützt. Also musste ich im Geheimen handeln. Ich schickte Lord Guilhelm de Longchamp voraus. Er und die Soldaten haben Euch am zweiten Tag nach Eurer Abreise überholt, aber das habt weder Ihr noch Victor d’Aspel gemerkt. Guilhelm sollte herausfinden, wie ich Euch aus dem Gewahrsam Victors befreien konnte, ohne dass mein Eingreifen bemerkbar würde. Eure Mutter wurde zu diesem Zeitpunkt schon von der Königin in London festgehalten, damit Victor auf sich allein gestellt wäre, wenn es zur Konfrontation käme.«
    »Die Königin …«, begann Robert.
    Richard grinste. »Meine Mutter ist letztlich genauso beeinflussbar wie jeder andere Mensch. Um ihr einzureden, dass sie die verlängerte Anwesenheit Eurer Mutter am Hof in London wünschte, brauchte ich nur ein paar alte Tricks, die ich bei ihr selbst gelernt habe. Als mich Lord Guilhelm über die Gesetzlosen im Barnsdale Forest informierte, hatte ich einen Plan. Ich kann Euch sagen, John Miller war ganz schön überrascht, als wir plötzlich in seinem Lager standen. Dem guten Mann ist leicht zu folgen; er verlässt sich zu sehr darauf, dass alle Welt die

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