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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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eine Sekunde die Augen zusammenkniff, glaubte sie, mitten im Universum zu schweben, glaubte, dass jeder auch noch so verrückte Wunsch wahr werden könnte. Man muss nicht einmal nach den Sternen greifen. Sie sind überall um uns, dachte sie.
    »Kerak ist gefallen«, begann Wilfrid. »Heute Abend ist ein Bote eingetroffen und hat Attayak Ali die Nachricht überbracht. Es heißt, Humphrey de Toron und seine Männer hätten am Ende der Belagerung versucht, ihre eigene Freiheit zu erkaufen, indem sie ihre Frauen und Kinder Sultan Saladin als Sklaven anboten. Ich weiß nicht, ob es stimmt. Hier werden Nachrichten schnell zu Märchen.«
    Edith schwieg.
    Wilfrid warf ihr einen Seitenblick zu, dann schaute er wieder in die Dunkelheit. »Der König ist fort«, sagte er schließlich.
    Edith hatte schon die ganze Zeit damit gerechnet. »Warum sagst du nicht: ›Es ist besser so?‹«, fragte sie nach einer langen Pause.
    »Weil ich nicht weiß, ob es so besser ist.«
    Edith war verblüfft.
    »Richard folgt seiner Pflicht, nicht seinem Herzen«, sagte Wilfrid. »Als eure Mutter und ich heirateten, taten wir auch unsere Pflicht. Und sieh, was daraus geworden ist! Dass sie mich hasst, wusste ich schon vor meiner Abreise ins Heilige Land; wie groß dieser Hass war und wozu er sie treiben würde, hätte ich mir nie vorstellen können.«
    »Was wäre geschehen, wenn ihr beide euren Herzen gefolgt wärt?«
    »Dann wäre Diane heute irgendwo in Aquitanien die Herrin eines kleinen, unbedeutenden Besitztums, das irgendein Baron Victor d’Aspel zum Lehen gegeben hätte. Sie hätte nicht so viele Dienstboten und nicht so viele schöne Kleider und nicht so viel Schmuck wie die Herrin von Kyme. Aber am Ende des Tages, wenn Bedienstete und Kleider und Schmuck nebensächlich geworden sind und nur noch der Mensch zählt, zu dem man unter die Decke schlüpft, wäre sie glücklich.«
    »Als … als du für König Henri ins Heilige Land gezogen bist … bist du da deinem Herzen gefolgt?«
    Wilfrid schüttelte den Kopf. »Meinem Herzen gefolgt«, sagte er rau, »bin ich erst, als ich mich von Attayak Ali aus Kerak herausschmuggeln ließ. Und als ich zu seinen Leuten ging, um im Gegenzug ihn befreien zu können. Meine Pflicht wäre gewesen, schnellstens Sultan Saladin aufzusuchen und ihm König Henris Friedensvorschläge zu unterbreiten. Schließlich war das meine Mission im Heiligen Land! Hätte ich es getan, wäre Burg Kerak, die wichtigste Festung weit und breit, jetzt nicht von den Sarazenen besetzt.« Er seufzte. »Manchmal zahlt man einen hohen Preis, wenn man seinem Herzen folgt.«
    »Wenn du nicht so gehandelt hättest, wie du es getan hast, wäre Attayak Ali jetzt vermutlich tot. Und Burg Kerak bliebe ein Räubernest, das Christen wie Sarazenen in diesem Land bedroht.«
    Wilfrid lächelte schwach. »Vielleicht lohnt es sich ja am Ende, einen hohen Preis für eine Herzensentscheidung zu zahlen.«
    »Johnny hat mir erzählt, dass du, als du die Wahl hattest, Said zum Geheimgang zu führen oder nach Robert und mir in der Wüste zu suchen, dich für Said entschieden hast.«
    Wilfrid schwieg lange. Früher hätte Edith gefürchtet, ihren Vater mit dieser Frage so wütend gemacht zu haben, dass er nicht antworten konnte. Die neue Edith wusste, dass er tief beschämt war. Und sie wusste, dass er nichts entgegnen konnte. Also sprach sie für ihn: »Einmal bist du der Stimme deines Herzens gefolgt und beim nächsten Mal hast du wie immer der Pflicht gehorcht. Papa – seinem Herzen zu folgen, heißt vor allem, ihm auch dann zu folgen, wenn es gerade am schwierigsten ist, und nicht abzuwarten, bis die Gelegenheit endlich mal günstig ist.«
    Wilfrid erwiderte auch diesmal nichts.
    »Welchen Weg wirst du jetzt nehmen? Deine Mission ist beendet – Friedensverhandlungen mit Sultan Saladin wird es nicht mehr geben, denn er befindet sich bereits im Krieg mit der Christenheit.«
    »Ich weiß es nicht. Ich muss erst wieder lernen, der Stimme meines Herzens wirklich zu vertrauen. Früher, in England, kannte ich nur die Pflicht.«
    Edith nahm Wilfrids Hand. Plötzlich war ihr ganz leicht zumute. »Robert und ich werden dich auf deinem Weg begleiten, solange wir können«, sagte sie. »Und wenn Mama es zulässt, werden wir auch sie begleiten.«
    »Und wer begleitet dich, meine schöne, kluge und über alle Maßen eingebildete Tochter?«
    Edith stutzte.
    Wilfrid wies mit dem Kinn in Richtung Lager, und in
einiger Entfernung, außer Hörweite, sah sie im

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